Coronavirus: Trump feiert Nationalfeiertag im Höhepunkt der Krise
Die Infektionen mit dem Coronavirus nehmen in den USA drastisch zu. Trotzdem plant Präsident Donald Trump zwei grosse Nationalfeiertags-Veranstaltungen.
Das Wichtigste in Kürze
- In den USA steigen die Zahlen der Corona-Neuinfizierten seit zwei Wochen wieder rasant an.
- Dieses Wochenende feiern die US-Bürger den Unabhängigkeitstag.
- Gesundheitsexperten warnen vor grossen Feiern. Trump feiert dennoch im grossen Stil.
Quasi täglich melden die USA neue Rekordzahlen von Neuinfektionen mit dem Coronavirus innert 24 Stunden. Am Mittwoch und Donnerstag verzeichnete das Land erstmals seit Pandemie-Ausbruch jeweils über 50'000 Neuinfizierte. Seit rund zwei Wochen steigen die Zahlen rasant an.
Grund für Panik bei der US-Regierung? Nicht wenn es nach Donald Trump geht: Er habe das Coronavirus unter Kontrolle. «Da gibt es jetzt ein paar Gegenden, in denen wir die Flammen oder Feuer austreten», erklärt der US-Präsident. Das Coronavirus werde aber sicher schnell verschwinden.
Die Corona-Zahlen untermauern das jedoch nicht. Erst am Donnerstagmorgen vermeldeten 14 US-Bundesstaaten einen täglichen Rekordanstieg bei den Neuinfektionen. Dass zudem 40 Prozent der Staaten ihre Lockerungspläne geändert haben, spricht auch nicht dafür, dass die Pandemie unter Kontrolle sei.
US-Unabhängigkeitstag als «perfekter Sturm» für Ausbreitung des Coronavirus
Und nun folgt ausgerechnet das Wochenende um den Unabhängigkeitstag der USA (4. Juli). Für viele US-Bürger ist es einer der wichtigsten Tage im Jahr. An diesem wird landesweit ausgiebig mit Freunden, Familie und weiteren Mitbürgern gefeiert.
Infektiologe Dr. Joshua Barocas vom Boston Medical Center fürchtet einen «perfekten Sturm», der die Corona-Infektionen in die Höhe schnellen lassen wird. Er warnt vor der «Kombination aus Reisen, Öffnungen – vielleicht in einigen Fällen zu frühen Lockerungen – und Menschen, die nicht unbedingt die Schutzmassnahmen einhalten».
Staaten reagieren unterschiedlich
Auch deswegen führen einige Staaten und Gemeinden für das Nationalfeiertags-Wochenende spezifische Massnahmen ein. In Florida, das derzeit rund 10'000 Neuinfektionen pro Tag verzeichnet, werden einige Strände für das Wochenende geschlossen. Dies trifft auch auf einige Strände in Texas und in Kalifornien zu.
In der texanischen Grossstadt Austin haben die Bürger auf den Smartphones eine Warnung erhalten. In dieser wurden die Menschen gebeten, den Unabhängigkeitstag verantwortungsvoll zu feiern. Man solle zu Hause bleiben, keine Treffen ausserhalb des eigenen Haushalts organisieren und Masken tragen.
Beamte von Gesundheitsbehörden haben im ganzen Land dazu aufgerufen, möglichst im kleinen Rahmen zu feiern. Sie warnen vor der Verbreitung des Coronavirus durch infizierte Menschen ohne Symptome.
Dennoch gibt es auch Staaten mit steigenden Corona-Neuinfektionen, die auf eine Absage von Grossanlässen verzichten. So etwa Missouri, wo am Lake of the Ozarks jährlich Menschen aus verschiedenen Staaten den Unabhängigkeitstag feiern. Konzerte, Pool-Partys und Feuerwerke sollen dort wie geplant stattfinden.
Trump mit Grossveranstaltungen am Mount Rushmore und in Washington
Da hilft es auch nicht, dass sich der Präsident kein bisschen zurücknimmt: Am Freitag (Ortszeit) wird er am berühmten Mount Rushmore, an dem die Gesichter von vier US-Präsidenten eingemeisselt sind, eine Rede halten. Dazu wird er sich ein Feuerwerk anschauen, obwohl dort eine hohe Waldbrandgefahr herrscht.
An der Massenveranstaltung werden viele Tausend Menschen erwartet, ohne dass es eine Maskentragepflicht gibt. Laut der Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem, wird es auch keine Abstandsregeln geben.
Auch das von Trump letztes Jahr eingeführte «Salute to America» soll am Samstag in Washington stattfinden. Dabei soll es zu einer einzigartigen Flugshow und zu einem riesigen Feuerwerk mit über 10'000 Feuerwerkskörpern kommen. Dies obwohl die Bürgermeisterin der Hauptstadt um eine Absage gebeten hat.
Wie letztes Jahr werden Tausende Menschen an der Veranstaltung erwartet. Für Trump, der auch hier eine Rede halten wird, kommt eine Absage natürlich nicht in Frage. Die Veranstaltung sei gemäss der Regierung eine «patriotische Ehrung der Soldaten». Aus Sicht vieler Gesundheitsexperten wäre hingegen «zuhause zu bleiben, das Patriotischste, das man tun kann», wie es der Gesundheitsdirektor von Sacramento formuliert hat.