Früherer Twitter-Mitarbeiter der Spionage für Saudi-Arabien schuldig gesprochen
Das Wichtigste in Kürze
- Mann soll Nutzerdaten möglicher Regimegegner an Riad verkauft haben.
Ein Geschworenengericht im kalifornischen San Francisco sprach Ahmad Abouammo am Dienstag unter anderem der Geldwäsche, des Betrugs und der illegalen Agententätigkeit für eine ausländische Regierung schuldig. Das Strafmass wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.
Abouammo war im November 2019 in Seattle festgenommen worden. Ihm und einem weiterer damaligen Twitter-Mitarbeiter wurde vorgeworfen, 2014 von saudiarabischen Vertretern kontaktiert worden zu sein, um nur intern zugängliche Nutzerdaten wie E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten hinter anonymen Nutzerkonten weiterzugeben.
Die Daten hätten es Riad ermöglichen können, bislang anonyme Regierungskritiker in dem Kurzbotschaftendienst zu identifizieren. Abouammo, der Twitter 2015 verliess und dann beim Onlinehandels-Riesen Amazon anheuerte, erhielt 100.000 Dollar (rund 98.000 Euro) in bar und eine Uhr im Wert von 40.000 Dollar.
Der Angeklagte habe «seine Position an einen Insider» aus dem Umfeld des saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman verkauft, sagte Staatsanwalt Colin Sampson in seinem Schlussplädoyer.
Abouammos Anwältin Angela Chuang sagte dagegen, ihr Mandant habe nur Geschenke von grosszügigen Saudis angenommen, nachdem er seinen Job als Kunden-Manager bei Twitter gemacht habe. Er habe zwar die 100.000 Dollar und die teure Uhr angenommen; das sei im saudiarabischen Kulturkreis aber lediglich «Wechselgeld».
Der internationale Umgang mit dem erzkonservativen Königreich Saudi-Arabien ist wegen der dortigen Menschenrechtslage umstritten. Nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes hatte Kronprinz Mohammed bin Salman den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im saudiarabischen Konsulat in Istanbul im Jahr 2018 persönlich gebilligt.
Im Juli trafen sowohl US-Präsident Joe Biden als auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Thronfolger. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um Saudi-Arabien als möglichen Öllieferanten, um die Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine abzumildern.