Netflix 2019: Das waren die Highlights des Jahres

Der amerikanische Streaming-Dienst Netflix hat 2019 viele Inhalte angeboten. Die Nau-Redakteure stellen ihre fünf liebsten Eigenproduktionen vor.

Netflix the irishman
Netflix hat mit «The Irishman» einen filmischen Volltreffer gelandet. - IMDb

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Redaktion wählt ihre fünf favorisierten Produktionen aus dem Angebot von Netflix aus.
  • Das Feld reicht vom Massenliebling bis zum Geheimtipp.

Netflix bleibt weiterhin eine beliebte Alternative zum traditionellen Fernsehen. Weltweit nutzen inzwischen laut CNN über 158 Millionen Menschen den Streaming-Dienst.

Das Angebot ist zwar gross, schwankt aber qualitativ. Ab und zu ragen gelungene Inhalte aus dem Mittelmass heraus. Drei Redakteure stellen nachfolgend fünf ihrer bevorzugten Filme und Serien aus dem Jahre 2019 vor.

Robin Mahler:

«Dolemite Is My Name»

Der ambitionierte Komiker Rudy Ray Moore (Eddie Murphy) versucht, als Schauspieler durchzustarten.

Das witzige Biopic zollt dem Entertainer Moore gelungen Tribut. Nebenbei ist der Film eine warmherzige Ode ans Filmschaffen. Murphy spielt so gut wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Zusätzlich liefert Wesley Snipes als schräger Regisseur eine der gelungensten Leistungen seiner Karriere ab.

«The Irishman»

Frank Sheeran (Robert De Niro) bringt Leute im Auftrag der Mafia um.

Martin Scorsese zeigt sich für Netflix in grosser Form. Dabei hat er neben seinen langjährigen Kollaborateuren De Niro, Joe Pesci und Harvey Keitel erstmals mit Al Pacino zusammengearbeitet. Die Herren glänzen in ihren Rollen. «The Irishman» ist trotz einer Länge von knapp dreieinhalb Stunden sehenswert.

«Stranger Things»

Die Bewohner der Kleinstadt Hawkins befassen sich im Sommer des Jahres 1985 nicht nur mit dem Wetter.

Das serielle Gemisch aus Stephen King, Steven Spielberg und John Carpenter unterhält in der dritten Ausgabe mehr als zuvor. Dafür sorgen die neuen Charaktere, welche mehr Humor ins Geschehen hineinbringen. Das erhöhte Tempo bügelt die ausgelutschte Handlung mit ihrer Vielzahl an popkulturellen Referenzen etwas aus.

«Derry Girls»

Vier irische Schulmädchen und ein englischer Junge erleben erneut einen turbulenten Alltag im Städtchen Derry.

Wie bereits in der ersten Staffel unterhält die Serie in ihrer zweiten Ausgabe mit viel britischem Humor. Die sechs Episoden dauern meistens nur 24 Minuten. So stellt sich weiterhin kaum Leerlauf ein. Sitcoms können auch ohne künstliche Lacher überzeugen.

«Mindhunter»

Zwei FBI-Angestellte machen sich in Atlanta auf die Suche nach einem Kindermörder.

«Mindhunter» erzeugt Spannung in der zweiten Staffel fast gänzlich durch zahlreiche Dialoge. Zusätzlich verdichtet eine kühle Bildsprache die Stimmung.

Michael Bolzli:

«The Irishman»

Der beste Film des Jahres kommt von Netflix. Pacino, De Niro und Pesci sind dabei. Am Regiepult drückt Martin Scorsese die Knöpfe.

Das Genre: Mafia-Epos. Was kann da schief gehen? Nichts. 209 Minuten Filmgeschichte.

«Marriage Story»

Einfühlsam inszeniertes Scheidungsdrama. Die Story ist unspektakulär und besitzt einen hohen Wiedererkennungswert.

Keine Figur ist überzeichnet. Grosses Gefühlskino, subtiler Humor. Noah Baumbach war 2019 der bessere Woody Allen.

«When They See Us»

Eine wahre Geschichte: Fünf schwarze Jugendliche werden für eine Vergewaltigung verurteilt, die sie nicht begangen haben. Stellenweise hart anzuschauen, aber fesselnd bis zum Schluss. Die beste Serie aus dem Hause Netflix seit langem.

«Dead to Me»

Die Überraschung des Jahres: Eine tragisch-komische Serie über eine Frau, die den Tod ihres Mannes verarbeitet. Witzig und absurd zugleich. Trotzdem werden die zehn Episoden dem ernsten Thema gerecht. Eine würdige Rückkehr von Christina Applegate.

«The Kominsky Method»

Die zweite Staffel über einen alternden Dozenten einer Filmschule in LA knüpft dort an, wo letztes Jahr aufgehört wurde. Mit viel Humor erzählt der Sendungsschöpfer Chuck Lorre auf Netflix über das Altern. Flott inszeniert, mit viel Gefühl und schwarzem Humor. Dazu kommen zwei perfekte Hauptdarsteller: Michael Douglas und Alan Arkin.

Alexander König:

«Love, Death and Robots»

Ein Joghurt übernimmt die Weltherrschaft. Hitler stirbt beim Sex mit dimensionsreisenden Sexarbeiterinnen. Drei Roboter besuchen in Touristen-Manier die Highlights der postapokalyptischen Welt und werden von Katzen bedroht. «Love, Death and Robots» ist absurd, krank und witzig.

Keine Eigenproduktion, aber von Netflix lizenziert: «Revisions»

Der Student Daisuke Dojima ist sich sicher: Er ist der Retter der Welt. Von Klassenkameraden für verrückt erklärt, wird er plötzlich 300 Jahre in die Zukunft versetzt. Das geschieht mit dem Grossteil der Einwohner seiner Stadt mitsamt Gebäuden ebenso.

Daraufhin ermorden furchteinflössende Kreaturen Menschen. Nun muss Dojima in einer Roboterrüstung die Welt retten. Der weinerliche Protagonist ist fast durchgehend nervtötend unsympathisch. Das Setting der Animeserie gefällt aber und kompensiert dieses Manko.

«Sex Education»

Erzwungene LGBT-Thematiken und Political Correctness können nerven. Hier machen sie einen beachtlichen Teil der Handlung aus, stören aber keineswegs.

Die Handlung dreht sich um Otis Milburn, dem Sohn einer Sexualtherapeutin. Er hat Probleme beim Sex und fungiert gleichzeitig für Mitschüler als kompetenten Ratgeber bei diesem Thema.

«Criminal»

Dieses Kammerspiel zeigt pro Folge das Verhör einer der Straftat verdächtigten Person. Spannung und Abwechslung werden auf hohem Niveau gehalten.

Grossbritannien, Deutschland, Spanien und Frankreich haben sich mit jeweils einer eigenen Produktion à drei Episoden beteiligt. Netflix heuerte dafür extra einen Drehbuchautor aus dem jeweiligen Land an und landete einen Hit.

«The Witcher»

Die Rüstung mag künstlich aussehen und die Inszenierung erinnert teilweise an schlechte Anime-Realfilm-Umsetzungen. Mit «The Witcher» liefert Netflix trotz allem eine unterhaltsame Sendung ab. Das trifft insbesondere zu, wenn man das gleichnamige Spiel kennt oder die Geralt-Saga der Romanreihe von Andrzej Sapkowski gelesen hat.

Eigentlich basiert die Serie ausdrücklich auf den Büchern. Die Verantwortlichen haben sich, was das Charakterdesign betrifft, aber auch am Spiel bedient. Von vielen kritisiert wurde aber das sogenannte «blackwashing».

Beispiel: im Buch sowie im Spiel ist die Magierin Triss Merigold eine hellhäutige Frau mit rotem Haar. In Serienform dagegen ist sie schwarz. Da sich die Geschichte im mittelalterlichen Norden zuträgt, mutet der Entscheid schon etwas seltsam an. Stören tut er aber nicht.

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