Dutzende Tote bei Angriff auf Schulgebäude in Gaza

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Bei einem Luftangriff auf eine Schule in Gaza sind Dutzende Menschen getötet worden, darunter viele Zivilisten, die in dem Gebäude Schutz suchten.

Palästinenser bergen eine Leiche im südlichen Gazastreifen
Palästinenser bergen eine Leiche im südlichen Gazastreifen. (Archivbild) - Jehad Alshrafi/AP

Bei einem verheerenden israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in der Stadt Gaza sind nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutzes sprach von mindestens 93 Toten in dem als Flüchtlingsunterkunft genutzten Gebäude. Das israelische Militär bestätigte den Angriff, der einer Kommandozentrale der Hamas galt, die sich in dem angegriffenen Objekt befunden habe. Die Luftwaffe habe kleinkalibrige Raketen verwendet, weshalb die Opferzahl gar nicht so hoch sein könne, teilte die Armee mit. Die Angaben keiner der Seiten liessen sich unabhängig bestätigen.

Der Angriff sei in den frühen Morgenstunden erfolgt, als viele ihr Morgengebet verrichteten. Die Männer hätten sich im Erdgeschoss, die Frauen und Kinder im Obergeschoss der Al-Tabain-Schule im Zentrum der Stadt Gaza befunden. Augenzeugen berichteten von schrecklichen Szenen. Der Geruch von verbranntem Fleisch habe die Luft erfüllt, Leichenteile seien weit verstreut gewesen, sagte ein Mann aus der Nachbarschaft, der nach der Detonation zum Schauplatz geeilt war. Ihm seien die Tränen gekommen, führte er weiter aus. Eine Frau, die den Angriff im Obergeschoss überlebte, gab an, zehn Verwandte verloren zu haben, unter ihnen den Vater, zwei Söhne und ihre Brüder.

Krankenhäuser können Verletzten kaum mehr helfen

Palästinensische medizinische und Sicherheitskreise gingen von mehr als 100 Toten und weiteren Dutzenden Verletzten aus. Der Sprecher des Zivilschutzes wies darauf hin, dass noch viele Menschen sterben würden, weil die Krankenhäuser im Gazastreifen kaum mehr imstande seien, Schwerverletzten entsprechend zu helfen. Das israelische Militär erklärte, dass die Hamas im Gebetsraum der Al-Tabain-Schule im Zentrum der Stadt Gaza eine Kommandozentrale eingerichtet habe. Dort sollen sich diesen Angaben zufolge zum Zeitpunkt des Angriffs mindestens 20 Hamas-Kämpfer aufgehalten haben. Die islamistische Organisation bestritt dies. Die Opfer seien Zivilisten gewesen, behauptete sie in einer Mitteilung.

Vermittler-Staaten verurteilten den Angriff

Der folgenschwere Angriff rief in der Region Empörung hervor. Ägypten und Katar – zwei arabische Länder, die bei den indirekten Waffenruhe-Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas vermitteln – verurteilten das «Massaker». Es handle sich um eine «Fortsetzung von Verbrechen in grossem Massstab», bei denen «gewaltige Zahlen unbewaffneter Zivilisten» getötet würden, teilte das Aussenministerium in Kairo mit. Der Angriff sei ein «klarer Beweis» dafür, dass es auf israelischer Seite keinen Willen gebe, den brutalen Krieg im Gazastreifen zu beenden.

Das katarische Aussenministerium sprach in einer Erklärung, die die staatliche Nachrichtenagentur QNA verbreitete, von einem «brutalen Verbrechen an schutzlosen Zivilisten». Katar fordere eine dringende internationale Untersuchung des Vorfalls.

Borrel: «Keine Rechtfertigung für diese Massaker»

Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich entsetzt über den Angriff. «Mindestens zehn Schulen wurden in den vergangenen Wochen ins Visier genommen. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Massaker», schrieb Borrell auf der Plattform X. «Wir sind bestürzt über die schreckliche Gesamtzahl der Opfer.» Ein Waffenstillstand sei der einzige Weg, das Töten von Zivilisten zu beenden und die Freilassung der Geiseln sicherzustellen, mahnte er.

Israel: Hamas missbraucht Zivilisten als lebende Schutzschilde

In dem seit zehn Monaten tobenden Krieg in dem abgeriegelten Küstengebiet kommen immer wieder viele Zivilisten bei israelischen Angriffen ums Leben. Israels Ziel in dem Krieg ist es, die Hamas zu zerstören. Dass auch immer wieder Zivilisten unter den Opfern sind, erklärt Israel damit, dass sich Terroristen der Hamas in Schulen und Krankenhäusern verschanzten und Zivilisten als lebende Schutzschilde missbrauchten. Zivile Opfer seien bedauerliche «Kollateralschäden» legitimer militärischer Handlungen, so die Erklärung.

Diese – sowie gegenteilige – Darstellungen lassen sich im Einzelfall kaum verifizieren. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag prüft derzeit eine Klage Südafrikas, die auf die Feststellung abzielt, Israel würde im Gaza-Krieg einen Genozid an den Palästinensern begehen. Israel bestreitet das vehement. Der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, verurteilte den jüngsten israelischen Angriff. Schulen – ähnlich wie andere zivile Einrichtungen – dürften niemals ein Ziel für die Konfliktparteien sein und auch nicht für militärische Zwecke genutzt werden.

Waffenruhe als Schlüssel

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen im vergangenen Oktober in Israel verübt hatten. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Samstag wurden seit Kriegsbeginn 39'790 Menschen im Gazastreifen getötet und weitere 91'702 verletzt. Die Zahlen unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

Eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gilt als Schlüssel, um die Lage im Nahen Osten zu entschärfen. USA, Katar und Ägypten haben beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt.

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