Elf Tote bei Protesten und Plünderungen in Chile

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Chile,

Bei gewaltsamen Protesten gegen soziale Ungleichheit und Plünderungen in Chile sind mindestens elf Menschen ums Leben gekommen.

Ein Demonstrant wirft bei Protesten in Santiago de Chile eine Tränengasgranate zurück auf Polizisten. Foto: Miguel Arenas/AP/dpa
Ein Demonstrant wirft bei Protesten in Santiago de Chile eine Tränengasgranate zurück auf Polizisten. Foto: Miguel Arenas/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Gewaltsame Proteste und Plünderungen forderten in Chile mindestens elf Tote.
  • Chiles Präsident Piñera spricht nun von einem «Krieg».

Eine Oase im unruhigen Lateinamerika – so beschrieb Chiles Präsident Piñera noch vor kurzem sein Land. Nach Protesten und Plünderungen spricht er jetzt von einem «Krieg». Höhere Preise für die U-Bahn sind der Funken, der lang aufgestauten Frust entzündet hat.

Bei gewalttätigen Protesten gegen soziale Missstände und Plünderungen sind in Chile mindestens elf Menschen ums Leben gekommen.

Protest in Santiago, Chile
Demonstranten nehmen an einem neuen Protesttag in Santiago, Chile teil. - keystone

Fünf der bisher elf Toten wurden in einer geplünderten und in Brand gesetzten Kleiderfabrik in Santiago de Chile geborgen. Dies teilte die Feuerwehr am Sonntagabend mit. Am Morgen waren in zwei Supermärkten der Hauptstadt zwei Frauen und ein Mann ebenfalls bei Bränden nach Plünderungen umgekommen.

Weitere zwei Tote wurden in der ausgebrannten Halle einer Baumarktkette im Süden Santiagos aufgefunden. Dies teilte die Bürgermeisterin Karla Rubilar mit. Auch in Coquimbo, im Norden Chiles, kam mindestens ein Mann bei den Unruhen ums Leben.

Staatschef: «Wir sind im Krieg»

«Wir sind im Krieg mit einem machtvollen und unerbittlichen Feind, der nichts und niemanden respektiert». Dies sagte Staatschef Sebastián Piñera am Sonntagabend in einer vom Fernsehen übertragenen Rede zu der Gewalt auf den Strassen. Das Ziel vieler Protestierender sei es, Geschäfte, Krankenhäuser und andere Gebäude in Brand zu setzen, um grösstmöglichen Schaden anzurichten. Zugleich sagte er: «Ich habe die Stimme meiner Mitbürger gehört».

Sebastián Piñera
Der Staatschef von Chile, Sebastián Piñera - AFP/Archiv

Piñeras Vorgängerin und jetzige UN-Kommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, kritisierte scharf die Aussagen Piñeras. «Eine erhitzte Rhetorik wird nur die Lage verschlimmern», erklärte Bachelet. Sie forderte die Regierung auf, im Dialog mit der Gesellschaft Lösungen zu finden, die den Frieden wiederherstellten.

Auch der von Piñera ernannte Kommandeur des Ausnahmezustands, General Javier Iturriaga, distanzierte sich von den Äusserungen des Präsidenten. «Ich stehe gegen niemanden im Krieg», sagte er.

Proteste gegen soziale Ungleichheit

Die Proteste hatten sich an einer Fahrpreiserhöhung für die U-Bahn in Santiago um vier Euro-Cent pro Ticket entzündet. Die Demonstrationen hielten am Montag in mehreren Städten noch an, obwohl Piñera die Massnahme inzwischen zurückgezogen hat.

Damage in Santiago
Blick auf einen geplünderten Supermarkt nach den Demonstrationen gegen die Erhöhung der Metro-Fahrpreise in Santiago, Chile - keystone

Beobachtern zufolge entlädt sich in dem südamerikanischen Staat mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern ein über Jahre aufgestauter Frust. Die Bevölkerung protestiert über die wachsende soziale Ungleichheit sowie über niedrige Renten. Ausserdem gebe es hohe Hürden für Arme beim Zugang zum Bildungssystem.

Setzen sich die gewalttätigen Proteste fort, könnte auch die UN-Klimakonferenz in Chile vom 2. bis zum 13. Dezember beeinträchtigt werden. Zu dem Treffen reisen mehrere tausend Diplomaten, Aktivisten und Journalisten aus aller Welt nach Santiago.

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