Ukraine Krieg: Geheimdienste sehen «massive Fehleinschätzung» Putins
Die Putin-Berater sollen den Kreml-Chef im Ukraine-Krieg falsch beraten. Es kam zu «massiven Fehleinschätzungen» sagt der britische Geheimdienstchef.
Das Wichtigste in Kürze
- Putins Berater sollen dem Kreml-Chef die Wahrheit über den Ukraine-Krieg vorenthalten.
- Das behaupten die Geheimdienste von Grossbritannien und den USA.
- Der Grund für diese Entwicklung: Die Berater hätten vor Putin zu viel Angst.
Die Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin fürchten sich laut Geheimdienstvertretern der USA und Grossbritanniens, dem Staatschef die Wahrheit über seinen «gescheiterten» Krieg in der Ukraine zu sagen.
«Aber auch wenn Putins Berater Angst haben, ihm die Wahrheit zu sagen, müssen dem Regime die Vorgänge und das Ausmass dieser Fehleinschätzungen glasklar sein.» Das sagte der Direktor des britischen Geheimdienstes GCHQ, Jeremy Fleming, am Donnerstag bei einem Vortrag an einer australischen Universität in Canberra.
«Putin hat Auswirkungen von Ukraine-Krieg unterschätzt»
Fleming sagte, Putin habe den Widerstand in der Ukraine, die Stärke der internationalen Koalition gegen ihn und die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen unterschätzt. Der russische Staatschef habe auch die Fähigkeit seines eigenen Militärs überschätzt.
«Wir haben gesehen, wie russische Soldaten – denen es an Waffen und Moral mangelt – sich weigern, Befehle auszuführen, ihre eigene Ausrüstung sabotieren und sogar versehentlich ihre eigenen Flugzeuge abschiessen», sagte Fleming.
Hiermit spielt der Geheimdienst-Chef wohl auf Berichte vom Beginn des Kriegs an. Ende Februar soll ein russisches Schiff im Schwarzen Meer ein eigenes Flugzeug abgeschossen haben. Das berichtete damals das ukrainische Verteidigungsministerium.
Das Fazit ist laut Fleming, dass der Ukraine-Krieg nun zu Putins «persönlichem Krieg» geworden sei: «Die Kosten dafür werden von unschuldigen Menschen in der Ukraine und – immer mehr – von gewöhnlichen Russen getragen.»
«Berater haben Angst, ihm die Wahrheit zu sagen»
Zuvor hatte bereits ein US-Regierungsvertreter am Mittwoch von Misstrauen zwischen dem russischen Staatschef und seinem engsten Umfeld berichtet: «Wir haben Informationen, wonach Putin sich vom russischen Militär getäuscht fühlt», sagte er.
«Putin wird von seinen Beratern falsch darüber informiert, wie schlecht die russischen Streitkräfte dastehen und wie die russische Wirtschaft von Sanktionen lahmgelegt wird, weil seine hohen Berater zu viel Angst haben, ihm die Wahrheit zu sagen.»
So habe Putin nicht gewusst, dass Wehrpflichtige zum Kämpfen in die Ukraine geschickt worden seien, sagte der US-Vertreter. Es gebe «ständige Spannungen» zwischen Putin und dem russischen Verteidigungsministerium.
Die russischen Streitkräfte haben bei ihrem am 24. Februar gestarteten Angriffskrieg gegen die Ukraine hohe Verluste erlitten. Die Offensive geriet angesichts des erbitterten Widerstands der ukrainischen Armee schnell ins Stocken.
Fleming warnte jedoch, dass Cyberangriffe aus Russland weiterhin eine Bedrohung darstellten. Er bekräftigte auch, dass Moskau Söldner und ausländische Kämpfer in der Ukraine einsetze, darunter solche der berüchtigten Wagner-Gruppe, die eine «Schattenabteilung des russischen Militärs» sei.