Hetze und Verschwörungstheorien bei Treffen der Trump-Fans

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USA,

Donald Trump ist der Stargast auf der rechten CPAC-Konferenz. Hier wollen die meisten, dass er noch einmal US-Präsident wird. Gegner haben es auf der mehrtägigen Veranstaltung schwer.

Auf der «Conservative Political Action Conference», kurz CPAC, begrüsst Donald Trump sein Publikum.
Auf der «Conservative Political Action Conference», kurz CPAC, begrüsst Donald Trump sein Publikum. - Alex Brandon/AP/dpa

Die grösste Überraschung an Donald Trumps Auftritt ist, dass der frühere US-Präsident pünktlich auf der Bühne erscheint. Wie immer redet er lang, eine Stunde und 45 Minuten sind es am Wochenende bei einer Konferenz des rechten Lagers in der Nähe von Washington. Und wie bei jeder Rede spult er dieselben Heldengeschichten über sich aus seiner Zeit im Weissen Haus ab.

Applaus flammt besonders dann auf, wenn Trump gegen Transmenschen oder Migranten hetzt. Ansonsten plätschert der Programmhöhepunkt der mehrtägigen Konferenz so vor sich hin. Dabei ist die «Conservative Political Action Conference» (CPAC) mittlerweile zu einer Art offiziellem Treffen des Trump-Fanclubs geworden, da geht es meistens lautstark, bisweilen schrill zu. Der 76-Jährige will noch einmal ins Weisse Haus – doch welche Konkurrenten hat er bei den Republikanern?

Die CPAC findet mittlerweile zwei Mal im Jahr statt – das Treffen ist in den vergangenen Jahren zu einem Sammelbecken für Rechtsnationale, Verschwörungstheoretiker und die religiöse Rechte geworden. Hier ist Trump der Star. Knapp 300 US-Dollar (rund 280 Euro) kostet das Ticket, etliche Zusatzveranstaltungen schlagen extra zu Buche. Tradition ist eine Online-Umfrage unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern – und die spannendste Frage ist, wen sie am liebsten als Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024 sähen.

Rivalen glänzen mit Abwesenheit

Es ist nicht überraschend, dass Trump hier gewinnt – er hat seine Bewerbung für die Kandidatur bereits im November öffentlich gemacht. Für ihn votieren 62 Prozent – etwas weniger als bei der CPAC im vergangenen Sommer in der Metropole Dallas. Sein potenzieller Rivale Ron DeSantis, Gouverneur des Bundesstaats Florida, landet mit 20 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei. Auf der CPAC hat er sich erst gar nicht blicken lassen – so wie auch Trumps einstiger Vizepräsident Mike Pence, dem ebenfalls Ambitionen aufs höchste Amt im Staate nachgesagt werden. Er ist bei der CPAC so gar nicht wohlgelitten.

Auf immerhin noch fünf Prozent kommt Perry Johnson. «Perry wer?», mag sich der eine oder andere fragen. Der republikanische Geschäftsmann hat vor einigen Tagen seine Präsidentschaftspläne öffentlich gemacht. Seine Bewerbung gilt aber als wenig aussichtsreich – auch wenn der 75-Jährige nun auf der CPAC vorsprach und damit zumindest einigen positiv aufgefallen sein dürfte. Noch schmalere drei Prozent der Stimmen entfallen auf die deutlich bekanntere ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley, die damals von Trump auf ihren prestigeträchtigen Posten befördert wurde und ihren Wahlkampf im Februar begonnen hat. Das Publikum auf der CPAC kann sie nicht wirklich für sich begeistern.

Fast wie Gotteslästerung

Als die 51-jährige Republikanerin den Platzhirsch Trump in ihrer Rede indirekt angreift, ist das Schweigen im Saal fast greifbar. Fällt der Name der ehemaligen Gouverneurin des Bundesstaats South Carolina in dem riesigen Konferenzhotel, wird nicht selten mal gebuht. Dass Haley gegen ihren ehemaligen Chef Trump antritt, dürfte für einige eine Art Gotteslästerung sein. «In unserer Welt ist sie so etwas wie Establishment», sagt Regina aus der Stadt Zionsville im Bundesstaat Indiana. Sie ist Trump-Anhängerin und trägt eine blaue Sonnenbrille, die Gläser haben Sternenform – das Outfit ganz im Stil der US-amerikanischen Flagge in Rot und Weiss. Mit ihrer Freundin habe sie absichtlich den Saal verlassen, als Haley auf die Bühne kam, sagt Regina.

Wie repräsentativ die CPAC für die gesamte Partei ist, lässt sich schwer sagen. Fakt ist, dass Trump auch in anderen Umfragen unter Republikanern vorn liegt. Doch auf der CPAC sind nicht alle ganz sicher, was eine zweite Amtszeit Trumps angeht. «Ich meine, er ist mutig», sagt eine Besucherin namens Joyce aus dem Bundesstaat Pennsylvania, die in den 1970er Jahren in Deutschland studiert hat. Mit Blick auf die Wahl 2024 sagt sie: «Ich denke einfach, dass wir den besten Kandidaten finden müssen, der eine Chance auf den Sieg hat.» Und das müsse nicht Trump sein. Danach bedient sie die üblichen Klischees – die gewaltsame Erstürmung des Kapitols sei falsch dargestellt worden, neben Mann und Frau gebe es nun ungefähr «57 Geschlechter» und an den Schulen würden Kinder gefährlich indoktriniert.

Auch Gast aus Brasilien dabei

Es ist der Sound der CPAC. Hier treten die Ultrarechten auf – mit ihren im Repräsentantenhaus sitzenden Wortführerinnen Marjorie Taylor Greene und Lauren Boebert. Auch Brasiliens rechter Ex-Präsident Jair Bolsonaro spricht, wettert gegen sogenannte Genderideologie und Corona-Impfpflicht. Es scheint keine Verschwörungstheorie zu wild, keine Beleidigung zu derbe. Hier wird gehetzt gegen Minderheiten und Andersdenkende, ein christlicher Gottesstaat gefordert, auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geschimpft. Es ist eine Parallelwelt, in der es keine Grenzen zu geben scheint. Aber all das ist kein neuer Ton, es ist die Sprache, die weite Teile der Republikaner seit Jahren sprechen. Und Trump ist ein fester Bestandteil.

«Wir werden den «tiefen Staat» demontieren, wir werden die Tyrannei zerstören, und wir werden die amerikanische Republik in all ihrer strahlenden Pracht wiederherstellen. Mit Gottes Hilfe und Eurer Unterstützung werden wir Amerika wieder mächtig machen» – es sind Sätze wie diese, mit denen Trump seine Rede beendet, die zuweilen wie ein wirres Selbstgespräch wirkt. Hinter dem in Verschwörungsmythen verwendeten Begriff «Deep State» steht die Idee, im Hintergrund politischer Entscheidungen zögen geheime Mächte die Fäden. Dazu passt, dass auf der CPAC T-Shirts verkauft werden, auf denen US-Präsident Joe Biden mit Hitler-Bart zu sehen ist. «Nicht mein Diktator» steht darauf. Hört man sich um, ist kaum einer der Auffassung, dass Biden der legitime Präsident der USA ist.

Und dazu passt auch, dass eine der am meisten bejubelten Rednerinnen Kari Lake ist. Die 53-Jährige hat im November die Wahl um den Gouverneursposten im US-Bundesstaat Arizona verloren. Ihre Wahlniederlage will sie – wie Trump – nicht akzeptieren. Zuletzt ist sie vor Gericht mit einer Klage gescheitert. Das hält sie nicht davon ab, vor Hunderten Zuschauern bei der CPAC zu behaupten, finstere Mächte – also Bidens Demokraten – hätten sie um den Sieg gebracht. Der Applaus ist riesig. Wäre das säen von Zweifeln an demokratischen Wahlen nicht so gefährlich, wäre ihr Auftritt fast bedauernswert. Auf der CPAC wünschen sie sich, dass Lake Vize-Präsidentin wird.

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