Tierschutz: Wie wird die Schweizer Nutztierhaltung nachhaltiger?
Tierschutz und Nachhaltigkeit sollen in der Schweiz auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. So könnte eine nachhaltige Nutztierhaltung aussehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Etwa 16,2 Prozent der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe sind heute Biobetriebe.
- Der Tierschutz ist in der Schweiz gesetzlich verankert.
Die Massentierhaltung steht zunehmend in der Kritik. Immer mehr Menschen legen Wert auf Fleisch und andere tierische Produkte aus Biohaltung, die den Tierschutz und das Tierwohl berücksichtigt.
Die Landwirtschaft reagiert darauf: Im Jahr 2022 waren 7819 der insgesamt 48'344 Schweizer Landwirtschaftsbetriebe bio. Laut Bundesamt für Statistik entspricht dies einem Anteil von 16,2 Prozent.
Der Tierschutz und die Nutztierhaltung in der Schweiz
Im Prinzip ist der Tierschutz in der Schweiz laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gesetzlich verankert. So müssen landwirtschaftliche Betriebe einige Grundregeln bei der artgerechten Haltung beachten. Allerdings wird die Einhaltung dieser Regeln nicht immer kontrolliert.
Dazu erlaubt das Gesetz ein Schlupfloch: Die Würde des Tieres steht nicht an erster Stelle, sofern dies durch überwiegende Interessen gerechtfertigt ist. Bei Nutztieren gilt die Wirtschaftlichkeit als überwiegendes Interesse.
So konnte nachhaltige Nutztierhaltung aussehen
Auch wenn der Fleischverzehr in den letzten Jahren rückläufig ist, wollen die wenigsten Schweizerinnen und Schweizer komplett auf Fleisch verzichten.
Dennoch plagt viele das schlechte Gewissen, weil sie um die Bedingungen der Massentierhaltung wissen. Zumindest, so der Gedanke, sollen die Tiere dann ein gutes Leben gehabt haben, ehe sie für ihr Fleisch sterben.
Zu den wichtigsten Punkten für mehr Tierschutz und Nachhaltigkeit gehören natürlichere Lebensbedingungen. Tiere benötigen tägliche Bewegung, ausreichenden Platz und frische Luft.
Bei Hühnern wird beispielsweise zwischen Bodenhaltung – im Stall – sowie Freilandhaltung – Auslauf im Freien – und Biohaltung unterschieden.
Auch bei Schweinen und Rindern gibt es Abstufungen: «BTS» steht zum Beispiel für «Besonders tierfreundliche Stallhaltung» und «RAUS» für «Regelmässiger Auslauf im Freien».
Die Ernährung der Nutztiere
Ein weiterer Punkt für mehr Nachhaltigkeit ist die Ernährung der Nutztiere. So werden riesige Flächen Regenwald abgeholzt, um dort Soja als Tierfutter anzubauen. Nach Angaben der Albert Schweitzer Stiftung dienen insgesamt 77 Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen als proteinreiches Tierfutter.
Mehr Nachhaltigkeit bedeutet also, beim Tierfutter auf die Herkunft zu achten. So sollte kein Soja aus Brasilien gekauft werden, für das Regenwald abgeholzt wurde. Besser sind Soja und andere Getreidearten aus heimischem Anbau in der Schweiz.
Der Wasserverbrauch der Landwirtschaft
Um ein einziges Kilo Rindfleisch zu erzeugen, sind im Schnitt 15'000 Liter Wasser erforderlich. Allerdings handelt es sich dabei zu 94 Prozent um Niederschlagswasser, also Regen. Dieser sickert in den Boden und bleibt so im Wasserkreislauf erhalten.
In diesem Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft ist die Schweiz also aufgrund der hohen Niederschläge schon gut aufgestellt. Viel problematischer ist die Viehzucht in trockenen Regionen der Erde, wo auf Trinkwasser und Grundwasser zugegriffen werden muss.
Nachhaltigkeit in der Tierzucht
Nutztiere wurden in den letzten Jahrzehnten auf immer mehr Effizienz und Höchstleistung getrimmt: Hühner sollten möglichst grosse Eier legen, Kühe möglichst viel Milch geben.
Dabei blieb der Tierschutz häufig auf der Strecke, denn die hochgezüchteten Tiere wurden anfälliger für Beschwerden.
Diese wurden wiederum mit Unmengen umweltbelastender Medikamente wie Antibiotika behandelt. Mehr Nachhaltigkeit in der Zucht würde also bedeuten, dass Tiere wieder gesünder gezüchtet werden und mehr Zeit zum Aufwachsen erhalten.
Ein weiterer Aspekt ist der Erhalt und die erneute Förderung einheimischer Kulturrassen. Diese wurden in den letzten Jahrzehnten weitgehend verdrängt und stehen zum Teil kurz vor dem Aussterben. Diese sollen wieder mehr gefördert werden und damit auch die regionale Kultur in der Schweiz.