Fake-Angestellte von Amazon verteidigen Arbeitgeber auf Twitter
Das Wichtigste in Kürze
- Amazon versucht aktuell, seinen Angestellten die Bildung einer Gewerkschaft auszureden.
- Auf Twitter bekommt das Unternehmen Unterstützung von einer Reihe von Fake-Profilen.
- Der Konzern sagt, er habe nichts mit den Profilen zu tun.
In den USA versuchen derzeit Mitarbeiter von Amazon, sich in einer Gewerkschaft zu organisieren. Was für uns Europäer normal tönt, wäre in den USA ein Novum: Amazon ist zwar nach Walmart der zweitgrösste Arbeitgeber im Land, doch eine gewerkschaftliche Vertretung gibt es bislang noch nicht.
Der Bezos-Konzern selbst hat in den vergangenen Wochen bereits durchblicken lassen, dass er wenig von den Anliegen seiner Angestellten hält. Amazon hatte versucht, das Votum zu verzögern, war jedoch mit einem Einspruch bei der Arbeitnehmerschutzbehörde abgeblitzt. Der weltgrösste Online-Händler glaubt, die von der Initiative geforderten fairen Löhne und sicheren Arbeitsbedingungen bereits zu bieten.
PR-Offensive auf Twitter
Wie immer, wenn in der heutigen Zeit etwas diskutiert wird, findet ein signifikanter Teil davon online statt. Doch auf Twitter kämpft Amazon wegen der Geschichte überwiegend mit Gegenwind. Auch eine Tweet-Offensive von hohen Managern und Accounts, die Amazon als Arbeitgeber loben, hat nur wenig gebracht.
Jetzt bekommt der Konzern aber unerwartete Unterstützung. In der Nacht von Montag auf Dienstag setzten zahlreiche Accounts von mutmasslichen Amazon-Angestellten eine Serie von Anti-Gewerkschaftstweets ab.
Fake-Accounts eilen Amazon zu Hilfe
Das Problem dabei: Es sind Fake-Accounts. Die meisten wurden erst vor ein paar Tagen erstellt und tweeten seither nur über das Thema Gewerkschaften und Amazon. Gleichzeitig sind die verwendeten Profilbilder entweder Stock-Fotos oder geklaute Identitäten.
Die Fake-Profile machen online Stimmung gegen die Gewerkschaften. «Ich will nicht hunderte Dollars pro Monat nur für Anwälte ausgeben», schreibt zum Beispiel «Burt». Er ist ein «glücklicher Amazon Angestellter», der sich dummerweise das Gesicht von Tyler Toney, einem Youtube-Komiker, geliehen hat.
Ins gleiche Horn bläst «Darla», die als Anzeigebild ein Stock-Foto benutzt. Sie betont zuerst, dass sich der Arbeitgeber grossartig um sie kümmere.
Gleichzeitig würde eine Gewerkschaft doch eh nur Gebühren erheben, die sie als alleinerziehende Mutter dann berappen müsse. «No, Thanks!», findet sie dazu.
Konzern distanziert sich von Fake-Unterstützung
Die meisten der Accounts haben in ihrem Namen «@AmazonFC». Es ist die Anschrift für offizielle Accounts von echten Angestellten. Sie werden von der Firma dafür bezahlt, ihre Arbeit online zu dokumentieren und zu bewerben. Das Programm existiert schon seit 2018.
Mit den neuen Accounts will der Online-Händler aber nichts zu tun haben. Weder «Darla» noch «Burt» seien offizielle Accounts, stellte ein Sprecher klar. Man habe Twitter auf die Situation hingewiesen und erwarte entsprechende Schritte.
Wer hinter den Fake-Accounts steckt, ist völlig unklar. Würde die zweitgrösste Firma der USA wirklich zu einem so billigen Trick greifen um seine Angestellten auszuhebeln? Twitter selber schweigt zu der Frage, hat aber Burt, Darla und andere neue Gewerkschaftsgegner vorerst gesperrt.