Bolsonaro oder Haddad – Wahlen in Brasilien stehen vor der Tür
Das Wichtigste in Kürze
- Morgen Sonntag wählt Brasilien ihren Präsidenten.
- Nau war bei einer der letzten politischen Manifestationen dabei.
- Die Demos gleichen mehr einem Karneval als einer politischen Veranstaltung.
Am Freitag, 27. Oktober fanden die letzten politischen Manifestationen beider Kandidaten vor den Wahlen statt. Heute Samstag und morgen Sonntag ist es in Brasilien nicht mehr erlaubt, öffentliche Wahlkampf-Veranstaltungen durchzuführen, welche die Wählerinnen und Wähler beeinflussen könnten. Im Nordosten des Landes, traditionelles Wahlgebiet der Arbeiterpartei PT, hatte am Freitag PT-Kandidat Fernando Haddad seine letzten grossen öffentlichen Auftritte.
Morgens noch in der Stadt João Pessoa, war er am Samstag in Salvador, der Hauptstadt Bahias anwesend. Reporterin Ayse Turcan war für Nau.ch live am Spektakel dabei, dass sich eher wie ein Festival als wie eine politische Demonstration ausnahm.
Farbiges und fröhliches Spektakel
Hätte es nicht von Haddad- und Lula-Stickern gewimmelt, hätte es auch ein Musikfestival sein können. Wer sich am Freitagnachmittag in die Nähe des Viertels Barra in Salvador begab, dem bot sich ein farbiges und fröhliches Spektakel.
Soundmobile mit riesigen Boxen, sogenannte «Blocos», vergleichbar mit den Guggen der Schweizer Fasnacht, die bereits vor dem Demo-Start am trommeln waren, singende, tanzende, lachende Menschen. Popcorn Stand und kleine Wagen, die Bier verkaufen, fehlen in Brasilien an keiner Demo. Einzig die vielen Banner, T-Shirts mit politischen Botschaften und natürlich der Inhalt der Sprechgesänge und Lieder, die aus den Boxen dröhnten, machten klar, dass hier noch nicht Karneval war, sondern für die PT und gegen Bolsonaro demonstriert wurde.
PT-Anhänger weiterhin zuversichtlich
Nicht nur traditionelle Anhänger der Arbeiterpartei hatten sich versammelt, diverse Gruppierungen die sich für die Rechte von Frauen, Schwarzen, Schwulen und Lesben einsetzen, waren genauso vertreten wie religiöse Vereinigungen und kleinere linke Parteien. Sie feierten alle gemeinsam ihren Kandidaten, Fernando Haddad, dessen Ankunft von der Menge gleich frenetisch begrüsst wurde wie die eines Popstars.
Die Stimmung war, anders als häufig in der Schweiz oder in anderen Ländern Europas, nicht etwa ernst, sondern freudig. Die Anhängerinnen und Anhänger des PT-Kandidaten sind zuversichtlich, dass Haddad es trotz der schlechten Prognosen schaffen kann, die morgige Wahl zu gewinnen. Für viele steht nicht weniger als die Demokratie auf dem Spiel.
Mehr Chancengleichheit und gegen Rassismus
Auch Haddad selbst, der im Anschluss an die Demonstration eine Rede hielt, gab sich selbstbewusst und zuversichtlich. Er versprach, dass er sich im Falle einer Wahl für mehr Chancengleichheit und gegen Rassismus einsetzen würde. Ein Thema, das insbesondere im Nordosten des Landes mit einer grossen schwarzen Bevölkerung wichtig ist. Morgen wird sich zeigen, ob es der PT in den letzten Tagen gelungen ist, das Blatt noch zu wenden, wie es der Hashtag #ViraVoto impliziert. Beide Seiten haben sich für alle Fälle schon mal mit Feuerwerk eingedeckt.