Ig Nobelpreise verliehen
Das Wichtigste in Kürze
- Zehn wissenschaftliche Studien sind mit den Ig-Nobelpreisen ausgezeichnet worden.
- Das sind Studien, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen».
Nierensteine in der Achterbahn, Fliegen im Wein und Menschen, die Schimpansen nachmachen: Zehn wissenschaftliche Studien, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen», sind an der US-Eliteuniversität Harvard mit den sogenannten «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden. Die traditionell klamaukig-schrille Gala mit mehr als 1000 Zuschauern fand in der Nacht zum Freitag bereits zum 28. Mal statt. Wie jedes Jahr reisten auch diesmal echte Nobelpreisträger an, darunter der deutsche Physik-Nobelpreisträger von 2001, Wolfgang Ketterle.
Die undotierten Auszeichnungen sollen «das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren». Zwischendurch fliegen bei der so ganz anderen anderthalbstündigen Preisverleihung Papierflieger durch die Luft, es gibt Sketche und bizarre Kurz-Opern.
Wissenschaftler aus den USA bekamen den Preis in der Kategorie Medizin, weil sie versucht hatten, durch Achterbahnfahren Nierensteine schneller auszuscheiden. «Die eigentliche Anerkennung gebührt aber einem meiner Patienten», sagte Forscher David Wartinger in seiner Dankesrede. Dieser sei bei einem Besuch in einem Vergnügungspark immer wieder Achterbahn gefahren und habe danach jeweils einen Nierenstein ausgeschieden. Daraufhin hätten er und sein Kollege Marc Mitchell sich der wissenschaftlichen Erforschung des Themas angenommen, sagte Wartinger. Der Ig-Nobelpreis («ignoble» heisst auf Deutsch «unwürdig») wurde diesmal in Form eines Papierherzens verliehen.
Forscher aus Deutschland, Schweden, Kolumbien, Frankreich und der Schweiz erhielten den Preis in der Kategorie Biologie für den Nachweis, dass Wein-Experten durch Geruch verlässlich nachweisen können, ob sich in ihrem Weinglas eine Fliege befindet. «Wenn eine weibliche Fruchtfliege von einem Glas voll Wein angezogen wird, dann ist das traurig für die Fliege, weil sie ertrinken wird», sagte Wissenschaftler Paul Becher. «Es ist aber auch traurig für den Besitzer des Weinglases, denn der Geruch der Fliege wird den Wein verderben. Wir wissen nicht, warum Menschen in der Lage sind, diesen Geruch zu erkennen - aber wir wissen, dass es nicht darum geht, dass wir uns zu Fliegen hingezogen fühlen sollen.»
Wissenschaftler aus Deutschland, Schweden, Rumänien, Dänemark, den Niederlanden, Grossbritannien, Indonesien und Italien wurden in der Kategorie Anthropologie ausgezeichnet - dafür, dass sie in einem Zoo nachgewiesen hatten, dass Schimpansen Menschen etwa genauso oft und genauso gut imitieren wie Menschen Schimpansen.
Forscher aus Kanada, China, Singapur und den USA erhielten den Preis in der Kategorie Wirtschaft für ihre Untersuchung, ob es effektiv für Arbeitnehmer ist, Voodoo-Puppen gegen übergriffige Chefs zu verwenden. Die Antwort sei Ja, sagte Wissenschaftlerin Lindie Hanyu Liang. «Die Menschen fühlen sich viel besser danach, sie fühlen sich, als ob Gerechtigkeit wiederhergestellt worden ist.» Zudem nutzte die Forscherin die Gelegenheit, um sich bei ihrem früheren Chef zu bedanken - «weil er mir alles darüber beigebracht hat, wie man mit übergriffigen Chefs umgeht».
Wissenschaftler aus Portugal bekamen den Preis in der Kategorie Chemie, weil sie analysierten, wie gut sich menschliche Spucke als Putzmittel für schmutzige Oberflächen eignet. «Ich weiss, es klingt unwahrscheinlich, aber menschliche Spucke ist wirklich ein gutes Putzmittel, zumindest für einige Oberflächen», sagte Forscherin Paula Romao. Ein Wissenschaftler aus Japan wurde in der Kategorie medizinische Bildung geehrt für seinen Bericht «Darmspiegelung im Sitzen: Lehren aus Selbst-Darmspiegelung».
In der Kategorie Literatur wurden Forscher aus Australien, El Salvador und Grossbritannien für den Nachweis ausgezeichnet, dass die meisten Menschen, die komplizierte Produkte benutzen, die Gebrauchsanweisung nicht lesen. In der Kategorie Ernährung wurde ein Wissenschaftler aus Grossbritannien geehrt, der berechnete, dass die Kalorienaufnahme bei einer Ernährung ausschliesslich mit Menschenfleisch deutlich geringer ist als die Kalorienaufnahme bei den meisten anderen traditionellen Ernährungsweisen mit Fleisch.
Forscher aus Spanien und Kolumbien analysierten die Häufigkeit, Motivation und Auswirkungen von Schreien und Fluchen beim Autofahren - und erhielten dafür den Preis in der Kategorie Frieden. Wissenschaftler aus den USA, Japan, Saudi Arabien, Ägypten, Indien und Bangladesch benutzten Briefmarken um herauszufinden, ob das männliche Geschlechtsorgan richtig funktioniert - und erhielten die Auszeichnung in der Kategorie Fortpflanzungsmedizin.
Moderator Marc Abrahams, Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu kurioser Forschung, beendete die Gala wie immer mit seinen traditionellen Abschlussworten: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»