Coronavirus: So wurde Kalifornien zum meistbetroffenen Bundesstaat
Das Wichtigste in Kürze
- Kalifornien hat neu die meisten Corona-Infektionen von allen US-Bundesstaaten.
- Diese Woche kamen täglich über 11'000 Fälle hinzu.
- Grund für den Anstieg sei wohl die Öffnung der Wirtschaft, sagt Kaliforniens Gouverneur.
Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Kalifornien hat diejenige von New York überholt. Neu hat Kalifornien von allen US-Bundesstaaten die meisten Infektionen.
Nach neusten Angaben der Johns Hopkins Universität verzeichnet Kalifornien bisher über 420'000 bestätigte Infektionen und mehr als 8000 Todesfälle (Stand 22. Juli). Im Bundesstaat New York sind es knapp 409'000 bestätigte Infektionen und über 32'600 Todesfälle.
Kalifornien: Täglich über 11'000 Neuinfektionen mit Coronavirus
New York hat den Höhepunkt der Krise - zumindest der ersten Welle - längst hinter sich. Der Peak war im April mit 8000 bis 10'000 Fällen täglich. Die Fallzahlen sind mittlerweile auf vergleichsweise tiefem Niveau. In der letzten Woche wurden täglich 500 bis 900 Fälle registriert.
In Kalifornien explodieren die Ansteckungen mit dem Coronavirus hingegen regelrecht. In den letzten drei Tagen wurden täglich über 11'000 Neuinfektionen gemeldet. Der bisherige Höchstwert sind 12'977 Fälle am 7. Juli. Der neuste bekannte Wert ist vom Mittwoch und beträgt 11'435 Neuinfektionen.
Ebenfalls angestiegen ist die Zahl der Covid-19-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Laut Gouverneur Gavin Newsom befanden sich am Montag insgesamt 7000 Corona-Patienten in stationärer Behandlung. Mehr als 2000 lagen auf der Intensivstation.
Öffnung der Wirtschaft sorgt für Anstieg
Kalifornien ist der bevölkerungsreichste Bundesstaat in den USA. Mit 40 Millionen Einwohnern hat er fast doppelt so viele Einwohner wie New York. Gouverneur Newsom sagte am Mittwoch, der drastische Anstieg bei den Infektionsfällen sei vermutlich auf die Öffnung der Wirtschaft zurückzuführen.
Kalifornien war der erste Bundesstaat, der einen Lockdown verordnete. Das war am 19. März. Ab 8. Mai folgten die ersten Öffnungen, Anfang Juni begannen die Infektionen anzusteigen. Auf den 13. Juli verordnete Gouverneur Newsom die erneute Schliessung von Bars, Innenrestaurants, Kinos und anderen Geschäften.
In einem Interview mit CNN sagt Anne Rimoin, Epidemiologie-Professorin an der University of California Los Angeles: «Wir haben zu früh geöffnet. Wir hatten das Virus nicht voll unter Kontrolle.»
Sie ergänzt, die Leute würden sich nicht an die Regeln halten. «Sie tragen keine Masken. Sie halten den Abstand nicht ein.» Einen erneuten Shutdown hält die Epidemiologin für die einzige Lösung.
Los Angeles «kurz vor» neuem Lockdown
Die Hälfte der neuen Infizierten im Bundesstaat sind unter 40-jährig. Am härtesten hat das Coronavirus den Bezirk Los Angeles erwischt. Mit elf Millionen Einwohnern ist es der bevölkerungsreichste Bezirk Kaliforniens.
Er verzeichnet mehr als 40 Prozent der kalifornischen Infektionen. Auf CNN sagte Los Angeles Bürgermeister Eric Garcetti, die Stadt stehe «on the brink of another shutdown». Also kurz vor erneuten Schliessungen.
Schwer getroffen ist auch die Latino-Community. Bei 38,9 Prozent Bevölkerungsanteil machen Latinos 54,8 Prozent der Infizierten aus. Ein Grund dafür könnte sein, dass Latinos oft in mehreren Generationen zusammenleben.
Zudem bilden Latinos einen grossen Teil der unerlässlichen Arbeitskräfte aus, wo sie einer Infektion mit dem Coronavirus eher ausgesetzt sind.