Trump riegelt Corona-Hotspots nicht ab - mehr als 2400 Tote

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USA,

In New York fühle es sich an wie in «Kriegszeiten», sagt der dortige Bürgermeister. Die Prognosen für die gesamte USA sehen düster aus. Drastische Massnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus sind dennoch vorerst vom Tisch.

donald trump glühlampe
US-Präsident Trump erntet immer wieder Spott für seinen Teint. Er sagt, unter der klassichen Glühlampe habe er weniger orange ausgesehen. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz der sich zuspitzenden Coronavirus-Krise in den USA hat Präsident Donald Trump vorerst auf eine weitreichende Abriegelung von Hotspots wie New York verzichtet.

«Eine Quarantäne wird nicht notwendig sein», schrieb Trump am Samstag (Ortszeit) auf Twitter. Zuvor hatte er Überlegungen geäussert, besonders betroffene Landesteile weitgehend abzuschotten.

In den USA sind der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore zufolge mittlerweile mehr als 136.000 Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen worden. 56 Prozent aller neuen Infektionen würden in New York festgestellt, sagte der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, am Sonntag dem TV-Sender CNN. Fauci hält es für möglich, dass zwischen 100.000 und 200.000 Menschen sterben könnten, und rechnet mit Millionen Corona-Fällen in den USA. Mehr als 2400 Menschen starben bereits mit oder an der Erkrankung Covid-19. Allein im Bundesstaat New York seien im Vergleich zum Vortag 237 neue Todesopfer hinzugekommen, sagte Gouverneur Andrew Cuomo am Sonntagmittag (Ortszeit).

Im Bundesstaat Illinois wird zudem der Tod eines Babys untersucht, das mit dem Virus infiziert war. Die genaue Todesursache solle geklärt werden, hiess es vom dortigen Gesundheitsamt. Unterdessen droht Louisiana ein neuer Corona-Hotspot zu werden: Gouverneur John Bel Edwards warnte im TV-Sender ABC, dass das Gesundheitssystem des Staates in der ersten Aprilwoche aufgrund der stark steigenden Zahlen überlastet sein könnte.

Für mehrere Stunden stand am Samstag die Möglichkeit im Raum, dass die Regierung in Washington die Bewegungsfreiheit für Menschen in den Staaten New York, New Jersey und Connecticut drastisch einschränken könnte, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. «Einige Leute würden New York gerne unter Quarantäne gestellt sehen, weil es ein Hotspot ist», sagte Trump im Garten des Weissen Hauses zu Reportern. Er fügte aber auch hinzu: «Ich würde es lieber nicht tun, aber vielleicht brauchen wir es.»

Mit den noch nicht spruchreifen Aussagen handelte Trump sich prompt Kritik von den Gouverneuren der betroffenen Staaten ein. Cuomo machte deutlich, nicht mit Trump über die Möglichkeit einer Quarantäne gesprochen zu haben, und äusserte Zweifel an der Rechtmässigkeit einer solchen Massnahme aus Washington. «Das würde eine Kriegserklärung an die Staaten sein», sagte Cuomo. Der Gouverneur von Connecticut, Ned Lamont, forderte Klarheit. Auf Twitter warnte er, Verwirrung führe zu Panik. Zugleich erklärte er, dass in seinem Staat bereits Massnahmen wie weitreichende Ausgangsbeschränkungen gelten, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen.

Am Samstagabend löste Trump dann nach Beratungen mit den Gouverneuren und seiner Coronavirus-Arbeitsgruppe die Ungewissheit mit einem Tweet auf: «Eine Quarantäne wird nicht notwendig sein», erklärte Trump. Stattdessen veröffentlichte die Gesundheitsbehörde CDC einen Reisehinweis. Die mehr als 30 Millionen Einwohner von New York, New Jersey und Connecticut werden dazu angehalten, in den kommenden 14 Tagen auf nicht notwendige inländische Reisen zu verzichten. Dies gelte nicht für Beschäftigte beispielsweise im Gesundheitswesen, bei Finanzdienstleistern oder in der Lebensmittelindustrie. Reisende im ganzen Land wurden dazu aufgerufen, Vorkehrungen zu treffen, um zu verhindern, sich anzustecken oder zur weiteren Ausbreitung des Virus beizutragen. Am Montag könnte die Regierung neue Empfehlungen aussprechen, wie sich die Amerikaner in der Krise künftig verhalten sollen.

Die nachgewiesenen Infektionen in New York, New Jersey und Connecticut machen zusammengenommen mehr als die Hälfte aller US-Infektionen aus. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio zeichnete ein dramatisches Bild der Lage in der Millionenmetropole. «Hier in New York fühlt es sich wortwörtlich an wie zu Kriegszeiten», sagte de Blasio CNN und stimmte die Bürger darauf ein, dass die Krise lange anhalten werde. Die Ärzte und Pfleger könnten im jetzigen Tempo nicht über Wochen weiterarbeiten und bräuchten Unterstützung. Er könne den reibungslosen Betrieb der Krankenhäuser nur für eine Woche garantieren.

Der US-Ostküstenstaat New York mit der gleichnamigen Millionenmetropole hat sich zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie in den USA entwickelt. Lokale Behörden haben immer wieder gewarnt, dass die Kapazitäten der Krankenhäuser dort nicht ansatzweise auf die Ansteckung weiter Teile der Bevölkerung vorbereitet seien. Es könnte zu Engpässen bei Beatmungsgeräten kommen.

Lokalen Medien zufolge könnten die Kliniken in den kommenden Tagen erstmals punktuell an ihre Kapazitätsgrenze stossen. Für Entlastung soll das Lazarettschiff «Comfort» mit seinen 1000 Betten sorgen, das sich am Samstag vom Bundesstaat Virginia aus auf den Weg nach New York machte. Trump war persönlich beim Auslaufen dabei. «Ihr habt die unerschütterliche Unterstützung der gesamten Nation, der gesamten Regierung und des gesamten amerikanischen Volkes», sagte Trump an die New Yorker gerichtet.

In New York - eines der kulturellen und wirtschaftlichen Zentren der Welt - hat die Coronavirus-Pandemie das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt. Restaurants, Bars, Schulen, Museen und Broadwayshows sind in der Stadt bereits geschlossen. Alle Bürger sind aufgerufen, Zuhause zu bleiben. Als nicht lebenswichtig eingestufte Einrichtungen und Firmen wurden geschlossen.

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