Zahlreiche Mitarbeiter der türkischen Zeitung «Cumhuriyet» kündigten infolge eines Wechsels in der Chefetage – oder wurden entlassen.
Ein türkischer Simit-Verkäufer liest in Istanbul eine Ausgabe der regierungskritischen Tageszeitung «Cumhuriyet».
Ein türkischer Simit-Verkäufer liest in Istanbul eine Ausgabe der regierungskritischen Tageszeitung «Cumhuriyet». - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zeitung «Cumhuriyet» war eine der letzten regierungskritischen Medien der Türkei.
  • Wegen einem neuen Vorstandsrat verliessen 22 Mitarbeiter die Zeitung aus Protest.
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Nach einem Führungswechsel bei der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet» in der Türkei sind zahlreiche Mitarbeiter zurückgetreten. Unter anderem gab der Koordinator für digitale Medien, Bülent Mumay, am Montag seinen Rücktritt auf Twitter bekannt. Er begründete den Schritt mit der Befürchtung, die Zeitung könne in Zukunft eine unkritische Haltung gegenüber Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan einnehmen. Die «Cumhuriyet» gilt als eines der letzten unabhängigen Medien in der Türkei.

Nach Angaben des regierungskritischen Portals «Bianet» haben inzwischen 22 Mitarbeiter die Zeitung verlassen. Darunter die Kolumnistin und der Karikaturist Musa Kart. Auch ein Anwalt trennte sich von der Zeitung, wie dieser der Deutschen Presse-Agentur bestätige. Die neue Führung hatte schon am Wochenende den bisherigen Chefredakteur Murat Sabuncu entlassen.

Neuer Vorstandsrat will zu Grundsätzen Atatürks zurück

Hintergrund ist die Wahl eines neuen Vorstandsrats der Cumhuriyet-Stiftung am Freitag. Der Stiftung gehört die Zeitung. Bei der Wahl hat sich eine Gruppe durchgesetzt, die die bisherige Blattlinie kritisiert hat. Nach Ansicht des neuen Vorstands hat sich die Zeitung zu sehr von den Grundsätzen des türkischen Staatsgründers Atatürk entfernt. Einige Mitarbeiter befürchten jedoch, dass mit dem Fürhungswechsel einem Teil der Opposition keine Stimme mehr gegeben wird.

Neuer Chefredakteur des Blatts ist Aykut Kücükkaya. Der ehemalige Chef Sabuncu sowie mehrere weitere Mitarbeiter der Zeitung waren im April wegen Terrorvorwürfen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Einige der Verurteilten sassen zuvor monatelang in Untersuchungshaft. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

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