Warum haben so viele Menschen Angst vor Spinnen?
Die Spinnenangst ist weltweiter Spitzenreiter unter den spezifischen Phobien. Was macht die Achtbeiner so unheimlich für Betroffene?
Das Wichtigste in Kürze
- Für die Angst vor Spinnen haben Forscher mehrere Theorien.
- Von den etwa 50'000 bekannten Spinnenarten sind die wenigsten gefährlich.
- Eine Konfrontationstherapie schafft häufig Abhilfe.
Plötzlich sitzen sie seelenruhig im Waschbecken. Oder sie hängen oben in der Ecke des Schlafzimmers. Spinnen tauchen oft aus dem Nichts auf.
Der Anblick der Tiere treibt den Puls bei Menschen mit einer krankhaften Angst vor Spinnen (Arachnophobie) in die Höhe. Zu der am weitesten verbreiteten spezifischen Phobie gibt es in der Forschung mehrere Erklärungen.
1. Evolutionsbiologische Theorie: Die Angst vor Spinnen wurde vererbt
Bisher gibt es schätzungsweise 50'000 bekannte Spinnenarten. Nur sehr wenige von ihnen sind so giftig für Menschen, dass es zum Tod kommen kann.
Die evolutionsbiologische Erklärung für die Spinnenphobie lautet, dass unsere Vorfahren es mit den Achtbeinern nicht ganz so einfach hatten. Denn es soll früher gefährliche Spinnenarten gegeben haben, die mit der harmlosen Spinne im Schlafzimmer wenig zu tun haben.
Demnach gehen Forscher davon aus, dass es sich bei der Angst um eine Art Überbleibsel aus damaligen Zeiten handelt.
2. Psychologische Theorie des Modelllernens: Kinder lernen vom Verhalten Erwachsener
Kinder lernen vom Verhalten ihres Umfelds und imitieren es, sagt die Theorie des Modelllernens. Beobachtet der Nachwuchs, wie wir vor Spinnen zurückschrecken, prägt unsere Angst auch sie.
Möglich ist dann, dass Kinder früher oder später eine krankhafte Angst vor den Krabbeltieren entwickeln. Ähnlich ist es im umgekehrten Fall, wenn junge Menschen Eltern, Geschwister oder Lehrer dabei beobachten, wie diese angstfrei auf Tiere zugehen.
Dann ist es wahrscheinlicher, dass sie ein ähnliches Verhalten entwickeln.
3. Biologische Erklärung: Aussehen und Bewegung der Spinne lösen Angst aus
Spinnen bewegen sich lautlos und manchmal sehr plötzlich. Auch ihr besonderes Aussehen mit den acht Beinen hebt sie von anderen Tieren ab.
Beide Faktoren, sowohl die Bewegung als auch die Erscheinung, gelten aus biologischer Sicht als Auslöser von natürlichen Angst- und Panikreaktionen.
Was kann ich gegen meine Spinnenangst tun?
Viele Betroffene entwickeln ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten. Das bedeutet, dass sie Orte meiden, an denen die Spinnentiere auftauchen könnten. Dazu gehört zum Beispiel der Keller.
Allerdings verstärkt dieses Verhalten Angst häufig. Die sogenannte Expositionstherapie schafft Abhilfe und ist besser bekannt als Konfrontationstherapie. Das Konzept stammt aus der kognitiven Verhaltenstherapie.
Dabei schauen Menschen mit einer Arachnophobie sich zunächst von Zeit zu Zeit Bilder und Videos mit Spinnen an. Danach kann langsam die Konfrontation mit echten Spinnen erfolgen – und sogar eine Berührung, damit die Angst besiegt werden kann.