Taliban: Facebook, Twitter und Youtube halfen Terrorgruppe
Obwohl viele Social-Media-Plattformen die Taliban als Terroristenorganisation blockieren, haben sie laut Experten der Gruppe beim Aufstieg geholfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taliban setzen vermehrt auf Social Media, um ihre Erfolge zu teilen.
- Die Plattformen haben laut Experten der Terrorgruppe zum Wiederaufstieg verholfen.
- Afghanen könnten digitale Spuren im Netz zum Verhängnis werden.
Politikwissenschaftler Emerson Brooking ist sich sicher: Rückblickend hätten Facebook, Twitter und Youtube den radikalen Islamisten zu ihrem erneuten Aufstieg verholfen. «Sie haben ihnen eine Legitimation verschafft», ist er überzeugt.
«Die Taliban konnten dort ihre militärischen Fortschritte feiern», erklärt Brooking gegenüber «Bloomberg». Die sozialen Medien hätten ihnen erlaubt, nicht nur als Schattenregierung aufzutreten, sondern sich auch als «legitime Regierung Afghanistans» darzustellen. Und dies schon «seit einiger Zeit».
Noch als die USA 2001 in Afghanistan einmarschierten, hatten die wenigsten im Land ein Mobiltelefon. Internet gab es erst recht nicht. Dies sei 20 Jahre danach komplett anders: «Heute haben 40 Prozent der Afghanen Internetzugang, 90 Prozent besitzen ein Mobiltelefon.»
Es erstaunt also nicht, dass selbst die islamistischen Taliban auf die Macht der sozialen Medien zurückgreifen. Auf allen wichtigen Plattformen unterhielten sie heute Konten. «Seit 2015 sind sie bei Whatsapp und Telegram. 2017 haben sie angefangen, Propaganda-Videos nach dem Vorbild der Terror-Organisation IS zu veröffentlichen.»
Youtube und Facebook löschen Konten von Taliban, Twitter nicht
Und wie gehen die Plattformen mit den Taliban um? Die Videoplattform Youtube etwa verweist auf die US-Regierung, welche die Taliban als terroristische Organisation einstufe. Die Google-Tochter lösche darum alle Taliban-Konten.
Auch für Facebook sind Taliban-Konten verboten. Dies gelte auf der eigenen Plattform, als auch auf den Tochter-Diensten Instagram und Whatsapp. «Wir löschen pro-aktiv alle Inhalte, die wir für gefährlich halten», erklärt Instagram-Chef Adam Mosserie gegenüber dem Wirtschaftsblatt.
Dennoch ist es gerade für Whatsapp schwierig, Taliban-Konten ausfindig zu machen. Die Nachrichten auf dem Chat-Dienst sind Ende-zu-Ende verschlüsselt.
Anders handhabt es Twitter. So lässt das Unternehmen etwa das Konto des Taliban-Sprechers Suhail Shaheen mit über 350'000 Followern bestehen. Dies, solange er nicht zur Gewalt aufrufe, wie das Unternehmen aus San Francisco betont.
Online-Präsenz für Afghanen gefährlich
Während die Taliban auf Facebook, Twitter und Co. setzen, könnte Social Media für viele Afghanen zur Falle werden. Gemäss Brooking komme es für viele nun darauf an, möglichst schnell ihre Online-Präsenz zu löschen.
Denn: Dies sei das Erste, was die Islamisten bei einer Personenkontrolle überprüfen werden. Sie würden checken, ob man die USA oder den Westen in der Vergangenheit unterstützt habe. «Gefährlich ist selbst ein Auslandssemester vor fünf oder zehn Jahren. Oder wenn man mit Leuten in den USA oder Europa befreundet ist.»
Solche Inhalte seien leicht im Internet zu finden. Diese digitalen Spuren schnell zu verwischen dürfte sich hingegen als äusserst schwierig erweisen.