Polizisten durchsuchen in Nicaragua Büros von NGOs
Der Nachtwächter wurde gefesselt, geschlagen und festgesetzt. Dann durchsuchten nicaraguanische Polizisten das Büro einer NGO.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine NGO für Menschenrechte wurde von Polizisten in einem Grosseinsatz durchsucht.
- Zudem wurden mehrere Medienhäuser in der Hauptstadt Managua abgecheckt.
Die nicaraguanische Polizei hat mit einem Grosseinsatz die Büros mehrerer Menschenrechtsorganisationen und Medien durchsucht und Mitarbeiter zeitweise festgesetzt. Die Polizisten drangen in der Nacht zu heute Freitag unter anderem in die Einrichtung des nicaraguanischen Zentrums für Menschenrechte (Cenidh) in der Hauptstadt Managua ein, wie dessen Präsidentin Vilma Núñez mitteilte. Die Polizisten seien über das Dach in das Büro gelangt und hätten den Nachtwächter gefesselt, geschlagen und für mehrere Stunden festgesetzt, sagte Núñez. Zudem seien Dokumente, Computer, Fahrzeuge und Telefone beschlagnahmt worden, wie mehrere Organisationen heute Freitag berichteten.
Das nicaraguanische Parlament hatte im Laufe der Woche mehreren Menschenrechtsorganisationen den rechtlichen Status in dem mittelamerikanischen Land entzogen – und damit den Weg frei gemacht für willkürliche Hausdurchsuchungen. Auch mehrere Medienunternehmen wurden durchsucht, obwohl sie legal in Nicaragua tätig seien, sagte der Journalist Carlos Fernando Chamorro. Das Vorgehen sei ein Angriff auf die Pressefreiheit in Nicaragua, betonte Chamorro. Verantwortlich dafür sei Präsident Daniel Ortega, sagte der Journalist.
Die Lage in Nicaragua verschlechtert sich zusehends. Seit Mitte April kommt das kleine zentralamerikanische Land nicht zur Ruhe. Der autoritär regierende Ortega wollte damals eine Sozialreform durchsetzen, die Bevölkerung protestierte jedoch gegen die Änderung - mit Erfolg. Ortega zog die Reform zurück, seither demonstrieren die Menschen für einen Rücktritt des Präsidenten. Polizisten und regierungsnahe Schlägertrupps greifen die Demonstranten regelmässig an. Nach Angaben von Menschenrechtlern sind bereits mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen, überwiegend Zivilisten.