Trump: Arbeit an Impfstoff grösstes Projekt seit Weltkrieg
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Donald Trump treibt die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus in den USA voran und spricht hier von der grössten Anstrengung seit dem Zweiten Weltkrieg.
«Es hat in der Geschichte noch nie so ein Impfstoffprojekt gegeben wie dieses», sagte Trump am Freitag in Washington. «Seit dem Zweiten Weltkrieg hat niemand mehr so etwas gesehen, wie wir es jetzt in unserem Land tun. Unglaublich.» Es handele sich um eine massive wissenschaftliche und industrielle Anstrengung. Die Arbeit an einem Impfstoff laufe in «Rekord-Rekord-Rekord-Geschwindigkeit».
Trumps Regierung hat ein Projekt mit dem Namen «Operation Warp-Geschwindigkeit» ins Leben gerufen, um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus voranzutreiben. Der Name geht auf den fiktiven «Warp-Antrieb» in der Serie «Raumschiff Enterprise» zurück, das damit im Fernsehen schneller als Lichtgeschwindigkeit fliegen kann.
Der US-Präsident sagte erneut, Ziel sei es, bis zum Jahresende einen Impfstoff zu entwickeln, vielleicht auch etwas früher oder etwas später. Sobald es ein solches Präparat gebe, werde auch das Militär eingebunden, um die schnelle Verteilung des Impfstoffes im Land zu organisieren. «Wir bereiten uns vor. Es ist riskant, es ist teuer, aber wir werden enorm viel Zeit sparen. Wir werden Jahre sparen, wenn wir es richtig machen.»
Trump versprach, die Vereinigten Staaten wollten in dieser Frage eng mit anderen Ländern zusammenarbeiten - egal, wer zuerst einen Impfstoff finde. «Wir haben in dieser Hinsicht keinerlei Ego.» Wenn die USA als erstes ein Präparat fänden, würden sie es mit anderen teilen. Und wenn ein anderes Land zuerst darauf stosse, würden die USA mit diesem Land zusammenarbeiten. Bereits Anfang Mai hatte Trump auf die Frage, ob es ihn stören würde, wenn andere Staaten schneller einen Impfstoff entwickeln sollten als die USA, betont: «Wenn es ein anderes Land ist, werde ich meinen Hut vor ihnen ziehen.»
Die angestrengte Suche nach einem Impfstoff hatte zuletzt international jedoch immer mal wieder für Spannungen gesorgt. Der Topmanager des Pharmakonzerns Sanofi etwa löste mit Äusserungen über eine mögliche Bevorzugung der USA bei einem künftigen Corona-Impfstoff in Frankreich breite Empörung aus. Auch Staatschef Emmanuel Macron schaltete sich am Donnerstag in die Debatte ein. Der 42-Jährige setze sich für eine koordinierte und multilaterale Reaktion ein, damit ein möglicher Impfstoff für alle als ein öffentliches Gut verfügbar sei. Das verlautete aus Kreisen des Pariser Präsidialamts. Der Impfstoff müsse der «Logik der Märkte» entzogen werden. In der kommenden Woche solle es ein Treffen mit Sanofi geben.
Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson hatte die Irritationen mit einem Interview ausgelöst. Er habe deutlich gemacht, dass die USA bei dem Impfstoff Vorrang hätten, berichtete die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Denn die USA hätten als erste die Forschung unterstützt. Die US-Regierung habe «das Recht für die grösste Vorausbestellung», hatte die Agentur den Sanofi-Topmanager am Mittwoch zitiert. Später versicherte das französische Unternehmen, einen künftigen Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 allen anzubieten.
Die Brüsseler EU-Kommission betonte, beim Zugang zu einem Coronavirus-Impfstoff dürfe es keine Unterschiede zwischen einzelnen Ländern geben. Der Impfstoff gegen Covid-19 sollte ein weltweit öffentliches Gut sein, sagte ein Sprecher. Der Zugang müsse «gerecht und allgemein» sein.
Abgeordnete des EU-Parlaments sprachen sich dafür aus, den Zugang zu Coronavirus-Impfstoff notfalls über sogenannte Zwangslizenzen zu garantieren. Rechtlich sei es möglich, Medikamente sowie Impfstoffe auch ohne ausdrückliche Genehmigung des Originalherstellers in der EU herzustellen, betonte der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese (CDU), am Donnerstag in einer Plenumsdebatte. Sollte ein Impfstoff zunächst in den USA oder in China entwickelt werden, müsse die EU alles dafür tun, dass der Impfstoff tatsächlich allen Ländern zur Verfügung stehe.
Auch zwischen Berlin und Washington hatte es im März Streit um eine Tübinger Impfstoff-Firma gegeben. Berichten zufolge hatten die USA exklusiv die Rechte an einem Corona-Impfstoff der Firma erwerben wollen.