Trump schlägt in Corona-Pandemie pessimistischere Töne an

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USA,

Dramatisch steigende Infektionszahlen und schlechte Umfragewerte veranlassen den US-Präsidenten zu Appellen und Warnungen. Donald Trump ändert in der Corona-Pandemie abrupt die Tonlage - es ist nicht das erste Mal.

Kehrtwende: US-Präsident Donald Trump präsentiert eine Schutzmaske. Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Kehrtwende: US-Präsident Donald Trump präsentiert eine Schutzmaske. Foto: Evan Vucci/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach mehr als 140.000 Toten durch das Coronavirus in den USA hat Präsident Donald Trump die Amerikaner auf eine weitere Verschlimmerung der Pandemie eingestimmt.

«Es wird wahrscheinlich leider schlimmer werden, bevor es besser wird», sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus. «Ich sage das nicht gerne über Dinge, aber so ist es.» Trump hielt das erste Mal nach knapp drei Monaten zur Corona-Krise wieder eine Pressekonferenz ab. Viele seiner Äusserungen standen im Kontrast zu Aussagen der vergangenen Wochen.

«BESORGNISERREGENDER ANSTIEG»

Die USA erleben in der Pandemie derzeit eine dramatische Zuspitzung. Trump gestand dies ein und sagte: «In den letzten Wochen haben wir einen besorgniserregenden Anstieg an Fällen in vielen Teilen unseres Südens, (...) Südwestens und Westens gesehen.» Die Behörden meldeten in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und 77.000 Neuinfektionen pro Tag sowie Hunderte Todesfälle. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Florida, Georgia, Texas, Arizona und Kalifornien.

Am Dienstag verzeichnete das Land mit rund 330 Millionen Einwohnern Daten der Universität Johns Hopkins zufolge binnen 24 Stunden rund 64 500 Neuinfektionen und mehr als 1000 Tote. Trump erklärte die Vielzahl an neuen Fällen bislang stets mit der Vielzahl an Tests, die mittlerweile gemacht würden, und verglich die Ausbrüche mit «Glutherden» und «Flammen». Am Dienstag sprach er von «grossen Flammen».

TRUMP BETONT DIE WIRKUNG VON MASKEN

Trump ermunterte seine Landsleute zum Tragen von Schutzmasken, wenn kein Abstand gehalten werden kann: «Ob Sie die Masken mögen oder nicht, sie haben eine Wirkung, sie werden einen Effekt haben und wir brauchen alles, was wir kriegen können.» Der Republikaner lehnt eine Maskenpflicht ab. Kritiker werfen ihm vor, ein schlechtes Vorbild abzugeben, weil er so gut wie nie mit Maske auftritt. Um zu unterstreichen, dass er damit kein Problem habe, holte er nun einen Mund-Nasen-Schutz hervor. «Ich habe die Maske hier.» Beim Vorstellen von Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC im April hatte er noch deutlich gemacht, dass er selbst keine Maske tragen werde.

UNTERSTÜTZUNG DER GOUVERNEURE

Trump sagte, er arbeite Hand in Hand mit den Gouverneuren und versprach hundertprozentige Unterstützung. «Alles was sie brauchen, kriegen sie.» Zuletzt gab es immer wieder Verstimmungen zwischen der Regierung in Washington und Gouverneuren einiger Bundesstaaten. Auch aus den Reihen der Republikaner kam zuletzt Kritik: Der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, warf Trump vergangene Woche vor, die Gouverneure beim Ausbau von Tests alleine gelassen zu haben. Trump machte deutlich, dass er die Verantwortung nicht allein bei sich sieht. «Ich denke, wir sind alle verantwortlich.»

TRUMPS KEHRTWENDEN IN DER CORONA-PANDEMIE

Trump liess schon während der ersten Zuspitzung der Corona-Pandemie im Frühjahr deutlich erkennen, dass er das Land schnellstmöglich zurück zum Normalbetrieb führen will. Angesichts dramatisch steigender Todeszahlen vollzog er im April eine Kehrtwende, indem er die Amerikaner auf schwierige Wochen einschwor. Im Mai stimmte er das Land wieder auf die Rückkehr zur Normalität ein. Zuletzt legte er das Augenmerk auf die rasche Wiedereröffnung der Wirtschaft und der Schulen, zudem pries er das Vorgehen seiner Regierung.

REAKTION AUF WACHSENDE KRITIK

Doch die Kritik an Trumps Krisenmanagement wuchs. Die Wiederaufnahme der Pressekonferenzen wurde auch als Versuch Trumps gewertet, der sinkenden Zustimmung entgegenzutreten. Dessen Beraterin Kellyanne Conway hatte vergangene Woche gesagt, es sei kein Zufall, dass die Umfragewerte besser gewesen seien, als Trump selbst die Coronavirus-Problematik angesprochen habe. Trump hatte bis Ende April fast täglich Pressekonferenzen abgehalten, die teils länger als zwei Stunden dauerten.

BIDENS KRITIK

Es klinge «hohl», wenn Trump behaupte, er habe einen «unermüdlichen Fokus» auf die Corona-Krise, erklärte der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden. Trump habe Monate damit zugebracht, den unglaublichen Schaden, den das Virus verursacht hat, abzutun. «Er hat heute Abend sogar wiederholt, dass es einfach «verschwinden» wird, nachdem es 140.000 Amerikaner getötet und unsere Wirtschaft ins Wanken gebracht hat.» Umfragen sehen Biden derzeit vorne - allerdings sind diese mit Vorsicht zu geniessen. Zudem kann bis zur Wahl im November noch viel passieren.

POMPEOS VORWURF GEGEN CHINA UND DIE WHO

Aussenminister Mike Pompeo erhob nach einem Medienbericht erneut schwere Vorwürfe gegen China und die Weltgesundheitsorganisation WHO. Peking habe WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus «gekauft», sagte Pompeo der Zeitung «The Times» zufolge bei einem Treffen mit britischen Parlamentsabgeordneten in London. Dabei habe er sich auf eine «solide nachrichtendienstliche Grundlage» berufen. Die WHO wies die Vorwürfe zurück.

FAUCIS WORTE

Mitglieder der Corona-Arbeitsgruppe des Weissen Hauses kamen bei Trumps Pressekonferenz nicht zu Wort. Der Immunologe und Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, hatte dem Sender CNN zuvor gesagt, er sei nicht eingeladen worden.

Auf die Frage einer Journalistin der «New York Times», welche Massnahmen er als Führungskraft ergreifen würde, sagte Fauci: «Wollen Sie, dass ich etwas sage, das in direktem Widerspruch zu dem steht, was der Präsident tut? Das ist nicht hilfreich. Dann hören Sie plötzlich eine Zeit lang nichts mehr von mir.»

Am Dienstag schien es aber, als hätte Trump Anleihen bei seinem Berater gemacht. Fauci hatte bereits im April gesagt: «Es wird schlechter werden, bevor es besser wird.»

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