Donald Trump: So reagieren Hamas und Politiker auf seine Gaza-Idee
Donald Trump will den Gazastreifen unter Kontrolle der USA bringen. Die neusten Aussagen lösen weltweit eine Welle der Empörung aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump will den Gazastreifen übernehmen und für den Wiederaufbau sorgen.
- Die palästinensische Bevölkerung soll den Küstenstreifen dazu aber verlassen.
- Die Pläne des US-Präsidenten schockieren Politiker in den USA und weltweit.
Eine «Riviera» des Nahen Ostens soll der Gazastreifen werden: Donald Trump schockiert in Washington am Dienstag mit seinen Plänen für das Küstengebiet.
Offen legt er diese an einer gemeinsamen Medienkonferenz mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Trump beabsichtigt, den Gazastreifen unter Kontrolle der USA zu bringen und wiederaufzubauen.
Nur: Die palästinensische Bevölkerung will Donald Trump nicht mehr dort haben. Die rund zwei Millionen Menschen sollen in arabischen Ländern unterkommen.
Das Vorhaben des US-Präsidenten liest du hier im Detail.
«So etwas nennt sich auch ethnische Säuberung»
Trumps und Netanjahus Auftritt entsetzen Politikerinnen und Politiker weltweit.
«Er hat völlig den Verstand verloren. Eine US-Invasion des Gazastreifens würde zum Tod Tausender US-Soldaten und zu jahrzehntelangen Kriegen im Nahen Osten führen. Das ist wie ein schlechter, kranker Witz», schreibt etwa der demokratische Senator Chris Murphy auf X.
«Ich denke, wir müssen wiederholen, was der Präsident der Vereinigten Staaten gerade gesagt hat», sagt Senator Chris Van Hollen beim US-Sender MSNBC kurz nach der denkwürdigen Pressekonferenz.
«Er hat gerade gesagt, dass es die Politik der Vereinigten Staaten sein wird, zwei Millionen Palästinenser gewaltsam aus dem Gazastreifen zu vertreiben – so etwas nennt sich auch ethnische Säuberung.»
Van Hollen, ebenfalls Demokrat, bezeichnete Trumps Absicht als «in vielerlei Hinsicht verabscheuungswürdig» und warnte, dass der Republikaner mit seinen Aussagen die Sicherheit von US-Soldaten und Botschaftspersonal in der Region massiv gefährde.
«Das ist die wohl gefährlichste und giftigste Mischung von Ideen, die man aktuell zusammenbringen könnte. Und deshalb wird es ein Moment grosser Gefahr für Amerikaner sein», erklärte der Senator.
Donald Trump eskaliere die ohnehin angespannte Lage im Nahen Osten: «Was der Präsident hier tut, ist im Grunde, ein Streichholz in eine bereits äusserst volatile Region zu werfen.»
Die demokratische Abgeordnete Rashida Tlaib findet: «Die Palästinenser werden nirgendwohin gehen. Dieser Präsident kann diesen fanatischen Bullshit nur von sich geben, weil es überparteiliche Unterstützung im Kongress für die Finanzierung von Völkermord und ethnischer Säuberung gibt.»
Ihr Parteikollege Eric Swalwell weist auf den Widerspruch in Trumps Politik hin: «Wie bitte? Die USA besetzen Gaza? Uns wurde versprochen, dass die endlosen Kriege aufhören. Wenn ich richtig zähle, übernehmen wir Grönland, Kanada, den Panamakanal und jetzt Gaza?»
Hamas: «Rezept für Chaos und Spannung»
Im Nahen Osten stossen die Übernahme-Pläne des Gazastreifens wenig überraschend ebenfalls auf grosse Ablehnung.
«Wir halten sie für ein Rezept, um Chaos und Spannungen in der Region zu erzeugen», sagt ein hochrangiger Vertreter der Terrororganisation Hamas. Die Menschen im Gazastreifen würden solche Pläne nicht zulassen.
Sprecher Izzat Al-Rishq wird von CNN wie folgt zitiert: «Der Gazastreifen ist kein gemeinsames Land, über das irgendeine Partei entscheiden kann, sondern er ist Teil unseres besetzten palästinensischen Landes.»
Jede Lösung müsse «auf der Beendigung der Besatzung und der Verwirklichung der Rechte des palästinensischen Volkes beruhen und nicht auf der Mentalität eines Immobilienhändlers und der Mentalität von Macht und Herrschaft».
Hussein al-Scheich, Generalsekretär des Exekutivkomitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), schreibt auf der Plattform X: «Die palästinensische Führung bekräftigt ihre feste Position, dass die Zweistaatenlösung die Garantie für Sicherheit, Stabilität und Frieden ist.»
Man weise «alle Aufrufe zur Vertreibung des palästinensischen Volkes aus seinem Heimatland» zurück, schrieb der palästinensische Spitzenfunktionär weiter. «Wir sind hier geboren, wir haben hier gelebt, und wir werden hier bleiben.»
Die Autonomiebehörde des gemässigten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas will im Gazastreifen wieder die Kontrolle übernehmen. Die islamistische Hamas hatte sie 2007 gewaltsam von dort vertrieben.
Saudi-Arabien: Keine Israel-Beziehung ohne Palästinenserstaat
Saudi-Arabien fordert weiterhin einen Palästinenserstaat und macht diesen zur Voraussetzung für diplomatische Beziehungen mit Israel. Man lehne «jegliche Verletzung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes» ab, heisst es in einer Stellungnahme des Aussenministeriums.
Ägypten und Jordanien lehnen eine Umsiedlung der Palästinenser aus dem Gazastreifen aus innenpolitischen Gründen ab, da dies erhebliche Spannungen auslösen würde.
Das mit den USA verbündete Australien betont, dass man sich für eine Zweistaatenlösung einsetze.
Plan von Donald Trump sei «Vernichtung» des Volkes
Kritik an Donald Trump gibt es auch von Menschenrechtsexperten. «Die Entfernung aller Palästinenser aus dem Gazastreifen kommt ihrer Vernichtung als Volk gleich. Der Gazastreifen ist ihre Heimat», tweetet Paul O'Brien, Chef von Amnesty International USA.
«Der Tod und die Zerstörung im Gazastreifen sind eine Folge davon, dass die israelische Regierung zu Tausenden Zivilisten tötet, oft mit US-Bomben.»