Wohnungssuche wird für Mieter mit Haustieren immer schwieriger
Haustierbesitzer haben es auf dem angespannten Wohnungsmarkt besonders schwer. Oft bleibt nur ein Bruchteil des ohnehin knappen Angebots für sie übrig.
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Das Wichtigste in Kürze
- Nur 110 von 466 freien Zürcher Wohnungen erlauben Haustiere.
- In anderen Schweizer Städten sieht es ähnlich aus.
- Verträge mit Haustierverboten nehmen zu. Das Mietrecht schützt Haustierhaltung kaum.
In den Schweizer Städten herrscht Wohnungsnot. Die Knappheit am begehrten urbanen Lebensraum geht so weit, dass sich Immobilienmakler mit Bestechungsvorwürfen und Drohungen konfrontiert sehen.
Noch höher sind die Hürden für Besitzer von Haustieren. Wer eine Wohnung sucht, bei der Haustiere ausdrücklich erlaubt sind, hat viel weniger Auswahl.
In deutlich weniger Wohnungen sind «Haustiere erlaubt»
So waren am Freitag auf Homegate in der Stadt Zürich insgesamt 466 Wohnungen ausgeschrieben. Setzt man den Filter «Haustiere erlaubt», erscheinen nur noch 110 Wohnungen im Suchfeld.
In anderen Schweizer Städten sieht es ähnlich aus: In Basel sind exakt 400 Wohnungen ausgeschrieben, mit Haustieren allerdings nur 100.
In Luzern verringert sich das Angebot von 52 auf elf Wohnungen, in Bern von 154 Wohnungen auf 20.
Thomas Herren vom Mieterverband Zürich bestätigt: «Es entspricht unserer Wahrnehmung, dass Katzen- und Haustierbesitzer es oft schwer haben, eine Wohnung zu finden. Vor allem im urbanen Raum.»
Das Recht ist auf der Seite der Vermieter
Die gesetzliche Auslegung sei sehr restriktiv. «Im Augenblick existiert keine rechtliche Handhabe für Mieterinnen und Mieter, wenn Mietverträge ohne Angabe von Gründen die Haustierhaltung verbieten.»
Verträge mit generellen Verboten nähmen zu. «Häufig sind Verträge, in welchen die Haustierhaltung bewilligungspflichtig ist.» Ohne Erlaubnis darf man hier also keine Katze oder Hund haben.
Auch hier gelte: Die Praxis der Gerichte lasse es zurzeit zu, dass die Haltung ohne Angabe von Gründen nicht bewilligt werde.
Für Herren ist die restriktive Haltung der Vermieter oder Verwaltungen kaum nachvollziehbar. Denn er muss «ausgesprochen wenig» Beratungen machen, weil ein Haustier für Probleme unter Mietern sorgt.
Und: Wird eine Wohnung übermässig abgenützt – etwa bei Kratzspuren im Türrahmen – haftet ohnehin der Mieter im Rahmen der Lebensdauer.
«Ein Schaden muss also ersetzt werden.»
Haustiere können «den Hausfrieden beeinträchtigen»
Warum also wollen immer weniger Vermieter ein Haustier bewilligen?
Markus Meier vom Hauseigentümerverband Schweiz HEV erklärt: «Haustiere können je nach Art der Haltung und ihres Verhaltens die Wohnung beschädigen.»
«Lärm- und/oder Geruchsbelästigungen», aber auch Verunreinigungen gemeinsamer Anlagen durch Haustiere gäben immer wieder zu Klagen Anlass.
«Sie können den Hausfrieden empfindlich beeinträchtigen.»
Suche mit Hunden (noch) schwieriger als mit Katzen
Deshalb würden zurückhaltende Vermieter das Halten von Katzen oder Haustieren generell zum Vornherein verbieten. «Damit können allfällige langwierige Auseinandersetzungen mit Mietern in diesem Zusammenhang vermieden werden.»
Yasmine Wenk ist Kampagnen-Koordinatorin Haustiere bei der Tierschutzorganisation «Vier Pfoten» Schweiz. Nach ihrer Erfahrung sei die Wohnungssuche mit Hunden teilweise noch schwieriger als mit Katzen.
«Katzen gelten im Allgemeinen bei vielen Vermietern als unproblematischer als Hunde.» Auch Wenk weiss aber von Vermietern, «die eine Haltung von Katzen kritisch sehen können.»
Nur: Sollte man eine Katze überhaupt in der Wohnung halten – ohne Möglichkeit zum Freigang?
Wenk erläutert: «Es ist möglich, einer Katze in der Wohnung ein dauerhaftes und glückliches Leben zu ermöglichen.»
Dies bedinge aber, dass die Bedürfnisse der Katze berücksichtigt würden. «Eine Freigängerkatze erlebt jeden Tag sehr viel, sammelt verschiedenste Eindrücke und trifft auf Artgenossen.»
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Für eine Wohnungskatze müsse der Mensch genügend Anregungen schaffen, um ihr Leben abwechslungsreich zu gestalten.
Also etwa «Möglichkeiten zum Klettern und Kratzen, Sozialkontakt, sowie Spiele, mit denen natürliches Verhalten ausgelebt werden kann.»
Wenk würde sich wünschen, dass Katzen beziehungsweise Haustiere in allen dafür geeigneten Wohnungen erlaubt sind: «Tiere können einen sehr positiven Einfluss auf Menschen haben. Sie spenden Gesellschaft, reduzieren Stress und tragen zu einer gemütlichen Wohnatmosphäre bei.»
Voraussetzung: Die Bedürfnisse des Tieres müssen berücksichtigt werden. «Ein Haustier kann viel Freude bringen, aber sie bedeuten auch eine grosse Verantwortung.»
Eine Anschaffung sollte «immer wohl überlegt» sein.