Ukraine-Krieg: Russen-Botschafter erzählt von Spaltung im Kreml
Der russische Botschafter in den USA hat sensationell auf eine Spaltung der Kreml-Hierarchie wegen dem Ukraine-Krieg hingewiesen.
Das Wichtigste in Kürze
- Offenbar gibt es im Kreml einige, die sich eine Beendigung des Krieges überlegen.
- Darauf deutete der russische Botschafter in den USA in einem Interview hin.
- Anatolij Antonow machte aber klar, dass er & seine Mitarbeiter keine Kapitulation wollen.
Diese Aussagen von Anatolij Antonow im russischen Staatsfernsehen kommen überraschend und sind sehr brisant. Der russische Botschafter in den USA deutete indirekt an, dass einige innerhalb der Machtstrukturen des Kremls bereit wären, den Ukraine-Krieg aufzugeben.
In einem Interview führte Antonow aus: «Die Amerikaner drängen uns zu Verhandlungen, aber mit bestimmten Bedingungen.» Demnach gehe es darum, die Militäraktion zu stoppen und die Truppen dorthin zurückzubringen, «wo sie vor dem 24. Februar waren». Die dritte Bedingung, so Antonow, sei «alles zu bereuen, was wir getan haben.»
Der hochrangige Diplomat, der als Hardliner gilt, hielt fest, dass es «zumindest» für die russischen Diplomaten, die «hier arbeiten», keine solche Kapitulation geben werde. «Natürlich sagen wir entschieden und klar: Niemals.» Man sei fest davon überzeugt, dass alle vom «Obersten Oberbefehlshaber gestellten Aufgaben» vollständig erfüllt werden können. «Wir werden niemals aufgeben und uns niemals zurückziehen.»
Bei diesen direkten Worten zum Ukraine-Krieg ist von einer Spaltung der Kreml-Hierarchie zwar direkt wenig zu erkennen, doch in dem er sagte, «zumindest die russischen Diplomaten, die hier arbeiten», schien er anzudeuten, dass andere sich über seine Wortwahl – «keine Kapitulation» – weniger sicher waren.
Ukraine-Krieg schlecht für Beziehungen zwischen Russland und USA
In einem anderen Teil des Interviews wiederholte der Botschafter Aussagen von anderen hochrangigen russischen Diplomaten in Bezug auf die Gefahr eines Atomkrieges. Er nannte die «heutige Situation, extrem gefährlich.» Die USA würden wegen der Bewaffnung der Ukraine «immer tiefer in einen Konflikt» hineingezogen, so Antonow. «Es gibt unvorhersehbarste Folgen für die Beziehungen zwischen den beiden Atommächten.»
Er behauptete auch, dass russische Diplomaten mit Androhung physischer Gewalt konfrontiert seien und US-Geheimdienste versuchen würden, privaten Kontakt mit seinen Mitarbeitern aufzunehmen. Die russische Botschaft in den USA sei «wie eine belagerte Festung». «Im Grunde arbeiten wir in einem feindseligen Umfeld. Mitarbeiter erhalten Drohungen, einschliesslich Drohungen mit körperlicher Gewalt.»
Agenten von US-Sicherheitsdiensten würden vor der Botschaft herumhängen und CIA- und FBI-Telefonnummern verteilen. Ob diese Behauptungen stimmen, konnte nicht geklärt werden. Das CIA und das FBI lehnten auf Anfrage von «Reuters» eine Stellungnahme ab.