Indien steckt wegen Smog in dramatischer Umwelt-Krise
Neu-Delhi erstickt im Smog. Allgemein herrschen in Indien extreme Bedingungen wegen des Klimas, der Rohstoffe und der Industrie. Kollabiert das Land bald?
Das Wichtigste in Kürze
- Die indische Millionenstadt Neu-Delhi leidet schon lange unter Smog.
- Dieses Jahr allerdings ist die Situation noch prekärer als sonst.
- Dürre, Wassermangel, Regen, Ausbeutung und Temperaturen um die 50 Grad herrschen vor.
Neu-Delhi erstickt im Smog – an und für sich keine Besonderheit im Winter. Gerade jetzt herrschen in der indischen Hauptstadt aber sogar Fahrverbote. Privatautos dürfen seit Montag nur noch an jedem zweiten Tag genutzt werden.
Die Luftverschmutzung sei «unerträglich» geworden, sagte der Regierungschef der Hauptstadtregion Delhi, Arvind Kejriwal.
Denn: Jeder Atemzug erzeugt Hustenreiz, Kopfschmerzen und Übelkeit. Seit vergangener Woche ist Neu-Delhi die Stadt mit der giftigsten Luft weltweit. Die Schadstoffkonzentration lag am Montag mehr als zehnfach über dem Grenzwert.
Messungen zufolge ist die Feinstaubpartikel-Konzentration so hoch, dass sie beim Menschen so schädlich wie der Konsum von rund 50 Zigaretten am Tag ist.
Indien ist nach China und den USA der drittgrösste CO2-Verursacher der Welt. Der mit Abstand meiste Strom wird dort aus Kohle gewonnen.
Andererseits ist Indien auch klimatechnisch wahnsinnigen Schwankungen unterlegen. Eigentlich müsste sich die indische Regierung Klimazielen fügen – tut sie aber nicht. Wichtiger ist das Wirtschaftswachstum.
Zugleich schwanken auch die Temperaturen und die sonstigen Umwelteinflüsse massiv: Extreme Dürre, sintflutartiger Regen, Wassermangel und Temperaturen um die 50 Grad sind keine Seltenheit.
Zusätzlich zum «normalen» Smog kommen im nun vorherrschenden Winter Autoabgase, Fabrikqualm, Baustellen-Staub und Feuer von Feldern und Mülldeponien hinzu. Die Regierung hat schon fünf Millionen Atemmasken verteilt, Baustellen gesperrt und bestimmte Industrieanlagen stillgelegt.
Schon 260 Autofahrer gebüsst
Vor allem das Fahrverbot wird weltweit bejubelt. Gegen 500 Polizisten und andere Beamte sowie 2000 Freiwillige überwachen die Einhaltung des Fahrverbots und verhängten bereits Strafen gegen knapp 260 Autofahrer.
Die sieben Millionen Motorräder und Motorroller in Neu Delhi sowie Transportfahrzeuge und Fahrzeuge mit rein weiblicher Besetzung wurden von dem Fahrverbot ausgenommen.
Neu Delhis Regierungschef Arvind Kejriwal, der seine Stadt unlängst als «Gaskammer» bezeichnet hatte, sprach von einem Erfolg. Auf den Strassen seien dadurch 1,5 Millionen Autos weniger gewesen, erklärte er. Der Klimaexperte Siddharth Singh kritisierte das Fahrverbot hingegen als «ineffektiv», weil die Autoabgase nur «einen kleinen Teil» zu dem Smog-Problem beitrügen.