Russische Sicherheitsfirma kämpft in Libyen gegen Regierung
In Libyen gebe es keine Alternative zu einer diplomatischen Lösung, hiess es aus Moskau. Eine russische Militärfirma kämpft nun Seite an Seite mit den Warlords.
Das Wichtigste in Kürze
- Moskau sah noch vor kurzer Zeit keine diplomatische Lösung für die Probleme in Libyen.
- Nun stellt sich heraus, dass eine Kremel-nahe Militärfirma mit den Warlords kämpft.
- Hunderte Söldner kämpfen laut UN-Bericht in Libyen.
In Libyen gebe es keine Alternative zu einer diplomatischen Lösung, hiess es neulich noch aus Moskau. Nun stellen UN-Experten in einem Bericht fest, dass eine Kreml-nahe Militärfirma in dem Bürgerkrieg kämpft. Demnach kämpfen laut einem internen UN-Bericht Hunderte Söldner einer russischen Sicherheitsfirma auf der Seite des Generals Chalifa Haftar.
Libyen liegt seit dem Umsturz im Chaos
Dort seien maximal 800 bis 1200 Paramilitärs der privaten «Wagner Gruppe» mit Beziehungen zum Kreml abgestellt. Sie kämpfen gegen die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung in Tripolis. Das geht aus einem vertraulichen Bericht eines UN-Expertengremiums vor, der der Deutschen Presse-Agentur in Auszügen vorliegt.
Seit dem Umsturz 2011 und dem Tod von Muammar al-Gaddafi ist das nordafrikanische Land im Chaos versunken. Die Regierungstruppen und mit ihr verbündete Milizen liefern sich seit mehr als einem Jahr heftige Kämpfe. Die Einheiten Haftars sind dabei rund um die Hauptstadt Tripolis stationiert. Keine der beiden Seiten konnte bislang langfristige Erfolge verbuchen.
Bei den Kämpfern der «Wagner Gruppe» handelt es sich unter anderem um Experten im Bereich von Artillerie- und Luftangriffen. «Ihr Einsatz hat als effektiver Multiplikator für Haftar gewirkt», heisst es weiter. Die UN-Beobachter gehen von 122 Wagner-Leuten aus, die direkt in Kämpfe verwickelt gewesen seien.
«Wagner Gruppe» ist mit Wladimir Putin verbandelt
39 von diesen gehörten zu einer Scharfschützen-Einheit. Auch seien von 2018 bis 2019 Dutzende Flüge von Moskau in den Osten Libyens identifiziert worden. Diese wurden entweder von der Firma selbst oder in ihrem Auftrag ausgeführt - trotz eines geltenden UN-Waffenembargos für Libyen.
Die «Wagner Gruppe» ist Berichten zufolge mit der russischen Regierung um Präsident Wladimir Putin verbandelt. Sie soll auch schon in Syrien, der Ukraine und der Zentralafrikanischen Republik gekämpft haben.
Der Kreml selbst hatte sich vor einigen Tagen noch beschwichtigend angesichts einer neuen Eskalation bei den Kämpfen um Tripolis gezeigt. «Moskau ist nach wie vor davon überzeugt, dass eine Lösung nur auf dem Weg einer diplomatischen Verständigung erreicht werden kann.» Dies sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
«Wir glauben, dass es keine Alternativen dazu gibt, das Problem zu lösen.» Russlands Aussenminister Sergej Lawrow betonte, er glaube nicht, dass Russland Einfluss auf Haftar habe.
Deutschland hatte versucht, in dem Konflikt zu vermitteln. Mitte Januar lud Bundeskanzlerin Angela Merkel die beteiligten Länder zu einer Konferenz nach Berlin ein. Am Ende stand eine Erklärung, mit der sich die Staaten verpflichteten, das UN-Waffenembargo einzuhalten. Seitdem ist der Kampf um Tripolis aber nur noch heftiger entbrannt.