Bei Gefechten um die ostafghanische Stadt Gasni kommen Dutzenden ums Leben. Im Norden greifen die Taliban einen Militärstützpunkt an.
Viele Passagiere warten an einer Bushaltestelle auf einen Bus, der sie aus der Stadt in Afghanistan bringen kann. (Symbolbild)
Viele Passagiere warten an einer Bushaltestelle auf einen Bus, der sie aus der Stadt in Afghanistan bringen kann. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Kämpfen in Ostafghanistan kommen Dutzende ums Leben.
  • Die Taliban haben die Kämpfe in der Region Gasni intensiviert.
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Bei tagelangen heftigen Gefechten um die ostafghanische Provinzhauptstadt Gasni haben islamistische Talibankämpfer mindestens 80 Sicherheitskräfte getötet. Auch aufseiten der Taliban habe es Tote gegeben, eine genaue Zahl sei aber nicht bekannt, berichtete am Sonntag ein Mitglied des Provinzrats, Nasir Ahmed Fakiri. Die Lage vor Ort sei sehr schwierig, weil bisher nur Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter gegen die Extremisten kämpften und die Armee noch nicht vor Ort sei. Das Verteidigungsministerium teilte allerdings mit, Verstärkung sei eingetroffen und kämpfe bereits mit. Armeechef Mohammed Scharif Jaftali sagte im Fernsehen, die Sicherheitskräfte hätten noch alle wichtigen Einrichtungen der Regierung in Gasni unter Kontrolle.

Die 150'000 Einwohner zählende Stadt in der gleichnamigen Provinz liegt an einer wichtigen Nord-Süd-Strasse, die die zwei grössten Städte des Landes verbindet, die Hauptstadt Kabul und Kandahar. Ihr Verlust an die Taliban wäre eine grosse Niederlage für die Regierung.

In der Provinz Farjab im Norden des kriegszerrütteten Landes griffen weitere Taliban-Kämpfer ein Militärlager der afghanischen Armee an, wie zwei Mitglieder des dortigen Provinzrats am Sonntag berichteten. Bei dem Überfall am Samstagabend im Distrikt Ghormach seien mindestens elf Armeeangehörige getötet und rund 20 verwundet worden, sagten Abdul Manan Katai und Abdul Ahad Elbeik der Deutschen Presse-Agentur. Die Taliban hatten die Basis seit Monaten umzingelt, doch aus der Provinzhauptstadt Maimana sei keine Hilfe gekommen. Die Taliban hätten die Verbindungsstrasse zwischen Basis und Maimana geschlossen, der Stützpunkt sei aber noch unter Kontrolle des Militärs.

Um Gasni zu erobern, hatten hunderte Talibankämpfer die Stadt in der Nacht zum Freitag aus verschiedenen Richtungen angegriffen. Bereits zuvor hatten sie über Wochen hinweg einzelne Stadtteile attackiert. Bei den Gefechten am Freitag wurden mindestens 16 Menschen getötet und 30 weitere verletzt, der Grossteil von ihnen Sicherheitskräfte. Zudem befreiten sie eigenen Angaben zufolge mehrere hundert ihrer Kämpfer aus einem Gefängnis. Dies war allerdings nicht zu verifizieren.

Die Nachrichten über die Lage in Gasni blieben weiter unklar oder widersprüchlich. Die Telefon- und Handyverbindungen waren weiter unterbrochen, schon seit Freitag dringen praktisch keine Nachrichten mehr aus der Stadt. Die Taliban hatten den Informationen zufolge unter anderem die Infrastruktur für die Mobilfunknetze in Brand gesetzt.

Am Sonntag lieferten sich die Aufständischen mit afghanischen Sicherheitskräften in Gasni unter anderem Kämpfe um eine Polizei- und Geheimdienstzentrale sowie den Sitz der Regionalregierung, wie Fakiri weiter berichtete. Diese Einrichtungen hatten die Sicherheitskräfte bisher halten können. Nach seinen Informationen gerieten bei den Kämpfen Teile des Polizeihauptquartiers in Brand. «Die Situation ist momentan sehr ernst», sagte Fakiri.

Weitere Taliban-Kämpfer brachten am späten Samstagabend die Regierungssitze von zwei weiteren Distrikten in der Provinz Gasni – Chaudscha Omari und Adschristan – unter ihre Kontrolle, wie Fakiri berichtete. Sie hätten den Umstand genutzt, dass sich die afghanischen Sicherheitskräfte ganz auf Gasni konzentrierten.

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