Angriffe gehen trotz Waffenruhe im Jemen offenbar weiter
Nur Stunden nach dem Beginn einer Waffenruhe im Jemen haben die Konfliktparteien einander einen Bruch der Vereinbarung vorgeworfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Bürgerkrieg Land Jemen wurde eine erstmals zweimonatige Waffenruhe vereinbart.
- Kaum war die Waffenruhe in Kraft, warfen die Beteiligten einander Verstösse vor.
- Der Krieg im Jemen führte zur weltweit grössten humanitären Krise.
Zum muslimischen Fastenmonat Ramadan bestand ein wenig Hoffnung, dass die Waffen im Jemen zumindest vorübergehend schweigen. Kaum ist die Waffenruhe in Kraft, werfen die Beteiligten einander Verstösse vor.
Die Huthi-Rebellen hätten Ziele in der umkämpften Provinz Marib angegriffen, teilte die jemenitische Armee am späten Samstagabend bei Twitter mit. Die Huthi-nahe Nachrichtenagentur Saba berichtete unter Berufung auf Militärkreise, das von Saudi-Arabien angeführte Militärbündnis habe mehrfach Stellungen der Huthi angegriffen.
Hoffnung auf eine Waffenruhe
Die Einigung auf eine zwei Monate lange Waffenruhe hatte Hoffnung auf eine Pause in dem Bürgerkriegsland geweckt. Sie trat landesweit am Samstagabend in Kraft, zeitgleich zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Nach UN-Angaben vereinbarten die Beteiligten unter anderem, alle Militäroffensiven in der Luft, am Boden und auf See auszusetzen. Zudem sollten Treibstoff-Lieferungen über den Hafen von Hudaida und kommerzielle Flüge über die Hauptstadt Sanaa vorübergehend ins Land gelassen werden.
In dem Land kämpft ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis seit 2015 an der Seite der Regierung gegen die Huthi-Rebellen. Riad sieht in ihnen einen verlängerten Arm seines Erzfeinds Iran und will dessen Einfluss im südlichen Nachbarland zurückdrängen. Die Huthis beherrschen Sanaa und weite Gebiete im Norden. Zudem greifen sie mit Raketen und Drohnen immer wieder Ziele in Saudi-Arabien an.
Mehrfach gegen die Vereinbarung verstossen
Das Militärbündnis habe seit Beginn der Waffenruhe 34-mal gegen die Vereinbarung verstossen, berichtete Saba. Die Koalition habe Stellungen der Huthis in zwei Provinzen «intensiv bombardiert». Die Huthis hätten in den zehn Stunden nach Beginn der Waffenruhe sechsmal in der Provinz Marib angegriffen. Das berichtete der saudische Fernsehsender «Al-Hadath».
Die Waffenruhe halte nicht, schrieb Sozialforscher und Jemen-Experte Munir al-Umari bei Twitter. «Der Jemen wird keinen Frieden oder Stabilität erleben, solange die (Huthi-)Milizen über militärische und finanzielle Macht verfügen.» Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt beizulegen, blieben bisher erfolglos.
Schlimmste weltweite humanitäre Krise
Wegen des verheerenden Bürgerkriegs und dessen Folgen sind inzwischen 80 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das sind mehr als 20 Millionen Menschen. Dem Analyseprojekt ACLED zufolge wurden seit Kriegsbeginn mehr als 150 000 Menschen getötet, darunter mehr als 14 000 Zivilisten.
«Der Krieg hat eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit befeuert. Staatliche Einrichtungen wurden fast zum Kollaps gebracht und die menschliche Entwicklung um zwei Jahrzehnte zurückgeworfen. Der Frieden und die Sicherheit in der Region sind bedroht», sagte UN-Generalsekretär António Guterres.