Bidens Dokumenten-Affäre: Keine Anklage aber vernichtendes Urteil

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USA,

Joe Biden wird in der Dokumenten-Affäre zwar nicht angeklagt. Der Bericht könnte ihm aber politisch schwer zusetzen.

Joe Biden
Joe Biden wird in der Dokumenten-Affäre nicht angeklagt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Dokumentenaffäre wird Joe Biden nicht angeklagt.
  • Der Sonderermittler berichtet aber auch, dass seine Erinnerungen eingeschränkt seien.
  • So habe sich Biden nicht daran erinnert, wann genau sein Sohn gestorben sei.

Die Affäre um den Fund geheimer Regierungsunterlagen in privaten Räumen von US-Präsident Joe Biden hat kein juristisches Nachspiel – könnte den 81-Jährigen aber politisch schwer beschädigen.

In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht von Sonderermittler Robert Hur wird Biden als «wohlmeinender älterer Mann mit einem schlechten Gedächtnis» beschrieben. Zwar kommt Hur zu dem Schluss, dass in der Dokumenten-Affäre keine strafrechtliche Anklage gerechtfertigt sei. Biden habe allerdings als Privatperson «absichtlich geheime Materialien aufbewahrt und offengelegt». Dass dies dennoch keine juristischen Konsequenzen haben wird, begründet der Ermittler unter anderem damit, dass Bidens Erinnerung während der Befragung «signifikant eingeschränkt» gewesen sei.

Joe Biden
Sonderermittler Robert Hur im September 2018 - GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP/Archiv

Ende 2022 waren Verschlusssachen aus Bidens Zeit als Vizepräsident an verschiedenen Orten entdeckt worden, unter anderem in privaten Büroräumen in der Hauptstadt Washington sowie im Haus Bidens in Wilmington im Bundesstaat Delaware. Die Funde waren politisch äusserst heikel für den Demokraten, da sein republikanischer Amtsvorgänger Donald Trump mit einem ähnlichen Fall für einen Skandal gesorgt hatte – und sich für seinen Umgang mit Dokumenten vor Gericht verantworten muss. Sowohl Biden als auch Trump wollen bei der US-Präsidentenwahl im November erneut antreten.

Die brisanten Einschätzungen des Berichts zu seinem geistigen Zustand könnten Biden im Wahlkampf politisch schwer zusetzen. Biden begrüsste in einer Stellungnahme, dass er keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten hat. «Dies war eine umfassende Untersuchung, die mehr als 40 Jahre zurückreicht, sogar in die 1970er Jahre, als ich ein junger Senator war», schrieb er.

Biden Berater stimmt Sonderermittler teilsweise nicht zu

Kurze Zeit später sagte der Präsident bei einer Veranstaltung, der Bericht zeige, dass sein Fall anders gelagert sei als der von Trump. Bidens Berater Richard Sauber betonte, man stimme «einigen ungenauen und unangemessenen Kommentaren im Bericht des Sonderermittlers nicht zu», akzeptiere aber, dass die Entscheidung des Sonderermittlers auf «Fakten und Beweisen» basiere.

Der mehr als 300 Seiten lange Bericht enthält diverse Schilderungen über Bidens Umgang mit den Verschlusssachen und Bewertungen über seinen Charakter. So heisst es, Biden habe Geheiminformationen mit seinem Ghostwriter für sein 2017 erschienenes Buch «Versprich es mir» geteilt.

Biden wusste nicht, wann Sohn Beau gestorben ist

An anderer Stelle heisst es, in einer Befragung mit dem Team des Sonderermittlers habe sich Biden nicht daran erinnert, wann seine Zeit als Vizepräsident geendet habe. Ebenfalls vergessen habe er, wann genau sein Sohn Beau gestorben sei. Gleichzeitig wird Biden als eitel dargestellt.

Präsidenten und Vizepräsidenten sind nach dem Ausscheiden aus ihren Ämtern verpflichtet, Geheimdokumente an das Nationalarchiv zu übergeben. Es ist ihnen nicht erlaubt, vertrauliche Regierungsunterlagen nach dem Abschied aus der Regierung privat zu lagern. Biden war von 2009 bis 2017 Vize von Präsident Barack Obama gewesen, bevor er Anfang 2021 selbst als Nummer eins im Staat ins Weisse Haus einzog.

Vor etwa einem Jahr waren in mehreren Tranchen vertrauliche Dokumente aus Bidens Vizepräsidenten-Zeit in Privaträumen des Demokraten aufgetaucht – unter anderem in der Garage seines Hauses in Wilmington. Zunächst waren Mitarbeiter auf Dokumente gestossen, später wurden Ermittler eingeschaltet, die bei Durchsuchungen Räumlichkeiten an verschiedenen Orten durchkämmten.

Sonderermittler Hur wurde von Trump nominiert

Justizminister Merrick Garland setzte schliesslich den Sonderermittler ein, um die heiklen Anschuldigungen untersuchen zu lassen – Sonderermittler Hur wurde damit beauftragt. Zuvor arbeitete er als Anwalt für eine Kanzlei in Washington. Davor war er Staatsanwalt im US-Bundesstaat Maryland. Hur wurde für diese Position von dem damaligen Präsidenten Donald Trump nominiert. Vor dieser Tätigkeit arbeitete er bereits im Justizministerium – etwa zu den Themen Terrorismusbekämpfung und Unternehmensbetrug.

Bidens Vorgänger Trump ist inzwischen wegen gesetzeswidriger Aufbewahrung höchst sensibler Informationen aus seiner Zeit als Präsident (2017 bis 2021) angeklagt worden. Der Republikaner wird beschuldigt, Regierungsdokumente mit teils höchster Geheimhaltungsstufe aus seiner Amtszeit in seinem privaten Anwesen Mar-a-Lago in Florida gelagert und nach Aufforderung nicht zurückgegeben zu haben.

Trump: Bidens Fall ist «ungeheuerlich kriminell»

Als Reaktion auf den Bericht zu Biden warf Trump der Justiz vor, mit zweierlei Mass zu messen und selektiv vorzugehen. In einer schriftlichen Stellungnahme, die sein Wahlkampfteam verbreitete, behauptete der Republikaner, Bidens Fall sei schwerwiegender und «ungeheuerlich kriminell».

Biden und das Weisse Haus waren wegen ihrer Informationspolitik in dem Fall schwer in die Kritik geraten. Die Regierungszentrale äusserte sich anfangs nur sehr spärlich zu den Vorwürfen. Von einigen Funden erfuhr die Öffentlichkeit erst, indem Medien darüber berichteten. Auch Biden zog mit lapidaren Äusserungen einigen Unmut auf sich. Nach dem aufsehenerregenden Fund in seiner Garage in Wilmington – dort, wo auch sein Oldtimer vom Typ Corvette parkt – sagte er damals auf Reporternachfragen: «Meine Corvette steht in einer abgeschlossenen Garage, okay.» Es sei nicht so, als hätten die Unterlagen auf der Strasse gelegen.

Kommentare

User #1559 (nicht angemeldet)

Ein gelungenes Beispiel für Inklusion! Endlich! Die USA haben uns schon bei Trump gezeigt, dass man alle Menschen auf jedem Posten inkludieren kann. Ein niedriger IQ ist ebenso kein Hindernis wie ein fehlendes Bein oder ein nicht mehr vorhandenes Gedächtnis. Alles Andere wäre nach heutigem Maßstab DISKRIMINIERUNG. Und niemand darf wegen einer Einschränkung diskriminiert werden. Meine persönliche Meinung. Also ist es nur folgerichtig, dass auch Solche in hohe Ämter gewählt werden. Wo ist das Problem? Die Realpolitik wird ohnehin von Anderen gemacht. Oder meint jemand, dass irgendein demokratische(r) Staatenlenker*in heute selbst recherchiert, um seine Quellen auswählen zu können, und selbst Entscheidungen trifft? Dafür hat es Dienste, die alles unterschriftsreif vorbereiten. Und Allens mal ein Briefing, wo der Betroffene aber nie weiss, wie eingefärbt die Informationen sind.

User #4197 (nicht angemeldet)

Parallel dazu gehst du in der schönen Schweiz lebenslang hinter Gitter wenn dir einer GHB füttert und dich einen vollstrecken lässt.

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