Kamala Harris wird am Parteitag ihrer Demokraten als Präsidentschaftskandidatin bestätigt. Lobende Worte gibt es von den Obamas.
Barack Obama Michelle Obama
Barack und Michelle Obama am Parteitag der Demokraten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Demokraten bestätigen Kamala Harris in Chicago als Präsidentschaftskandidatin.
  • Barack Obama sorgt am Parteitag für «Yes, she can!»-Rufe.
  • Ehefrau Michelle teilt gegen Trump aus.
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Mit einer grossen Show haben die US-Demokraten bei ihrem Parteitag in Chicago Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl im November bestätigt. Die Delegationen aus allen Bundesstaaten und US-Aussengebieten gaben in einem rein zeremoniellen Votum noch einmal ihre Stimmen für die 59-Jährige ab – begleitet von Musik, Lichteffekten, kurzen Reden und viel Jubel in der Veranstaltungshalle.

Die mehr als 4500 Delegierten hatten Harris bereits vor dem Parteitag per Online-Abstimmung offiziell nominiert. Die Partei hatte die Kandidatenkür vorgezogen und digital abgewickelt – wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einem Bundesstaat. Das Prozedere in Chicago war deshalb rein symbolischer Natur.

Kamala Harris
Kamala Harris wird am Parteitag der Demokraten in der Nacht auf Freitag sprechen. - keystone

Harris soll in der deutschen Nacht zum Freitag eine grosse Rede beim Parteitag halten. Der Auftritt der 59-Jährigen ist das grosse Finale der viertägigen Versammlung, die vor allem dazu dienen soll, Harris und ihren Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz zu zelebrieren und dem Duo Schwung für den weiteren Wahlkampf zu geben.

Harris selbst war bei der Nominierungszeremonie in Chicago nicht anwesend, wurde aber aus Milwaukee zugeschaltet. Sie war in die anderthalb Autostunden entfernte Stadt im Bundesstaat Wisconsin gereist, um dort Wahlkampf zu machen. Gemeinsam mit Walz trat sie an jenem Ort auf, an dem die Republikaner im Juli ihren Parteitag abgehalten hatten. «Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir nominiert sind», sagte Harris.

Harris oder Trump – wer gewinnt die Präsidentschaftswahl?

Sie hat ihre Partei auf ein knappes Rennen ums Weisse Haus eingeschworen. «Wir wissen, dass es bis zum Ende ein enges Rennen sein wird. Wir haben ein hartes Stück Arbeit vor uns, aber wir mögen harte Arbeit, harte Arbeit ist gute Arbeit», rief Harris bei einem Auftritt in Milwaukee.

Obama über Harris: Sie ist bereit

Ex-Präsident Barack Obama hat die Demokratische Partei derweil dazu aufgerufen, sich geschlossen hinter ihrer Präsidentschaftskandidatin zu versammeln. «Kamala Harris ist bereit für den Job», sagte Obama beim Parteitag der Demokraten in Chicago. «Yes, she can! (Deutsch: Ja, sie kann es)», sagte er in Anspielung auf seinen früheren weltbekannten Wahlkampf-Schlachtruf «Yes, we can!».

Damit löste er sofort entsprechende Sprechchöre der mehreren Tausend Delegierten in der Halle aus. Auch später wurde seine Rede erneut mit «Yes, she can!»-Rufen unterbrochen.

«Wir haben die Chance, jemanden zu wählen, der sein ganzes Leben damit verbracht hat, den Menschen die gleichen Chancen zu geben, die Amerika ihr gegeben hat. Jemanden, der euch sieht und euch zuhört», sagte Obama über Harris. «Sie wird sich für jeden Amerikaner einsetzen.»

«Es wird ein enges Rennen», mahnte Obama zugleich mit Blick auf den Wahlkampf gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. «Es wird nicht einfach werden.» Doch wenn die Partei in den verbleibenden elf Wochen bis zur Wahl arbeite wie nie zuvor, dann könne Harris die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden. «Lasst uns an die Arbeit gehen», rief der 63-Jährige den Delegierten zu.

Barack Obama
«Yes, she can!», sagt Barack Obama in Chicago – und unterstützt so Kamala Harris im Präsidentschaftsrennen. - keystone

Trump nannte er einen 78-jährigen Milliardär, der nicht mehr aufhöre, über seine Probleme zu jammern, seit er vor neun Jahren seine goldene Rolltreppe hinuntergefahren sei. Obama nahm damit Bezug auf den Moment, als Trump im Jahr 2015 zum ersten Mal seine Präsidentschaftsbewerbung verkündete.

Bei Trump gebe es «einen ständigen Strom an Klagen und Beschwerden», der jetzt, da Trump Angst habe, gegen die Demokratin Kamala Harris zu verlieren, noch stärker geworden sei. Trump bediene sich kindischer Spitznamen, verrückter Verschwörungstheorien und sei auf seltsame Weise fixiert auf die Grösse von Menschenmengen. Damit spielte Obama auf Trumps Behauptungen an, die Demokraten würden Bilder von Wahlkampfveranstaltungen manipulieren.

«Wir haben diesen Film schon einmal gesehen, und wir alle wissen, dass die Fortsetzung in der Regel noch schlimmer ist», sagte Obama mit Blick auf eine mögliche zweite Amtszeit Trumps. Amerika aber sei bereit für «eine bessere Geschichte».

Michelle Obama teilt gegen Trump aus

Die frühere First Lady Michelle Obama attackierte den Harris-Gegner ebenfalls scharf. «Jahrelang hat Donald Trump alles in seiner Macht Stehende getan, um die Menschen dazu zu bringen, sich vor uns zu fürchten, weil er sich durch seine begrenzte, engstirnige Weltsicht von der Existenz zweier hart arbeitender, hochgebildeter und erfolgreicher Menschen bedroht fühlte, die zufälligerweise auch noch schwarz sind», sagte sie mit Blick ihren Mann Barack Obama und die gemeinsame Zeit des Paares im Weissen Haus.

«Wer sagt ihm, dass der Job, den er haben will, einer dieser schwarzen Jobs sein könnte?», fragte Michelle Obama provozierend. Trump hatte kürzlich mit einer bizarren Attacke auf seine Kontrahentin Empörung ausgelöst.

Michelle Obama
Michelle Obama bezeichnet Kamala Harris als «eine der qualifiziertesten Personen, die sich jemals um das Amt des Präsidenten beworben haben». - keystone

Harris habe lange ausschliesslich mit ihrer indischen Abstammung geworben und sei dann «plötzlich schwarz» geworden, behauptete Trump bei einem Auftritt vor der nationalen Vereinigung schwarzer Journalisten in Chicago. Er sagte zuvor auch, Migranten nähmen «schwarze Jobs» weg. Das löste unter anderem in sozialen Medien den Trend aus, dass Schwarze mit Stolz ihre Jobs präsentieren.

Michelle Obama lobte Harris als «eine der qualifiziertesten Personen, die sich jemals um das Amt des Präsidenten beworben haben». Es liege «etwas Wunderbares, Magisches in der Luft. Ein vertrautes Gefühl, das schon viel zu lange verschüttet war», sagte sie. «Wissen Sie, wovon ich spreche? Über die ansteckende Kraft der Hoffnung.»

Sie mahnte aber auch: «Egal, wie gut wir uns heute Abend oder morgen oder übermorgen fühlen, es wird ein harter Kampf werden.» Michelle ist in den USA sehr beliebt. Die 60-Jährige ist Anwältin, Mutter zweier Kinder und Bestseller-Autorin.

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