Netflix verliert sich mit «Im hohen Gras» im Horror-Wirrwarr
Das Wichtigste in Kürze
- «Im hohen Gras» basiert auf einer Geschichte von Stephen King und dessen Sohn Joe Hill.
- Es geht um ein mysteriöses Feld, aus dem es kein Entrinnen gibt.
- Den Film muss man nicht zwingend gesehen haben.
Stephen King ist nicht nur in Literatur-Kreisen ein grosser Name. Das liegt unter anderem daran, dass viele seiner Geschichten fürs Fernsehen und Kino adaptiert werden.
Der Amerikaner aus Maine schreibt nicht nur im Horror-Bereich. Sein Schaffen besteht aus inhaltlich unterschiedlichen Werken. Verfilmungen wie «Stand by Me» oder «Die Verurteilten» zeugen von der Vielfalt des Schriftstellers.
In letzter Zeit sorgen aber nicht die leisen Töne für Aufmerksamkeit. Dieses Jahr macht die Adaption des zweiten «Es»-Kapitels ordentlichen Reibach. Damit nicht genug: Mit «Doctor Sleep» erscheint am 21. November eine Fortsetzung zu «The Shining».
Im hinteren Feld platziert
Zuerst stimmt Netflix mit «Im hohen Gras» (Originaltitel: «In the Tall Grass») vorzeitig auf Halloween ein. Vincenzo Natali («Cube») hat Regie geführt. Als Vorlage dient die gleichnamige Novelle, welche King mit seinem Sohn Joe Hill geschrieben hat.
Die Umsetzungen auf der Basis seiner Bücher schwanken oftmals bezüglich ihrer Qualität. Auf ein Glanzstück wie «The Shining» folgen Rohrkrepierer wie «Cell» oder «Big Driver». Manchmal gibt es auch spassig-trashige Vertreter («Sleepwalkers»).
«Im hohen Gras» besitzt weder Klasse noch unfreiwillige Komik und reiht sich deshalb im hinteren Feld ein. Die Grundidee böte zwar Potenzial für einen Kurzfilm, wird aber stattdessen auf knapp 101 Minuten ausgewälzt.
Grusel auf Sparflamme bei Netflix
Die schwangere Becky (Laysla De Oliveira) unternimmt mit ihrem Bruder Cal (Avery Whitted) eine Autofahrt nach San Diego. Plötzlich hören sie den Hilfeschrei eines Kindes aus einem Feld.
Die beiden eilen zur Rettung ins hohe Gras. Bald darauf gibt es keinen Weg zurück. Die Umgebung entpuppt sich als gefährliches Labyrinth.
Bereits in den ersten Minuten fängt der Kameramann Craig Wrobleski die Dichte des Feldes ein. Nach der Einführung der Protagonisten verliert Natali keine Zeit und bringt die Haupthandlung ins Rollen. Schauderhaft ist das Geschehen vermutlich eher nur für Genre-Novizen.
«Im hohen Gras» hält wenig von Plausibilität
Schnell driftet die mysteriöse Stimmung beinahe King-typisch in ein Szenario ab, welches zwischen hirnrissig und abstrus pendelt. Das Drehbuch von Regisseur Natali kümmert sich wenig um Plausibilität.
Diese Herangehensweise passt einerseits gut ins Raster von Netflix, lässt jedoch andererseits Feingefühl vermissen. Dazu kommt, dass sich die Figuren und ihr Handeln sehr blass gestalten. Daran ändert das aufgedrehte Spiel von Patrick Wilson («Watchmen») als Familienvater wenig.
Fazit:
«Im hohen Gras» ist die bislang schwächste King-Verfilmung aus dem Hause Netflix. Originelle Kamerafahrten kompensieren das einfältige Skript sowie die schwachen Dialoge nicht. Als Alternative sei «Das Spiel» («Gerald's Game») empfohlen. Diese Netflix-Eigenproduktion basiert ebenfalls auf einem King-Werk und bietet eine dichtere Atmosphäre.