Das ist der Mann hinter dem US-Abtreibungsverbot
Der Supreme Court der USA hat letzte Woche das Recht auf Abtreibung gekippt. Hinter dem Entscheid steckt ein einflussreicher, erzkonservativer Richter.
Das Wichtigste in Kürze
- Früher stand US-Richter Thomas mit seinen konservativen Forderungen relativ alleine da.
- Zuletzt ist der Supreme Court aber nach rechts gerückt. Jetzt zeigt sich Thomas' Einfluss.
- Am Freitag kippte der oberste US-Gerichtshof das Abtreibungsgesetz.
Am Freitag entschied der Supreme Court in den USA gegen das Recht auf Abtreibung. Jetzt können die einzelnen Bundesstaaten selber entscheiden, ob Abtreibungen erlaubt, eingeschränkt und ganz verboten werden.
Zahlreiche Amerikanerinnen und Amerikaner gingen nach dieser Verkündung auf die Strassen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Der Beschluss ist höchst umstritten. Ein wichtiger Drahtzieher dahinter: der erzkonservative Richter Clarence Thomas.
Richter will Homo-Sex strafbar machen
Das Abtreibungsverbot in zahlreichen US-Bundesstaaten geht Thomas jedoch nicht weit genug. Er fordert zahlreiche weitere umstrittene Gesetzesurteile, wie der «Spiegel» schreibt: Die gleichgeschlechtliche Ehe, die Straffreiheit von homosexuellem Sex sowie die Empfängnisverhütung sind ihm ein Dorn im Auge.
Seine erzkonservativen Ansichten dürften viele verwundern: Der schwarze Richter spricht sich nämlich auch gegen die Quotenregelung für benachteiligte Minderheiten aus. Diese «Affirmative Action» ermöglichte ihm jedoch in jungen Jahren selber ein Jura-Studium an der Yale University. Auch Ehen zwischen Schwarzen und Weissen sah er nicht gerne.
Thomas legt das Gesetz strikt gemäss der Verfassung von 1789 aus. Diese sah keine Rechte für Frauen vor, zudem war die Sklaverei legal.
Thomas wurde trotz Sexskandal Verfassungsrichter
Der heute 74-Jährige wurde im Jahr 1991 vom damaligen US-Präsident George Bush für den obersten Gerichtshof nominiert. Brisant: Trotz Sexskandal wurde er schliesslich in den Richterposten erhoben. Zugelassen wurde dies von niemand geringerem als Joe Biden.
Damals war er als demokratischer Senator Vorsitzender des Justizausschusses, der sich mit dem Fall Anita Hill beschäftigte. Die schwarze Juraprofessorin warf Thomas sexuelle Belästigung vor. Biden schloss jedoch einen politischen Deal mit der Gegenseite. Die Anhörungen wurden beendet, ohne dass weitere Zeuginnen zu Wort kamen.
Als Richter am Supreme Court verhielt er sich jahrelang ruhig. Während zehn Jahren und einer Woche sprach er kein einziges Wort. Im Februar 2016 äusserte er sich erstmals wieder in einer Verhandlung – und hat seither nicht mehr damit aufgehört. Sein Einfluss zeigt sich nun in dem umstrittenen Abtreibungsurteil.
Aktuell hat das konservative Lager eine Mehrheit am obersten Gerichtshof der USA: Sechs der neun Verfassungsrichter sind diesem zuzuordnen. Während seiner Amtszeit konnte Donald Trump drei Stellen am Supreme Court neu besetzen. Unter anderem mit der strengen Katholikin Amy Coney Barrett. Den Amtseid leistete sie vor Clarence Thomas.