Hunter Biden wird wegen Verstössen gegen das Waffenrecht verurteilt. Ist das ein Rückschlag für Joe Biden und eine Hilfe für Donald Trump? Oder doch andersrum?
Donald Trump
Hunter Biden (r), Sohn von US-Präsident Joe Biden, wurde am Montag wegen Verstössen gegen das Waffenrecht verurteilt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine US-Jury spricht Hunter Biden wegen Verstössen gegen das Waffenrecht schuldig.
  • Für Vater und US-Präsident Joe Biden ist das primär ein persönlicher Rückschlag.
  • Das Urteil widerlegt ein wichtiges Trump-Narrativ – hilft es am Ende doch den Demokraten?
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Am Montag wurde Hunter Biden (54) vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware schuldig gesprochen. Im Jahr 2018 hatte er eine Waffe gekauft und seine damalige Drogenabhängigkeit verschwiegen. Dazu machte er falsche Angaben – beides Verstösse gegen das Waffenrecht. Das Strafmass ist noch offen.

Es ist das erste Mal, dass ein Kind eines amtierenden US-Präsidenten verurteilt wird. Vater Joe Biden (81) reiste noch am Montagabend zu seinem Sohn. Auf den ersten Blick bedeutet ihm das Urteil nur Ärger.

Schuldspruch entgegen Erzählung von Donald Trump

Grosse Freude also bei Donald Trump und seiner Republikanischen Partei? Nicht wirklich. Im Gegenteil: Der Schuldspruch dürfte für Trump ein Problem sein.

Das hat mehrere Gründe. Einer davon: Der Schuldspruch gegen den Biden-Sohn widerlegt ein wichtiges Trump-Narrativ.

Denn der Entscheid der Jury zeigt: Die US-Justiz verurteilt auch einen Biden.

USA-Expertin Claudia Franziska Brühwiler von der Universität St. Gallen sagt gegenüber Nau.ch deshalb: «Die Verurteilung von Hunter Biden widerlegt die Aussagen jener, die der Justiz vorwerfen, parteiisch und grundsätzlich gegen Republikaner zu sein.»

Auf den zweiten Blick wird somit klar: Wirklich profitieren scheinen Trump und die Republikaner von diesem Schuldspruch nicht zu können.

«Er müsste eher Joe Biden helfen», meint USA-Kenner Thomas Greven vom John-F.-Kennedy-Institut in Berlin auf Anfrage. Durch die gespaltene Medienwelt würden viele Amerikaner aber trotzdem nur die republikanische Version der Dinge wahrnehmen. Der zufolge sei Hunter nur die Spitze des Eisbergs vieler Verbrechen der Biden-Familie.

Joe Biden
US-Präsident Joe Biden reiste am Montagabend zu seinem Sohn Hunter.
Joe Biden Hunter Biden
Hunter Biden wurde wegen Verstössen gegen das Waffenrecht schuldig gesprochen.
Joe Biden
Kann Bidens Präsidentschaftsgegner Donald Trump davon profitieren?
Joe Biden
Der Prozess gegen Hunter Biden mache die Familie nahbarer, sagt Claudia Franziska Brühwiler von der Universität St. Gallen.
Joe Biden Hunter Biden
Zudem betreffe die Drogensucht viele Familien.

Das Urteil schade mehr «dem Vater Joe Biden», so Greven. «Dem Präsidenten hilft es vielleicht eher – zumindest bei den Wechselwählern.» Also denjenigen, die weder klar demokratisch noch republikanisch wählen.

«Mutmasslich geht es um wenige Stimmen in wenigen Staaten. Sind Wechselwähler geneigt, dem Narrativ Trumps nicht zu glauben, könnte das Biden helfen.»

Familie von Joe Biden wird nahbar

Auch Brühwiler sieht für Präsident Joe Biden weniger einen politischen, aber mehr einen persönlichen Rückschlag. Der Schuldspruch sei «gleichzeitig aber gut für das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Justiz. Und es macht die Familie Biden einmal mehr nahbarer.»

Grosse Töne von sich geben können oder wollen die Republikaner also nicht. «Und zwar nicht, weil es um Waffenbesitz geht», so Brühwiler. «Sondern um eine persönliche Tragödie, die zahlreiche amerikanische Familien trifft» – die Drogenabhängigkeit.

«Obschon Hunter Biden stabile Familienverhältnisse und die besten Voraussetzungen hatte, wurde er drogensüchtig. Dieses Schicksal kennen viele Wählerinnen und Wähler, weswegen die Schadenfreude weniger laut sein wird als bei einem anderen Verurteilungsgrund.»

Schadet das Urteil gegen seinen Sohn US-Präsident Joe Biden?

Gefragt, ob die republikanische Zurückhaltung auch mit der Tatsache zu tun hat, dass es um Waffenbesitz geht, sagt Greven: «Man darf die Fähigkeit der Republikaner zur Heuchelei und Doppelmoral nicht unterschätzen.»

Insbesondere Trump könne «seiner ihm ergebenen Anhängerschaft inzwischen erzählen, was er will». Gerade habe er zur Briefwahl aufgefordert. «Diese hat er noch vor Kurzem als einen Hauptgrund für die angeblich gestohlene Wahl 2020 bezeichnet.»

Trump entgehen wohl Spenden

Der Ex-Präsident hätte von einem Freispruch Hunter Bidens nicht nur politisch, sondern auch finanziell profitieren können. Mit dem Narrativ zur manipulierten Justiz werden im Trump-Lager viele Spenden eingeholt – zusätzliche fallen ohne den Freispruch nun weg.

Dabei handelt es sich wohl um Dutzende Millionen Dollar, die Trump in die Kassen gespült worden wären. Dessen sei man sich bewusst gewesen, wie eine mit dem Trump-Fundraising vertraute Person gegenüber der «New York Times» verrät.

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