Viele Nutzer und kein Homeoffice – das hat Musk mit Twitter vor
Bei einer Videokonferenz stellt sich Musk Fragen der Belegschaft und kündigt dabei einige verheerende Änderungen an.
Das Wichtigste in Kürze
- Elon Musk hat konkrete Vorstellungen für die Zukunft von Twitter.
- Er will verstärkt gegen automatisierte Bots kämpfen.
- Ausserdem soll die Verifizierung von Nutzern kostenpflichtig werden.
«Mindestens» eine Milliarde Nutzer und Präsenzpflicht! Etwa so sehen die Vorstellungen über Twitter aus, wenn es nach dem US-Tech-Milliardär Musk (50) geht.
Elon Musk will nach einer Twitter-Übernahme auch bei der Produktentwicklung des Dienstes mitmischen. Er gehe davon aus, dass die Mitarbeiter auf seine Vorschläge zu Funktionen hören würden. Dies sagte Musk bei einer Videokonferenz mit Twitter-Beschäftigten.
Unter den Produktideen, die Musk dabei nannte, war zum Beispiel, für die heute kostenlose Verifizierung der Nutzer Geld zu nehmen. Auch bekräftigte er die Absicht, gegen automatisierte Bot-Accounts anzukämpfen.
Musk erzählte auch, wie er einst ein schlechtes Produkt auf Grundlage von Werbung dafür bei der Videoplattform YouTube gekauft hat. Bei einer Websuche stellte er dann fest, dass es sich um einen Betrug gehandelt habe. Sowas wolle er bei Twitter verhindern, sagte Musk.
Frühere Kritik Musks, Twitter schränke zu stark die Redefreiheit ein, hatte Sorgen ausgelöst. Man fragte sich, ob unter seiner Regie mehr Tweets mit Falschinformationen oder Beleidigungen auf der Plattform bleiben könnten.
In der Videokonferenz räumte er ein, dass Nutzer Twitter verlassen, wenn sie angegriffen würden oder sich unwohl fühlten. Doch er bekräftigte zugleich, dass es Nutzern erlaubt werden sollte auch «ziemlich empörende» Dinge zu veröffentlichen. Twitter könne aber die Verbreitung solcher Tweets drosseln.
Hohe Nutzer-Zahl als Ziel
Er wolle Twitter auf eine Milliarde Nutzer bringen, sagte Musk. Nach jüngsten verfügbaren Zahlen hatte Twitter rund 230 Millionen täglich aktive Nutzer. Bei denen kann der Dienst Werbung anzeigen, weil sie auf die hauseigene App oder die Web-Version zurückgreifen.
In einem möglichen Hinweis auf die künftige Ausrichtung lobte Musk die chinesische Video-App Tiktok. Er findet es gut, dass sie für Nutzer Clips heraussuche, die unterhaltsam seien.
Die Unterhaltung mit Musk am Donnerstag war zwar nur für die Belegschaft gedacht. Twitter-Mitarbeiter teilten Informationen daraus jedoch so freigiebig, dass mehrere grosse US-Medien Liveblogs aufsetzen konnten.
Musk bereitete die Twitter-Belegschaft auf mögliche Jobkürzungen vor. Twitter müsste finanziell gesund sein - und im Moment lägen die Kosten über den Erlösen, betonte er. Wer einen bedeutenden Beitrag leiste, habe jedoch nichts zu befürchten. Wertvolle Mitarbeiter kämen laut Musk auch eher infrage dafür, weiter von Zuhause aus arbeiten zu dürfen.
Der Online-Dienst hatte den Beschäftigten zuvor zugesagt, dass sie auch nach dem Pandemie-Ende nicht zurück in die Büros gezwungen würden. Doch Musk schrieb gerade erst bei von ihm geführten Firmen eine allgemeine Präsenzpflicht vor. Dasselbe beim Elektroautobauer Tesla und dem Raumfahrtunternehmen SpaceX.
Musk braucht Mehrheit der Anteilseigner
Weiter ist unklar, ob Musk am Ende Twitter-Eigentümer wird. Er einigte sich mit dem Twitter-Verwaltungsrat zwar auf eine Übernahme, ist aber auf die Zustimmung der Mehrheit der Anteilseigner angewiesen. Zugleich erklärte er den Deal für ausgesetzt, weil er Zweifel an den Angaben zur Zahl der Fake-Accounts habe. Twitter konterte, dass Musk die Vereinbarung nicht einseitig auf Eis legen könne und zeigte sich entschlossen, sie durchzusetzen.
Musk bietet den Anteilseignern 54,20 Dollar pro Aktie. Dies, während die Aktie am Donnerstag nach einem Abschlag von rund 1,7 Prozent bei 37,36 Dollar aus dem US-Handel ging. Musk hat einen Anreiz, den Preis nachzuverhandeln, während viele bisherige Anteilseigner ein Interesse haben, bei seinem aktuellen Angebot zu verkaufen.
Der Auftritt vor den Mitarbeitern wurde als Zeichen dafür gewertet, dass Musk weiter grundsätzlich am Kauf von Twitter interessiert ist. Direkt äusserte er sich in der Unterhaltung nicht dazu.