George Floyd

George Floyd: Derek Chauvin ist des Mordes schuldig

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AFP, Simon Binz

USA,

Im Prozess um den brutalen Tod des Afroamerikaners George Floyd ist ein Urteil gefallen. Der Ex-Polizist Derek Chauvin ist des Mordes schuldig befunden worden.

George Floyd
Der Floyd-Prozess nähert sich seinem Ende - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Jury-Entscheidung war eindeutig: Derek Chauvin ist schuldig.
  • Auf den Hauptanklagepunkt steht eine Höchststrafe von 40 Jahren Gefängnis.
  • Derek Chauvin hat am 25. Mai den Afroamerikaner George Floyd bei einem Einsatz getötet.

Die Entscheidung der Geschworenen im Verfahren gegen den weissen Ex-Polizisten Derek Chauvin ist bekannt. Chauvin war wegen Mordes zweiten Grades, Mordes dritten Grades und Totschlags zweiten Grades angeklagt. Er hatte auf nicht schuldig plädiert.

Die Jury hatte erst am Montagnachmittag mit ihren Beratungen begonnen und war schnell zu einem Urteil gekommen: Chauvin ist in allen Anklagepunkten für schuldig befunden worden und somit für den Tod von George Floyd verantwortlich. Das erklärte Richter Peter Cahill am Dienstag in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota.

Derek Chauvin George Floyd
Der Ex-Polizist Derek Chauvin wird nach dem Urteil in Handschellen abgeführt. - Keystone

Nach dem Schuldspruch wurde Derek Chauvin in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt. Der Ex-Polizist werde in Gewahrsam des Bezirks-Sheriffs genommen, sagte Richter Peter Cahill am Dienstag in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota. Er hatte die Kaution nach dem Schuldspruch auf Antrag der Staatsanwaltschaft widerrufen.

Chauvin war nach Floyds Tod Ende Mai vergangenen Jahres aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Er befand sich gegen Kaution auf freiem Fuss und war während des ganzen Prozesses anwesend.

George Floyd wurde bei einem Polizeieinsatz getötet

Chauvin hatte dem wegen Falschgeldvorwürfen festgenommenen George Floyd am 25. Mai 2020 in Minneapolis neuneinhalb Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt. Dies, obwohl der Afroamerikaner wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr.

Der auf einem Handyvideo festgehaltene Tod von George Floyd sorgte international für Empörung. Und löste in den USA landesweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus.

George Floyd Polizei
Der Polizist Derek Chauvin drückte minutenlang sein Knie gegen den Hals von George Floyd. - dpa

Die Staatsanwaltschaft forderte am Montag in ihrem Schlussplädoyer einen Schuldspruch gegen Chauvin in allen drei Anklagepunkten. Der weisse Ex-Polizist habe George Floyd durch seinen Knie-Einsatz getötet: «Das war keine Polizeiarbeit. Das war Mord», sagte der Staatsanwalt.

Chauvins Verteidiger forderte den Freispruch

Chauvins Verteidiger Eric Nelson erklärte dagegen, der weisse Ex-Polizist müsse freigesprochen werden. Chauvin habe rechtmässig und gemäss der Polizeiregeln Zwangsmittel eingesetzt, weil George Floyd bei seiner Festnahme «aktiven Widerstand» geleistet habe. Die Staatsanwaltschaft könne zudem nicht zweifellos belegen, dass nicht Herzprobleme und Drogenkonsum bei Floyds

Derek Chauvin
Derek Chauvin kniete mehrere Minuten lang auf George Floyd. Später verstarb der Festgenommene im Spital. - Hennepin County Jail/AFP/Archiv

Da Chauvin in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde, wird das genaue Strafmass erst zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Nach Angaben von Richtern, dürfte es ungefähr acht Wochen dauern, bis ein Strafmass verkündet wird. Auf den Hauptanklagepunkt

Experten gehen davon aus, dass der bislang nicht vorbestrafte Chauvin ein geringeres Strafmass bekommen dürfte als maximal zulässig. Chauvins Verteidigung könnte noch Berufung gegen das Urteil einlegen.

George Floyd
Die Behörden in Minnesota publizierten diese Bilder der involvierten Polizisten beim Tod von George Floyd: Von links Derek Chauvin, J. Alexander Kueng, Thomas Lane und Tou Thao. - Keystone

Neben Chauvin sind drei weitere am Einsatz gegen Floyd beteiligte Ex-Polizisten angeklagt. Diese werden in einem separaten Verfahren ab dem 23. August vor Gericht stehen. Ihnen wird Beihilfe zur Last gelegt, auch ihnen könnten langjährige Haftstrafen drohen.

Joe Biden betete für «das richtige Urteil»

Floyds Schicksal hatte mitten in der Corona-Pandemie weltweit eine Welle an Demonstrationen ausgelöst. Diese richteten sich gegen Rassismus und Polizeigewalt und entwickelten sich in den USA zur grössten Protestbewegung seit Jahren.

Die Erwartungen an das Verfahren waren in den USA daher immens: Viele Menschen, darunter viele Schwarze, hatten auf ein Urteil gehofft, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzen würde.

joe biden George Floyd
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, hatte für das «richtige Urteil» im Floyd-Prozess gebetet. - keystone

Selbst US-Präsident Joe Biden sagte am Dienstag, er bete dafür, dass das «richtige Urteil» gefällt werde. Für den Fall eines Freispruchs oder einer geringen Haftstrafe war mit neuen Protesten gerechnet worden.

Proteste vor dem Gerichtsgebäude

Unmittelbar vor der Bekanntgabe des Urteils kamen Hunderte Aktivisten vor dem Gerichtsgebäude im Zentrum von Minneapolis zusammen. Sie skandierten unter anderem den Namen George Floyds, die Worte «Hört auf, uns zu töten» und «Chauvin - schuldig».

Floyds Ex-Partnerin Courtney Ross sagte vor der Urteilsverkündung: «Ein Schuldspruch wäre nicht nur ein Zeichen der Gerechtigkeit für uns, sondern auch Rückenwind für den Kampf gegen den Rassismus.»

Wegen des Prozesses war in Minneapolis ein Grossaufgebot der Sicherheitskräfte im Einsatz, inklusive Soldaten der Nationalgarde. Gouverneur Tim Walz hatte zuvor dazu aufgerufen, friedlich zu demonstrieren und Ausschreitungen und «Chaos» zu vermeiden. Auch das Gerichtsgebäude wurde massiv gesichert.

Nach der Urteilsverkündigung brach die grosse Menschenansammlung vor dem Gerichtsgebäude in Jubel aus. Gruppen skandierten etwa: «Schuldig in allen drei Anklagepunkten» – viele fielen sich in die Arme.

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