Tunesien: Zehn Jahre Flucht Ben Alis – kein Fest wegen Corona
Zehn Jahre ist es her, dass Ben Ali aus Tunesien geflohen ist. Die Feierlichkeiten konnten wegen der landesweiten Ausgangssperre nicht stattfinden.

Das Wichtigste in Kürze
- Vor zehn Jahren floh der Langzeitherrscher Ben Ali aus Tunesien.
- Im Land herrscht eine Ausgangssperre, welche Feierlichkeiten zum Jubiläum verhinderte.
- Tunesien kam der Demokratie etwas näher, das Vertrauen in die Regierung fehlt allerdings.
Vor zehn Jahre flüchtete des Langzeitherrschers Zine El Abidine Ben Ali aus Tunesien. Nun hat eine landesweite Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie den Feierlichkeiten einen Dämpfer verpasst. Der Lockdown gilt von Donnerstag bis Montag jeweils ab 16 Uhr bis sechs Uhr des nächsten Tages.
Davon ist auch eine seit Wochen laufende Sitzblockade betroffen. Dabei fordern Demonstranten eine Aufarbeitung der Proteste und der teils tödlichen Zusammenstösse mit Sicherheitskräften vor zehn Jahren.
Mohammed Bouazizi war Auslöser für Demonstrationen in Tunesien
Entfacht hatte die Demonstrationen in dem nordafrikanischen Land die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohammed Bouazizi. Die folgenden Massenproteste führten zum Sturz Ben Alis, der mehr als 20 Jahre an der Macht war.
Am 14. Januar 2011 floh Ben Ali nach Saudi-Arabien, wo er im September 2019 im Alter von 83 Jahren starb. Von Tunesien aus griffen die Proteste auch auf andere Länder der Region über.

Dem kleinen Staat am Mittelmeer gelang als einzigem Land in der Region der schrittweise Übergang zur Demokratie. Es kämpft aber weiterhin mit einer schlechten Wirtschaftslage und Korruption.
Hinzu kommt die Corona-Pandemie bei mehr als 168'000 gemeldeten Infektionen. Viele Tunesier sind frustriert und trauen der Regierung, der herrschenden Elite und politischen Parteien bis heute nicht.
Anerkennung der Opfer
Mit der seit vier Wochen laufenden Sitzblockade wollen die Teilnehmer eine Anerkennung von Opfern der Aufstände bewirken. Sie verlangen, dass die Liste der Toten und Verletzten im tunesischen Amtsblatt veröffentlicht wird.

Stattdessen hätten Sicherheitskräfte mit Gewalt reagiert, sagte ein Teilnehmer der Deutschen Presse-Agentur. «Die Regierung meint es nicht ernst. Sie behandeln diese Akte seit zehn Jahren auf dieselbe Weise.» So ein weiterer, der bei den Protesten verletzt und deshalb am Arm operiert wurde.
«Wir wollen wissen, ob der Staat die Revolution anerkennt oder nicht.» Eine Kommission kam zu dem Ergebnis, dass bei den Protesten in Tunesien über 330 Menschen getötet wurden. Mehr als 2000 wurden verletzt.