Elon Musk: Experten befürchten Glaubwürdigkeitsproblem bei Twitter
Elon Musk teilte auf seiner Plattform Twitter eine Verschwörungstheorie. Das heisse für die Glaubwürdigkeit von Twitter nichts Gutes, sagen Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Twitter-Chef Elon Musk verbreitete eine Verschwörungstheorie zum Angriff auf Paul Pelosi.
- Der Tweet schade mehr der Glaubwürdigkeit von Twitter als ihrem Chef, sagt ein Experte.
- Auch finanziell könnte dies ein Eigentor bedeuten.
Elon Musk sorgt nicht selten mit provokativen Tweets für Aufsehen. Und kaum hat der Tesla-Chef als Boss von Twitter losgelegt, sorgt er für den ersten Skandal.
Der 51-Jährige verbreitet eine Verschwörungstheorie zum Angriff auf den Ehemann der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi.
Bei der Attacke mit einem Hammer erleidet Paul Pelosi einen Schädelbruch. Musk aber behauptet auf Twitter: «Es gibt eine winzige Möglichkeit, dass bei dieser Geschichte mehr dahintersteckt.»
Dabei verlinkt er die Website «Santa Monica Observer». Auf der für Fake News bekannten Seite kursiert eine Theorie: Pelosis Mann soll den Angreifer freiwillig ins Haus gelassen haben.
Und nicht nur das. Es habe sich zudem um einen Callboy gehandelt. Pelosi sei schwul.
Elon Musk teilt die unbelegte Ansicht mit seinen rund 112 Millionen Follower. Dies, obwohl die Polizei eindeutig von einem Einbruch spricht.
Twitter muss «sehr vorsichtig sein»
Wenig später ist der Tweet wieder gelöscht. Doch die Mitteilung bleibt nicht unbemerkt, im Gegenteil: Am neuen Twitter-Chef wird viel Kritik laut.
Die Glaubwürdigkeit von Twitter werde unter solchen Verschwörungs-Tweets «leiden», sagt der Social-Media- und Marketing-Experte Thomas Hutter gegenüber Nau.ch. «Als ‹neutrales› Sprachrohr der Welt muss Twitter extrem vorsichtig sein», so Hutter.
Elon Musk müsse sich als Chef von Twitter «grundsätzlich sehr vorsichtig äussern», warnt Hutter. Die Aktion habe aber «wahrscheinlich keinen Einfluss» auf sein persönliches Image. Denn der Tesla-Chef polarisiert nicht zum ersten Mal auf Twitter.
Aktion könnte ein «wirtschaftlicher Bumerang» sein
Eine Plattform dieser Grösse hat eine Verantwortung im Kampf gegen Falschnachrichten. Verschwörungsexperte Marko Kovic geht aber nicht davon aus, dass dieser aktiv geführt wird.
Der Soziologe sagt auf Anfrage: «Musks bizarrer Verschwörungs-Tweet signalisiert, dass Twitter in Zukunft wohl nicht übertrieben aktiv gegen Desinformation vorgehen wird.»
Das könnte dem Ruf des Mikroblogging-Dienstes schaden. Und auch finanziell weh tun. Denn wie andere Dienste ist Twitter auf Einnahmen von Werbegeldern angewiesen. Und «Unternehmen, die auf Twitter Werbung schalten, wollen damit nicht ihrer Reputation schaden.»
Erscheine Werbung neben «Hass- oder Desinformations-Posts, sei das schlecht für das Image», betont Marko Kovic. Twitter drohe deshalb ein «wirtschaftlicher Bumerang».