Facebook verdoppelt Gewinn - und warnt vor Gegenwind
Facebook warnt seit Monaten, dass Massnahmen von Apple zum Schutz der Privatsphäre die personalisierte Werbung erschweren. Obwohl Apples Regeln nun greifen, wuchs Facebooks Geschäft zuletzt rasant weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Facebook hat im vergangenen Quartal massiv davon profitiert, dass Werbeausgaben immer mehr ins Internet gehen.
Der Umsatz des weltgrössten Online-Netzwerks sprang im Jahresvergleich um 56 Prozent auf gut 29 Milliarden Dollar (24,5 Mrd Euro) hoch.
Der Gewinn war mit 10,4 Milliarden Dollar doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Doch für die Zukunft warnt Facebook vor mehr Gegenwind.
Den Ausschlag für die Zuwächse im vergangenen Quartal gab vor allem ein Anstieg des durchschnittlichen Preises pro Anzeige um 47 Prozent, wie Facebook nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Die Zahl der dargestellten Werbeanzeigen stieg unterdessen lediglich um sechs Prozent. Die Anzeigenplätze bei Facebook werden in einem Auktionsverfahren vergeben. In der Corona-Pandemie versuchen immer mehr Werbetreibende, die Leute im Netz zu erreichen - der Wettbewerb um den Platz auf der Facebook-Plattform wird entsprechend schärfer.
Die Zahl der jeden Tag bei Facebook aktiven Nutzer stieg binnen drei Monaten um rund 30 Millionen auf 1,91 Milliarden. Monatlich greifen 2,9 Milliarden Nutzer auf die Plattform zu - 50 Millionen mehr als im ersten Quartal. Mindestens eine der Konzern-Apps wie etwa WhatsApp oder Instagram wird täglich von 2,76 Milliarden Menschen benutzt - das sind 40 Millionen mehr als vor drei Monaten. Auf monatlicher Basis sind es 3,5 Milliarden Nutzer. In Europa ging die Facebook-Nutzerzahl im vergangenen Quartal leicht zurück - von 423 auf 420 Millionen.
Die Werbeerlöse sprangen hoch, obwohl Apple mitten im vergangenen Quartal seine Datenschutz-Neuerungen aktivierte, die Facebook scharf kritisiert. App-Entwickler müssen nun eine ausdrückliche Erlaubnis einholen, wenn sie das Verhalten eines iPhone-Nutzers quer über verschiedene Dienste und Anwendungen hinweg zu Werbezwecken beobachten wollen. Da viele dies ablehnen, warnt Facebook, dass die Fähigkeit des Online-Netzwerks, Werbung zielgenau bestimmten Nutzergruppen anzeigen zu können, darunter leiden werde.
Im laufenden Quartal werde der Effekt der Apple-Massnahmen stärker zu spüren sein als im vergangenen Vierteljahr, betonte Facebooks Finanzchef David Wehner. Das prozentuale Wachstum bei Onlinewerbung werde im weiteren Jahresverlauf zudem geringer ausfallen, weil man die frischen Zahlen im Gegensatz zum vergangenen Quartal mit bereits von der Corona-Krise beflügelten Geschäftszahlen aus dem Jahr 2020 vergleichen werde, warnte er.
Pro Nutzer nahm Facebook im vergangenen Quartal im weltweiten Schnitt 10,12 Dollar ein - fast so viel wie zuletzt im Weihnachtsquartal. Nicht nur Facebook profitiert von dem Online-Werbeboom. Am Vortag hatte auch Google, Facebooks stärkster Rivale im Kampf um Werbedollar, ein Rekordquartal verkündet.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg nutzte die Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Zahlen, um über das Konzept des «Metaversums» zu sprechen - einer umfassenden virtuellen Welt, in der Menschen nach seiner Überzeugung mehr und mehr Zeit verbringen werden. Zuckerberg will, dass Facebook dabei eine führende Rolle spielt und benannte zuletzt mehrere Verantwortliche für das Projekt.
Zuckerberg beschrieb das Metaversum als eine «virtuelle Umgebung, in der man mit anderen Leuten in digitalen Räumen anwesend sein kann.» Man könne sich das vorstellen als «ein Internet, in dem man mittendrin ist, statt draufzuschauen».
Die Facebook-Aktie fiel im vorbörslichen Handel am Donnerstag zeitweise um rund 3,5 Prozent, obwohl die Quartalsergebnisse die Erwartungen der Analysten deutlich übertrafen.