Tierschutz: Alternativen zu klassischem Leder im Überblick
Immer mehr Menschen verzichten für den Tierschutz auf Produkte aus Leder. Entsprechend stark steigt seit einigen Jahren die Nachfrage nach veganem Leder.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Lederwarenbranche setzt jährlich über 582 Millionen Franken in der Schweiz um.
- Veganes Leder fördert den Tierschutz, aber nicht den Naturschutz.
Leder ist einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit. Schon in der Antike wussten die Menschen die Häute der zum Verzehr erlegten Tiere als Material zu nutzen. Sie gerbten und färbten die Tierhäute unter anderem für Kleidung, Schuhe und Taschen. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.
Vegane Alternativen zu Leder für den Tierschutz
Im letzten statistisch belegbaren Jahr 2018 setzte die Lederwarenbranche laut «Statista» in der Schweiz 598 Millionen Franken um. Die Tendenz ist steigend.
Bis 2025 soll der Jahresumsatz auf rund 660 Millionen Franken steigen. Zeitgleich steigt jedoch auch die Nachfrage nach veganen Alternativen. Vor allem für den Tierschutz möchten immer mehr Menschen auf Lederprodukte verzichten.
Allerdings: Der «New York Times» zufolge landeten 2020 fünf Millionen Tierhäute im Müll, die zu Leder hätten verarbeitet werden können. Dies entsprach 15 Prozent der verfügbaren Tierhäute insgesamt.
Kunstleder als Alternative Nummer Eins
Wer für den Tierschutz auf Leder verzichten möchte, der kann heute unter mehreren Alternativen wählen. Am bekanntesten ist Kunstleder oder synthetisches Leder aus Polyurethan (PU) oder Polyvinylchlord (PVC). Dabei wird textiles Gewebe mit einer Beschichtung aus PU oder PVC versehen.
Diese unterscheidet sich haptisch und optisch kaum noch von echtem Leder. Synthetisches Leder hat in den letzten Jahren zu einem riesigen Boom in der Mode geführt.
Vor allem Kunstlederjacken und -hosen sind bei Damen stark nachgefragt, weil sie die Lässigkeit von echtem Leder vermitteln. Allerdings zu niedrigeren Kosten und mit Rücksicht auf den Tierschutz.
Der Haken daran: Kunstleder mag Tiere schützen, doch die Natur wird weiterhin belastet. Kunststoffe wie PU und PVC werden mit Erdöl und Chemikalien hergestellt.
Dazu sind die Endprodukte nicht biologisch abbaubar. Sie verschmutzen das Erdreich und belasten als Mikroplastik die Weltmeere.
Pflanzliches Leder als mögliche Option
Seit einigen Jahren experimentieren Hersteller aus aller Welt darum mit pflanzlichen Alternativen. Die Schweiz ist hier vorne mit dabei.
Die beiden Brüder Lucas und Claudius Knecht aus Zürich entdeckten beispielsweise den Apfel für sich: Reste der Apfelsaftproduktion in Südtirol verarbeiten sie zu Pulver, das mit recyceltem Kunststoff und Bio-Baumwolle gemischt wird.
So entsteht ein lederähnliches Material namens Apple Peel, das in Italien zu verschiedenen Lederprodukten verarbeitet wird.
Die beiden Schweizer Jungunternehmer sind mit ihrer Idee nicht alleine: Auch das chinesische Unternehmen Vegatex nutzt Pflanzen aus der Getränkeherstellung, um daraus veganes Leder zu produzieren. Die Produkte nennen sich Apple Skin (aus Äpfeln), Lemonskin (aus Zitronen) und Barley Skin (aus Gerste aus der Bierherstellung).
Weitere pflanzliche Lederalternativen für den Tierschutz
Eine weitere Frucht, die sich zur Lederherstellung eignet, ist die Ananas. Diese Idee wurde bereits Ende der 90er-Jahre auf den Philippinen geboren.
Hier machte sich die Spanierin Carmen Hijosa auf die Suche nach umweltfreundlichen Alternativen zu Leder, einem wichtigen Export des Landes.
Sie kam auf die Ananas, die, wie jeder Cocktailfreund weiss, auf Spanisch Piña heisst. Statt Piña Colada gab es bei ihr jedoch Piñatex, ein lederähnliches Material aus Ananasblättern.
Mexiko ist wiederum bekannt für seine Kakteen- und Agavengewächse, aus denen mehr als nur Mezcal und Tequila hergestellt werden kann. Das Unternehmen Desserto nutzt sie, um veganes Leder zu produzieren.
Vor allem die Fasern des Nopal-Kaktus eignen sich gut zur Herstellung von weichem, atmungsaktiven Leder. Was für Kleidung und Schuhe sowie für Autositze und Möbel.
Erwähnenswert sind auch das sogenannte Pilzleder des US-Unternehmens Mylo und das Blattleder von Biophilica aus Grossbritannien.
Für dieses wird Zellulose aus Laub aus Stadtparks und aus landwirtschaftlichen Rohstoffen verarbeitet. Viele weitere Experimente stecken noch in den Kinderschuhen und dürften bald zu weiteren spannenden Lederalternativen führen.