Gefängnis im Iran in Flammen aufgegangen
Das bekannte Gefängnis «Evin» im Iran hat am Wochenende Feuer gefangen. Die Anstalt ist berüchtigt für Menschenrechtsverletzungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende ist im iranischen Gefängnis Evin ein Feuer ausgebrochen.
- Im Inneren waren Schüsse zu hören.
- Bilder zeigen nun das Ausmass des Schadens.
Evin ist das wohl berüchtigtste und bekannteste Gefängnis im Iran. In der Nacht von Samstag auf Sonntag brannte es in der Anlage am nördlichen Stadtrand von Teheran. Das teilte die Tageszeitung «Shargh» unter Berufung auf Angaben der Gefängnisleitung mit.
Eine Reporterin berichtet über Telegram von mehreren, lauten Explosionen aus dem Gebäude. Sowohl Feuerwehrfahrzeuge als auch Ambulanzen hätten sich zu dem Gefängnis begeben. Strassen, welche zum Gefängnis führen, seien gesperrt worden.
Auch war die Rede von möglichem Tränengas Einsatz. In etlichen auf sozialen Medien kursierenden Videos sind zudem Schüsse zu hören. Je nach Quelle soll ein Konflikt unter Insassen Auslöser für das Feuer gewesen sein.
Keine Information über Verletzte oder Tote
Am frühen Morgen kommunizierte die Gefängnisleitung, dass die «Lage wieder unter Kontrolle» sei. Über die Anzahl Verletzter und ob es Tote gab, gibt es keine Informationen.
Die USA äusserten sich besorgt über die dramatische Lage. «Wir verfolgen die Berichte aus dem Evin-Gefängnis mit grosser Dringlichkeit.» So der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price, am Samstag (Ortszeit) auf Twitter. «Iran trägt die volle Verantwortung für die Sicherheit unserer zu Unrecht inhaftierten Bürger, die unverzüglich freigelassen werden sollten.»
We are following reports from Evin Prison with urgency. We are in contact with the Swiss as our protecting power. Iran is fully responsible for the safety of our wrongfully detained citizens, who should be released immediately.
— Matthew Miller (@StateDeptSpox) October 15, 2022
Bereits vor wenigen Tagen war in einem Gefängnis im Nordiran eine Meuterei ausgebrochen. Bei dieser waren auch einige Inhaftierte ums Leben gekommen. Bei dem Vorfall in Teheran wurden laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna bislang acht Verletzte gemeldet.
Im Evin-Gefängnis im Norden Teherans sitzen nicht nur zahlreiche politische Gefangene, sondern auch Demonstranten. Sie sind dort wegen ihrer Teilnahme an den systemkritischen Protesten der vergangenen vier Wochen inhaftiert. Darunter befinden sich auch Ausländer.
Evin-Gefängnis im Iran berüchtigt für Menschenrechtsverletzungen
Eigentlich ist das Evin-Gefängnis für 320 Häftlinge ausgelegt, meist befinden sich jedoch deutlich mehr Insassen in der Haftanstalt: 2006 waren 2575 Männer und 375 Frauen in Haft. Seit dem Beginn der islamischen Revolution 1979 sollen es zeitweise sogar bis zu 15'000 Menschen gewesen sein.
Folter ist im Evin-Gefängnis üblich. Unter anderem werden Insassen Berichten zufolge harte Gegenstände in das Rektum oder in die Vagina geschoben. Dies, um sie zu Geständnissen zu zwingen. Es gilt ausserdem ein striktes Aufnahme-Verbot: Das Gebäude darf weder von aussen noch von innen fotografiert werden.
Die Fotografin Zahra Kazemi (†55) wurde 2003 wegen Aufnahmen von dem Gefängnis zu Tode gefoltert.
🔴Das Leben der politischen Gefangenen im Evin-Gefängnis in Teheran ist in Gefahr.
— ☼𓃬Mysterious! (@agnos_pharmos) October 15, 2022
WO sind all die internationalen Gemeinschaften und Menschenrechtsorganisationen JETZT?!
Sie brauchen dringend Hilfe.#IranRevolution #EvinPrison#زندان_اوین@amnesty_de @SwissMFA @Amnesty_Schweiz pic.twitter.com/Hw3zTvBaT3
Aktuell befinden sich etliche politische Gefangene in Haft. Gleichzeitig kommt es zu immer mehr Demonstrationen und dementsprechend mehr Festnahmen: Es wird gegen den Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini Mitte September protestiert.
Diese kam in Haft, weil sie den Hidschab in der Öffentlichkeit nicht korrekt getragen habe. Zwei Stunden nach ihrer Festnahme wurde sie jedoch in ein Spital gebracht.
Offizielles Statement: Herzinfarkt und Schlaganfall. Es wurde jedoch auch berichtet, dass die Polizisten auf Amini eingeprügelt hätten. Dies, nachdem sich diese gegen ihre Festnahme gewehrt haben soll. Drei Tage lag sie im Spital im Koma, bevor sie starb.