Vor vier Jahren waren sowohl Donald Trump als auch Hillary Clinton am Wahlabend in New York, diesmal ist die Millionenmetropole nur Nebenschauplatz. Trotzdem ist die Lage zwischen Trump Tower und Times Square in der Wahlnacht deutlich angespannter.
Ein Mann mit einer Trump-Maske in der Hand gestikuliert vor dem Trump Tower, der von einem Polizisten einer Spezialeinheit des NYPD auf der 5th Avenue in Manhattan am Vorabend der Präsidentschaftswahlen gesichert wird. Foto: Marie Le Ble/ZUMA Wire/dpa
Ein Mann mit einer Trump-Maske in der Hand gestikuliert vor dem Trump Tower, der von einem Polizisten einer Spezialeinheit des NYPD auf der 5th Avenue in Manhattan am Vorabend der Präsidentschaftswahlen gesichert wird. Foto: Marie Le Ble/ZUMA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf der Fifth Avenue, schräg gegenüber des Trump Tower, hat sich ein kleines Grüppchen Menschen versammelt.
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Zwei Männer mit roten «Make America Great Again»-Kappen, dazwischen eine Frau in einem rosa Tüllrock und einem T-Shirt, auf dem «Women for Trump» (Frauen für Trump) steht.

Näher an den Trump Tower, den früheren Wohnsitz von US-Präsident Donald Trump, lässt die Polizei das Grüppchen an diesem Wahlabend in New York nicht heran, und auch sonst niemanden, das verhindern zahlreiche Barrikaden.

«Hast du gehört, Trump hat gerade Indiana gewonnen», sagt die Frau im rosa Tüllrock nach einem Blick auf ihr Handy und stupst ihre beiden Begleiter in die Seiten. «Das war doch klar, da kommt doch Vizepräsident Pence her», grummelt einer der beiden. «Aber der Abend ist noch lang.» Dann hält er ein Schild hoch, auf dem «Trump - Pence - 2020» steht, und ruft: «Vier weitere Jahre! Vier weitere Jahre!» Eine in der Nähe stehende Frau brüllt zurück: «Halt die Klappe!» Das Schreiduell schaukelt sich hoch, wird von zahlreichen Polizisten beäugt, bis diese sich nähern und das Geschrei langsam wieder abebbt.

Es ist eine angespannte Wahlnacht im Zentrum der Millionenmetropole, die diesmal nur Nebenschauplatz bei der Präsidentschaftswahl zwischen dem republikanischen Amtsinhaber Trump und dem Demokraten Joe Biden ist. 2016 waren Trump und seine damalige Herausforderin Hillary Clinton beide in der Stadt. Diesmal ist Trump in Washington, Biden in Delaware, und wegen der Coronavirus-Pandemie sind auch alle anderen möglichen grösseren Wahlveranstaltungen in der Metropole abgesagt.

Trotzdem ist die Stimmung deutlich rauer als vier Jahre zuvor. Aus Sorge vor Protesten und Ausschreitungen hat die Polizei die Gegend um den Trump Tower und viele andere Strassen in Manhattan weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Läden, Restaurants und Hotels haben Türen und Fenster mit Holzplatten verbarrikadiert, einige Kaufhäuser haben zusätzlich noch Sicherheitspersonal engagiert. Ein Luxus-Hotel schräg gegenüber des Trump Tower hat sogar die Buchsbäume in den Blumentöpfen vor dem Eingang dick in Plastikfolie einwickeln lassen.

Nicht viele Autos und Menschen sind an diesem Abend in Midtown Manhattan unterwegs, auch die Restaurants sind weitgehend leer. Nur vor dem Trump Tower und am Times Square haben sich Menschenansammlungen gebildet, viele Journalisten und viele Schaulustige. Nervös schauen die Menschen auf dem Times Square von ihren Handys auf die grossen Bildschirme, wo die Prognosen der Nachrichtensender durchlaufen, und wieder zurück. «Biden, du schaffst es», ruft ein Mann aus einem vorbeifahrenden Auto. Ein Fotograf schaut auf die Prognosen, die auch Stunden nach Schliessung der Wahllokale im ganzen Land noch lange kein Ergebnis versprechen, und seufzt. «Das wird eine lange Nacht. Oder es werden sogar ein paar lange Tage.»

Als Spiderman, Minnie Maus und das Krümelmonster verkleidete Menschen laufen durch die Menschenansammlungen und posieren für Selfies. «Ich höre, dass es in Florida richtig gut für Trump läuft», sagt ein Mann, auf dessen Maske eine bunte Comicfigur grinst. «Man hört ja immer, dass es so viele heimliche Trump-Fans gibt.» Er beginnt zu flüstern. «Ich bin einer davon.» Zwei andere Männer posieren mit Trump-Fahnen, daneben feiert eine Gruppe mit Luftballons einen Geburtstag. Ein Saxofonist spielt die US-Nationalhymne an.

Auf einer Absperrung sitzt eine Frau mit ihren zwei kleinen Kindern und einer Freundin. «Ich bin zum Times Square gekommen, weil ich sehen wollte, wer unser nächster Präsident wird.» Gewählt habe sie selbst nicht. «Ich bin schwanger und mit den zwei Kids, das war mir alles zuviel.» Sie hoffe aber auf Biden. «Ich wollte unbedingt Trump verlieren sehen. Aber jetzt fürchte ich, dass das noch eine ganze Weile dauern wird. Und ich muss doch morgen früh arbeiten.»

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