Ein Jahr nach Christchurch: Wie geht es weiter für Jacinda Ardern?
Nach dem Christchurch-Attentat hat Premierministerin Jacinda Ardern als Krisenmanagerin viel Lob bekommen. Nun sieht es für ihre Zukunft aber weniger rosig aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Als ein australischer Neonazi 2019 51 Menschen tötete, blickte die Welt auf Neuseeland.
- Nach dem Attentat von Christchurch fiel die Krisenbewältigung der Premierministerin auf.
- Offen steht, ob Premierministerin Jacinda Ardern im September ihren Amt verteidigen kann.
Früher, da war Neuseeland nur die Kulisse für die «Herr der Ringe»-Filme, ein verschlafenes Land am anderen Ende der Welt. Das war, bevor ein rassistischer Attentäter vor einem Jahr, am 15. März 2019, zwei Moscheen in Christchurch angriff. 51 Menschen starben, Dutzende wurden verletzt.
Danach war Neuseeland unter Schock. Die Welt blickte auf das Land und seine junge Premierministerin Jacinda Ardern (39).
Davor war die Sozialdemokratin berühmt geworden, weil sie 2018 kurz nach ihrer Wahl im Amt ein Kind bekam. Nach Christchurch musste sich Ardern als Krisenmanagerin bewähren. Sie machte das so gut, dass das «Time»-Magazin sie gerade als Lichtgestalt auf den Titel hob. Ein Jahr nach dem Attentat wird sie am Sonntag bei der Gedenkfeier auftreten.
Ardern reagierte anders auf Amoklauf als andere Weltführer
Ardern hat, so denken viele in Neuseeland, einiges richtig gemacht und entschlossen gehandelt. Sie ging auf die Muslime zu, umarmte die Menschen, band sich ein Kopftuch um. Sie fand einen Schlüsselsatz für die Geschichtsbücher, als sie über die 40 000 Muslime im Land sagte: «Neuseeland ist ihre Heimat, sie sind wir.»
Dann liess Ardern halbautomatische Waffen verbieten und nannte den Attentäter von Christchurch, einen australischen Neonazi, demonstrativ nicht beim Namen. Mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron stiess Ardern eine Initiative gegen Internet-Übertragungen von Terrorangriffen an. Beim Attentat von Halle im Oktober wurde das dann traurig aktuell. Wie in Christchurch hatte auch dort der Schütze die Tat gefilmt.
Arderns Zeit könnte vorbei sein
Arderns Stil sind Mitgefühl und Freundlichkeit, eine positive Sicht auf die Welt, ohne Galle. Das fällt in Zeiten des Populismus und wachsendem Extremismus auf. Sie findet, man sollte nicht zynisch auf die Ursachen dieser Trends blicken. «Die Menschen fühlen sich entwurzelt und ihre Demokratien haben das nicht verstanden», sagte sie dem «Time»-Magazin.
In Neuseeland ist die Hochzeit der «Jacindamania» aber vorbei. «Ich denke, daheim hätten wir gerne gesehen, dass sie mehr erreicht», sagte ihre Biografin Michelle Duff der Deutschen Presse-Agentur. Als Symbolfigur sei sie aber wirklich beeindruckend. Neuwahlen sind für den September geplant, Wohnungsnot, Kinderarmut und Rechte der einheimischen Maori könnten dabei eine Rolle spielen.