Tierschutz: Wie wird die Schweizer Nutztierhaltung nachhaltiger?

Marcel Winter
Marcel Winter

Bern,

Tierschutz und Nachhaltigkeit sollen in der Schweiz auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. So könnte eine nachhaltige Nutztierhaltung aussehen.

Tierschutz
Tierschutz und nachhaltige Tierhaltung können gelingen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Etwa 16,2 Prozent der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe sind heute Biobetriebe.
  • Der Tierschutz ist in der Schweiz gesetzlich verankert.

Die Massentierhaltung steht zunehmend in der Kritik. Immer mehr Menschen legen Wert auf Fleisch und andere tierische Produkte aus Biohaltung, die den Tierschutz und das Tierwohl berücksichtigt.

Die Landwirtschaft reagiert darauf: Im Jahr 2022 waren 7819 der insgesamt 48'344 Schweizer Landwirtschaftsbetriebe bio. Laut Bundesamt für Statistik entspricht dies einem Anteil von 16,2 Prozent.

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Der Tierschutz und die Nutztierhaltung in der Schweiz

Im Prinzip ist der Tierschutz in der Schweiz laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gesetzlich verankert. So müssen landwirtschaftliche Betriebe einige Grundregeln bei der artgerechten Haltung beachten. Allerdings wird die Einhaltung dieser Regeln nicht immer kontrolliert.

Tierschutz
Die Schweizer landwirtschaftlichen Betriebe müssen bestimmte Tierschutzvorschriften einhalten. - Depositphotos

Dazu erlaubt das Gesetz ein Schlupfloch: Die Würde des Tieres steht nicht an erster Stelle, sofern dies durch überwiegende Interessen gerechtfertigt ist. Bei Nutztieren gilt die Wirtschaftlichkeit als überwiegendes Interesse.

So konnte nachhaltige Nutztierhaltung aussehen

Auch wenn der Fleischverzehr in den letzten Jahren rückläufig ist, wollen die wenigsten Schweizerinnen und Schweizer komplett auf Fleisch verzichten.

Dennoch plagt viele das schlechte Gewissen, weil sie um die Bedingungen der Massentierhaltung wissen. Zumindest, so der Gedanke, sollen die Tiere dann ein gutes Leben gehabt haben, ehe sie für ihr Fleisch sterben.

Hühner
Für Hühner gibt es verschiedene Haltungssysteme. - Depositphotos

Zu den wichtigsten Punkten für mehr Tierschutz und Nachhaltigkeit gehören natürlichere Lebensbedingungen. Tiere benötigen tägliche Bewegung, ausreichenden Platz und frische Luft.

Bei Hühnern wird beispielsweise zwischen Bodenhaltung – im Stall – sowie Freilandhaltung – Auslauf im Freien – und Biohaltung unterschieden.

Auch bei Schweinen und Rindern gibt es Abstufungen: «BTS» steht zum Beispiel für «Besonders tierfreundliche Stallhaltung» und «RAUS» für «Regelmässiger Auslauf im Freien».

Die Ernährung der Nutztiere

Ein weiterer Punkt für mehr Nachhaltigkeit ist die Ernährung der Nutztiere. So werden riesige Flächen Regenwald abgeholzt, um dort Soja als Tierfutter anzubauen. Nach Angaben der Albert Schweitzer Stiftung dienen insgesamt 77 Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen als proteinreiches Tierfutter.

Ernährung der Tiere
Auch die Fütterung der Tiere spielt eine wichtige Rolle für den Tierschutz. - Depositphotos

Mehr Nachhaltigkeit bedeutet also, beim Tierfutter auf die Herkunft zu achten. So sollte kein Soja aus Brasilien gekauft werden, für das Regenwald abgeholzt wurde. Besser sind Soja und andere Getreidearten aus heimischem Anbau in der Schweiz.

Der Wasserverbrauch der Landwirtschaft

Um ein einziges Kilo Rindfleisch zu erzeugen, sind im Schnitt 15'000 Liter Wasser erforderlich. Allerdings handelt es sich dabei zu 94 Prozent um Niederschlagswasser, also Regen. Dieser sickert in den Boden und bleibt so im Wasserkreislauf erhalten.

Wasserverbrauch
Der Wasserverbrauch für ein Kilo Rindfleisch ist enorm. - Depositphotos

In diesem Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft ist die Schweiz also aufgrund der hohen Niederschläge schon gut aufgestellt. Viel problematischer ist die Viehzucht in trockenen Regionen der Erde, wo auf Trinkwasser und Grundwasser zugegriffen werden muss.

Nachhaltigkeit in der Tierzucht

Nutztiere wurden in den letzten Jahrzehnten auf immer mehr Effizienz und Höchstleistung getrimmt: Hühner sollten möglichst grosse Eier legen, Kühe möglichst viel Milch geben.

Dabei blieb der Tierschutz häufig auf der Strecke, denn die hochgezüchteten Tiere wurden anfälliger für Beschwerden.

Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit sollte in der Züchtung eine wichtige Rolle spielen. - Depositphotos

Diese wurden wiederum mit Unmengen umweltbelastender Medikamente wie Antibiotika behandelt. Mehr Nachhaltigkeit in der Zucht würde also bedeuten, dass Tiere wieder gesünder gezüchtet werden und mehr Zeit zum Aufwachsen erhalten.

Ein weiterer Aspekt ist der Erhalt und die erneute Förderung einheimischer Kulturrassen. Diese wurden in den letzten Jahrzehnten weitgehend verdrängt und stehen zum Teil kurz vor dem Aussterben. Diese sollen wieder mehr gefördert werden und damit auch die regionale Kultur in der Schweiz.

Kommentare

User #1813 (nicht angemeldet)

Die grössten Umweltsünder unter unseren Nahrungsmitteln sind tierischen Ursprungs. 1/3 der konsumbedingten Umweltbelastungen in Europa geht auf das Konto unseres Essens. Die Produktion hat hier den Hauptanteil: Verpackung, Transport, Lagerung, Zubereitung und Entsorgung fallen in der Regel deutlich weniger ins Gewicht. Besonders umweltbelastend ist die Tierhaltung: Sie ist sehr ressourcenintensiv und verursacht deutlich mehr Treibhausgas-Emissionen als der Anbau von pflanzlichen Nahrungsmitteln. So reduziert sich der Fussabdruck der Ernährung eines durchschnittlichen Schweizers beispielsweise um 24%, wenn er auf vegetarische Ernährung umstellt. Ernährt er sich vegan, sind es sogar 40%. Regionale Produkte verbessern den Fussabdruck in diesem Bereich nur um etwa 4%. Mit der Umstellung von tierischer auf pflanzliche Ernährung lässt sich also der Ernährungsfussabdruck 10x wirksamer senken als mit der Umstellung von ausländischen auf Schweizer Produkte. Tierische Proteine sind im Schnitt für die Hälfte der ernährungsbedingten Umweltbelastungen verantwortlich. Je weniger von ihnen, desto besser für das Klima, für unsere Umwelt und damit für unsere Lebensgrundlagen. Ein vegetarisches Gericht belastet das Klima im Durchschnitt dreimal weniger als ein Gericht mit Fleisch. Vegane Gerichte sind noch besser. Soll trotzdem mal etwas Tierisches auf den Tisch, so sind biologisch produzierte Produkte vorzuziehen.

User #1813 (nicht angemeldet)

Die Produktion von 1kg Schweinefleisch verursacht etwa gleich viel CO2-eq wie diejenige von 7kg Mais. Für ein Kilo Rindfleisch müssen 5 bis 20 Kilo Futtermittel produziert und verfüttert werden. Vergleicht man die Emissionen der Produktion von einem Kilo Rindfleisch mit den Emissionen von beispielsweise einem Kilo Linsen mit ähnlichem Proteingehalt zeigen sich enorme Unterschiede: Für die Produktion eines Kilos Schweizer Rindfleisch werden - gemäss FAO im Jahr 2017 - 12 bis 13 Kilo CO2-Eq ausgestossen. Bei Linsen sind es hingegen schlanke 0,7 Kilo CO2 – genau genommen sind es CO2-Äquivalente, also der Wert von verschiedenen Treibhausgasen umgerechnet auf CO2. Wegen dieser grossen Unterschiede ist leicht verständlich, dass ein pflanzenbetonter Ernährungsstil die Umwelt und das Klima stark entlastet. Der Transport der fertigen Nahrungsmittel spielt eine eher nebensächliche Rolle – solange sie nicht per Flugzeug transportiert wurden. Wichtiger ist, wie die Produkte hergestellt wurden.

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