Kann sich Donald Trump noch über die Runden retten?
Donald Trump liegt gemäss Umfragen im Präsidentschaftsrennen weit hinter Joe Biden. Als Reaktion tauscht er erneut sein Personal aus. Ein Experte ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktuelle Umfragen zeigen einen grossen Rückstand von Trump im Präsidentschaftsrennen.
- Der US-Präsident reagiert wie oft in der Vergangenheit mit personellen Änderungen.
- Ein Politikwissenschaftler analysiert den Wahlkampf und Donald Trumps Reaktion.
Die US-Wahlen finden im November statt, der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Landesweit liegt der Demokrat Joe Biden im Durchschnitt der Umfragen mit neun Prozentpunkten vor dem Präsidenten Donald Trump.
Gemäss dem Politologen und Politberater Louis Perron leide die Zustimmungsrate des Präsidenten unter dessen schlechtem Management während der Coronakrise. Aber auch aufgrund wirtschaftlicher Konsequenzen, etwa der hohen Arbeitslosigkeit. Auch der Umgang des Republikaners mit den Rassenunruhen nach dem Tod von George Floyd habe negative Auswirkungen auf die Umfragewerte.
Donald Trump tauscht Wahlkampfmanager aus
Donald Trump hat so reagiert, wie er es schon oft in persönlichen Krisen getan hat: Er tauscht sein Personal aus. Sein Wahlkampfleiter Brad Parscale wurde erst kürzlich degradiert, neu übernimmt Bill Stepien den Chefposten.
Für Perron kommt der Schritt überhaupt nicht überraschend: «Trump lebt die Hire-and-Fire-Kultur sehr exzessiv, wechselt sein Personal rege aus. Daher war es eigentlich nur eine Frage der Zeit.»
Auswirkungen auf den Wahlkampf werde diese Rochade kaum haben, der Kurs bleibe gleich. «Donald Trump betreibt seinen Wahlkampf sowieso mehrheitlich selbst», so Perron. Der Wahlkampf des US-Präsidenten leide auch deshalb vor allem unter strukturellen Problemen. Die werde er mit dem Auswechseln des Wahlkampfmanagers sicherlich nicht los.
Auch Anthony Fauci wird zum Sündenbock
Die Angriffe aus dem Weissen Haus treffen immer öfters auch Anthony Fauci. Um den beliebten Chef-Immunologen zu diskreditieren, wurde eine Liste mit Faucis angeblichen Fehlern während der Coronakrise in Umlauf gebracht. Mehrere Personen aus dem Umfeld des Präsidenten äusserten neulich Kritik gegen Fauci.
«Ich bezweifle, dass dieser Schritt für Trump aufgehen wird», bewertet Perron die Angriffe auf Fauci. Trump suche weiterhin nach einer Strategie im Umgang mit der Pandemie. Doch den Virenexperten als Sündenbock darzustellen, könnte nach hinten losgehen. Denn: «Die meisten Menschen wünschen sich während einer Pandemie eine politische Führung, die die Ratschläge der Experten befolgt.»
Trump braucht hohe Zustimmungsrate
Donald Trump spielt die schlechte Zustimmungsrate gerne herunter. Laut Umfragen hätte schon bei seiner Wahl im Jahr 2016 seine Kontrahentin Hillary Clinton gewinnen sollen.
Perron weist jedoch darauf hin, dass die Unterschiede damals weit kleiner waren als heute. Die letzten Zahlen vor der Wahl lagen bei 46,8 Prozent für Clinton, 43,6 Prozent für Trump. Der Unterschied zu Biden liegt derzeit bei rund neun Prozentpunkten.
Entscheidender sei gemäss Perron jedoch der Umstand, dass nun Trump als Präsident eine Wiederwahl anstrebt. «Die Wiederwahl gleicht eigentlich einem Referendum über den Amtsinhaber: Falls die Bürger zufrieden sind, dann sehen sie keinen Grund für eine Änderung. Falls die Mehrheit jedoch unzufrieden ist, dann wollen sie einen Wechsel und der jeweilige Herausforderer hat Auftrieb.»
Bei den Wahlen 2016 habe genau dieser Umstand Trump in die Karten gespielt. Er war ein politischer Quereinsteiger mit dem Image des erfolgreichen Geschäftsmannes. Heute kennt man seinen politischen Stil und weiss, wie er sich als Präsident verhält.
Bis zur Wahl kann noch vieles passieren
Im Moment sieht Perron Trump im Präsidentschaftsrennen klar hinter Joe Biden. Doch bis zu den Wahlen im November dauere es noch lange. «Wer weiss, welche Themen bis dahin die Amerikaner beschäftigen werden.»