Warum ist Tierschutz gleichzeitig Umweltschutz?
Vielen ist Tierschutz und Umweltschutz gleich wichtig. Trotzdem wird noch viel Fleisch konsumiert. Mit dem «Meat Exhaustion Day» weist VIER PFOTEN darauf hin.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Massentierhaltung gilt als Mitverursacher der Klimakrise.
- Besonders problematisch ist die Produktion von Gülle.
- VIER PFOTEN macht mit dem «Meat Exhaustion Day» darauf aufmerksam.
Tierschutz und Tierwohl bedeutet für viele Menschen einen anderen Umgang mit Nutztieren. Sie legen vor allem Wert auf eine Haltung, die den Grundbedürfnissen der Tiere entspricht und sie nicht leiden lässt. Dafür sind sie bereit, für Bio-Produkte tiefer in die Tasche zu greifen.
Bessere Tierhaltung widerspricht nicht dem Umweltschutz
Lange Zeit stand die Behauptung im Raum, dass mehr Tierschutz in der Viehhaltung zulasten der Umwelt ginge. Würden alle Nutztiere ausreichende Stallfläche und Auslauf bekommen, würden ihre Emissionen zunehmen. Allerdings konnte eine Studie der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) diese Annahme zumindest teilweise widerlegen.
Problematisch seien vor allem Laufställe für Milchkühe und befestigte Ausläufe für Schweine, so die Studie. Diese würden tatsächlich zu höheren Ammoniak-Emissionen führen.
Allerdings gibt es auch ein Best-Case-Szenario: Bei einer Vollweidehaltung würden die Emissionen sogar sinken. Zugleich profitieren die Tiere hier von der bestmöglichen Haltung auf der Weide. Dies zeigt, dass sich Tierschutz und Umweltschutz gut vereinbaren lassen.
Die Schweiz konsumiert zu viel Fleisch
Für den Tierschutz wäre es allgemein besser, wenn die Menschheit weniger Fleisch verzehren würde. Tiere, die erst gar nicht für ihr Fleisch benötigt werden, müssen auch nicht leiden. Dazu sorgt bereits der Anbau des Tierfutters für Umweltprobleme.
Einer internationalen UNEP-Studie zufolge macht die Lebensmittelproduktion 30 Prozent der globalen Treibhausgase aus. Von diesen 30 Prozent entfällt wiederum 60 Prozent auf die Fleischproduktion, bzw. Tierhaltung.
Um das Bewusstsein für den viel zu hohen Fleischkonsum zu wecken, wurde der sogenannte «Meat Exhaustion Day» ins Leben gerufen. Dieser basiert auf den Ernährungsempfehlungen der EAT-Lancet-Kommission.
VIER PFOTEN Schweiz hat diesen Tag ins Leben gerufen, um Bewusstsein zu schaffen, dass zu viel Fleisch konsumiert wird. «Damit unser Ernährungssystem nachhaltig ist, muss der weltweite Fleischkonsum um über 50 Prozent reduziert werden», schreiben sie.
Besonders hoch sei der Fleischkonsum in Ländern mit hohem Einkommen, wie beispielsweise in den USA. Aber auch in der Schweiz wird viel Fleisch konsumiert.
In der Schweiz ist das Ergebnis eindeutig: Bereits am 2. Mai wurde die Schwelle erreicht, bei der jeder Erwachsene sein jährlich empfohlene Menge Fleisch konsumiert hatte. Der weltweite Durchschnitt liegt beim 24. Juni.
Problemfall Gülle
Um die massive Nachfrage nach Fleisch zu decken, müssen entsprechend viele Tiere gehalten werden. Dies wiederum geht zu Lasten der Umwelt. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Gülle, also den Hinterlassenschaften der Nutztiere wie Rinder und Schweine.
Landwirtschaftliche Aktivitäten sind für 86 Prozent der Methanemissionen in der Schweiz und 66 Prozent der Lachgasemissionen verantwortlich: Lachgas, eigentlich Distickstoffmonoxid, ist 273-mal so schädlich für das Klima wie CO2, Methan immerhin noch 80-mal so schädlich. Menschen täten also besser daran, öfter mal auf Steak und Cervelat zu verzichten, als auf die Flugreise.
Tierschutz: Gesunde Tiere benötigen weniger Medikamente
Ein weiteres Beispiel für das Zusammenspiel aus Tierschutz und Umweltschutz: In der Massentierhaltung werden unglaubliche Mengen Antibiotika und andere Tierarzneimittel benötigt.
Nur so können die Tiere überhaupt unter fürchterlichen Bedingungen die Schlachtreife erreichen. Die von den Tieren aufgenommenen Medikamente finden sich später nicht nur im Fleisch wieder, das die Menschen verzehren. Es gerät auch in den Erdboden und ins Grundwasser.
Besserer Tierschutz und bessere Haltungsbedingungen würden dazu führen, dass die Tiere weniger Medikamente benötigen. Dies wirkt sich dann entsprechend positiv auf die Umwelt aus: Die Grundwasserbelastung würde reduziert, wodurch Gewässer wieder lebenswerter werden. Nicht zuletzt profitiert natürlich auch der Mensch davon.
VIER PFOTEN rät daher, das 3R-Prinzip anzuwenden: Reduce (weniger), Refine (besser) und Replace (anders). Also weniger Fleisch essen, Lebensmittel mit hohen Tierschutzstandards wählen und tierische Produkte durch Alternativen ersetzen.