Burkina Faso: Regime dementiert Berichte über Militär-Massaker
Burkina Fasos Führung bezeichnet Berichte über Massaker durch Armee-Angehörige als «erfunden». 223 Zivilisten sollen getötet worden sein, darunter 56 Kinder.
Die Militärregierung im westafrikanischen Burkina Faso hat von Menschenrechtlern erhobene Vorwürfe eines Massakers durch die Armee mit mindestens 223 getöteten Zivilisten zurückgewiesen.
Der von der Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Donnerstag veröffentlichte Bericht sei «erfunden» und ziele darauf ab, «die Professionalität unserer tapferen Streitkräfte infrage zu stellen und das Ansehen Burkina Fasos zu untergraben», teilte Regierungssprecher Rimtalba Jean Emmanuel Ouédraogo in einem am Sonntag verbreiteten Schreiben mit. Ermittlungsverfahren liefen bereits zu den jüngsten Fällen ebenso wie zu früheren Vorwürfen von Tötungen von Zivilisten.
Augenzeugen berichten von Massaker
HRW hatte der burkinischen Armee vorgeworfen, die Zivilisten, darunter mindestens 56 Kinder, am 25. Februar in den Dörfern Nondin und Soro in der Provinz Yatenga zusammengetrieben und erschossen zu haben. Es handele sich um eines der schlimmsten Verbrechen der Armee seit Beginn des Kampfs gegen islamistische Terrorgruppen 2015.
Der Bericht stützt sich HRW zufolge auf 23 Interviews mit Augenzeugen und Überlebenden, Vertretern der örtlichen Zivilgesellschaft sowie Mitgliedern internationaler Organisationen.
Führung schaltet ausländische Fernsehsender ab
Als erste Reaktion hatte die Medienregulierungsbehörde des Landes am Freitag die Ausstrahlung des britischen Senders BBC und des US-amerikanischen Senders Voice of America, die in ihrem örtlichen Programm über die Vorwürfe berichtet hatten, für zwei Wochen ausgesetzt.
Ausserdem wurde der Zugang zur Website von HRW im Land gesperrt. Der Regierungssprecher warf HRW vor, gemeinsam mit «medialen und imperialistischen» Kräften «verhängnisvolle Ziele» zu verfolgen.
Mindestens 2300 Zivilisten im Jahr 2023 getötet
Im Norden Burkina Fasos sind wie in den Nachbarstaaten Mali und dem Niger islamistische Gruppen aktiv, die den Terrormilizen Al-Kaida und Islamischer Staat die Treue geschworen haben. Die seit einem Putsch 2022 regierende Militärregierung in dem Sahel-Staat kontrolliert Schätzungen zufolge nur noch knapp die Hälfte des Staatsgebiets.
Nach Erhebungen der Konfliktdatenorganisation Acled wurden allein 2023 mehr als 8400 Menschen im Konflikt in Burkina Faso getötet, davon mindestens 2300 Zivilisten.