Milliarden für US-Bank: Scholz erwartet keine Finanzkrise

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USA,

Die Finanzwelt kommt nach dem Kollaps zweier US-Instituten und den jüngsten Stützen für die Credit Suisse nicht zur Ruhe. In den USA braucht bereits das nächste Geldhaus Hilfe. Der Kanzler beruhigt.

«Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise», sagt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
«Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise», sagt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). - Kay Nietfeld/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Turbulenzen im Finanzsektor reissen nicht ab: Auf das Milliarden-Stützungspaket für die angeschlagene Credit Suisse in Europa folgte am Donnerstag eine konzertierte Hilfsaktion für ein weiteres strauchelndes Geldhaus in den USA.

Die Regionalbank First Republic erhält angesichts von Liquiditätssorgen und heftigen Kursverlusten an der Börse eine milliardenschwere Finanzspritze von den grössten US-Geldhäusern. Die Massnahme sei «höchst willkommen» und demonstriere die Widerstandskraft des Bankensystems, hiess es in einer Mitteilung von Finanzministerium und Notenbank Federal Reserve.

Scholz: :«Leben in einer völlig anderen Zeit»

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und den Turbulenzen rund um die Credit Suisse aber keine neue Finanzkrise in Deutschland und Europa heraufziehen. «Die Gefahr sehe ich nicht. Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise», sagte der Bundeskanzler dem «Handelsblatt» laut einer am Donnerstag veröffentlichten Meldung. Er erwartet deshalb auch keine Konsequenzen für deutsche Sparer. Die Einlagen seien sicher. «Wir leben in einer völlig anderen Zeit», sagte Scholz mit Blick auf Vergleiche mit der Finanzkrise 2008 dem Blatt.

In den USA sollen elf Grossbanken – darunter Branchenführer JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley – der in Schieflage geratenen First Republic Bank mit unversicherten Einlagen im Volumen von insgesamt 30 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro) beispringen. Anders als bei der Silicon Valley Bank in Kalifornien und der Signature Bank in New York, die in den vergangenen Tagen von Aufsehern geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt wurden, griff die Bankenbranche hier zunächst selbst ein. Die Behörden dürften jedoch mächtig Druck gemacht haben.

Yellen: «Entschiedene und energische Massnahmen»

Seit Tagen bemüht sich die US-Regierung, die Lage zu entspannen – bislang hielt sich der Erfolg in Grenzen. Nach dem Zusammenbruch des Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank – dem grössten Kollaps eines US-Geldhauses seit der Finanzkrise 2008 – hatte die US-Regierung am Wochenende mit einer weitreichenden Einlagengarantie versucht, die Nerven von Bankkunden im Land zu beruhigen. Am Donnerstag betonte Finanzministerin Janet Yellen bei einer Kongressanhörung in Washington erneut, dass das Bankensystem stabil und sicher bleibe und kein Grund zur Sorge um Einlagen bestehe. «Die Regierung hat entschiedene und energische Massnahmen ergriffen», sagte Yellen.

Doch trotz des beherzten Eingreifens blieb die Nervosität an den Börsen hoch. Dazu trug auch die Krise der Grossbank Credit Suisse bei, der die Schweizerische Nationalbank laut Mitteilung vom Donnerstagmorgen ein Hilfspaket in Form von Krediten von bis zu 50 Milliarden Franken (knapp 51 Mrd Euro) zur Verfügung stellte. Bei Credit-Suisse-Aktionären und im europäischen Bankensektor sorgte dies zunächst für etwas Beruhigung, doch an den US-Börsen blieb es turbulent. Die Aktien der First Republic Bank rutschten zeitweise um weitere 30 Prozent ab. Dank der Hilfsaktion schlossen sie letztlich zehn Prozent im Plus, doch nachbörslich ging es wieder steil bergab.

Citigroup: Vertrauen in US-Finanzsystem unterstreichen

Die Finanzspritze der US-Grossbanken solle First Republic mit Liquidität versorgen und das Vertrauen in das US-Finanzsystem unterstreichen, teilte die Citigroup mit. Konkret beteiligen sich die grössten US-Geldhäuser JPMorgan, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo mit je 5 Milliarden Dollar. Die grossen Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley steuern je 2,5 Milliarden Dollar bei, kleinere Banken wie BNY Mellon, PNC und US Bancorp je eine Milliarde. Die Unterstützung reflektiere das Vertrauen in First Republic und in das US-Bankensystem insgesamt, hiess es in der Citi-Mitteilung.

Wie angespannt die Situation im US-Bankensektor zuletzt war, zeigte sich am Donnerstag an Daten der Notenbank. In den sieben Tagen bis 15. März gab die Fed über ihr als Diskontfenster bezeichnetes Programm zur Notliquiditätsversorgung die Rekordsumme von 152,85 Milliarden Dollar an Finanzinstitute aus. Damit wurde der bisherige Höchstwert von 111 Milliarden Dollar aus der Finanzkrise 2008 übertroffen. Zum Vergleich: In der Vorwoche hatten die Banken lediglich 4,58 Milliarden Dollar aus dem Diskontfenster beansprucht. Zusätzliche 11,9 Milliarden Dollar flossen aus dem am Sonntag von der Fed eingerichteten Notfallprogramm «Bank Term Funding Program», wo Banken anonym Kredite zu besonders günstigen Konditionen erhalten.

Die First Republic Bank zählt zu einer Reihe regionaler US-Geldhäuser, die nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank stark an der Börse unter Druck gerieten. Zuletzt war das Institut dann auch noch wegen Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken von Rating-Agenturen herabgestuft worden. Die auf die Finanzierung von Start-ups spezialisierte Silicon Valley Bank war am Freitag nach immensen Mittelabzügen geschlossen und von der US-Einlagensicherung übernommen worden. Am Sonntag machten die Finanzbehörden auch die Signature Bank in New York dicht – ein weiteres plötzlich ins Straucheln geratenes US-Geldhaus. Am Donnerstag hatte bereits die freiwillige Abwicklung der US-Kryptobank Silvergate Capital die Börsen in Unruhe versetzt.

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