Anhaltende Proteste in Tunesien
Anlässlich des zehnten Jahrestages der Revolution 2011 gingen zahlreiche Menschen in Tunesien auf die Strasse. Über 630 Demonstranten wurden festgenommen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Tunesien gilt wegen Corona eine nächtliche Ausgangssperre.
- Trotzdem gingen Menschen wegen des 10-jährigen Jubiläums der Revolution auf die Strasse.
- Über 630 Menschen wurden in den letzten Tagen verhaftet.
Nach Protesten und gewaltsamen Unruhen in Tunesien haben Sicherheitskräfte dort in vergangenen Tagen mehr als 630 Menschen festgenommen. Gruppen aus 20 bis 30 Jugendlichen und Minderjährigen seien trotz einer nächtlichen Corona-Ausgangssperre auf die Strasse gegangen. Das sagte Chalid Hajuni, Sprecher des Innenministeriums.
«Das Gewaltniveau war hoch.» Hajuni warf den Gruppen «kriminelle Handlungen und Plünderungen» vor, zudem seien Sicherheitskräfte schwer verletzt worden. Die Armee wurde zu Einsätzen in mindestens vier Städten des Landes gerufen.

Die Proteste fallen auf den zehnten Jahrestag der Flucht des Langzeitherrschers Zine El Abidine Ben Ali am 14. Januar 2011, der mehr als 20 Jahre lang an der Macht war. Tunesien ist als einzigem Land, das von Aufständen in der arabischen Welt erfasst wurde, der schrittweise Übergang zur Demokratie gelungen.
Grosses Misstrauen gegenüber den politischen Parteien
Korruption und die schlechte Wirtschaftslage - verstärkt durch die Pandemie - plagen das Land aber weiterhin. Das Misstrauen gegen die herrschende Elite und die etablierten politischen Parteien ist gross.
In Tunis setzten Sicherheitskräfte nach Augenzeugenberichten am Sonntagabend Tränengas ein, um Demonstranten auseinanderzutreiben. Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Demonstranten Strassen blockieren und Reifen in Brand setzen.
Sie zogen mehrere Tage in Folge auf die Strasse. Dies, obwohl von Donnerstag bis zu diesem Montag landesweit eine nächtliche Ausgangssperre von 16 Uhr bis 6 Uhr galt. Die Armee wurde in Sousse, Bizert, Kasserine und Siliana aktiviert.