Israel-Krieg: Bodenoffensive birgt viele Risiken
Im Israel-Krieg hat die Regierung um Benjamin Netanjahu eine Bodenoffensive angekündigt. Doch das Vorhaben birgt viele Risiken und Unklarheiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einer Bodenoffensive will Israel die Hamas definitiv zerschlagen.
- Allerdings erschwert das städtische Gelände diese Operation.
- Zudem besteht das Risiko, dass Geiseln und viele andere Zivilisten getötet werden.
Die Angriffe der Hamas haben im Israel-Krieg eine neue Eskalation hervorgerufen. Israels Armee reagierte mit heftigen Gegenschlägen auf die Attacken. Auf beiden Seiten kamen zahlreiche Menschen – darunter viele Zivilisten – ums Leben.
Und das Blutvergiessen dürfte auch in den kommenden Tagen weitergehen. Denn Israel hat eine grosse Bodenoffensive angekündigt und die Palästinenser dazu aufgerufen, den Norden des Gazastreifens zu evakuieren. Das Ziel: Die Hamas endgültig zerschlagen. «Jedes Hamas-Mitglied ist ein toter Mann», so die Worte von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Wie die britische «BBC» berichtet, ist eine solche Bodenoffensive allerdings aus verschiedenen Gründen durchaus riskant. Es stellt sich die Frage, ob die Aktion überhaupt erfolgreich ausgehen kann.
Denn wie es in der Analyse heisst, wäre diese Offensive im Gazastreifen mit vielen Kämpfen im städtischen Gebiet verbunden. Das bedeutet, dass zwischen den Häusern unübersichtliche und verlustreiche Gefechte mit den Palästinensern drohen. Zudem verfügt die Hamas über ein ganzes Netzwerk an Tunneln und wird die Israelis mit Sprengsätzen und Hinterhalten empfangen.
Bereits bei früheren Kämpfen im Gazastreifen erlitt die israelische Armee hohe Verluste. Unter anderem im Jahr 2014, als Israel ebenfalls mit einem Gegenangriff auf palästinensischen Raketenbeschuss reagierte.
Wie reagiert das Ausland?
Weiter ist unklar, wie die Nachbarländer auf eine Bodenoffensive im Israel-Krieg reagieren würden. Ägypten steht aktuell bereits unter Druck, weil viele Flüchtlinge aus Gaza über die Grenze ins afrikanische Land einreisen wollen. Dass Ägypten selbst in den Krieg eingreift, ist jedoch unwahrscheinlich.
Schon eher könnte es zu Angriffen aus dem Libanon kommen. Die Hisbollah hat bereits einzelne Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. Bisher kann man aber laut «BBC» noch nicht von einer neuen Front sprechen. Der Iran seinerseits, der die Hamas und die Hisbollah unterstützt, hat bereits damit gedroht, neue Fronten gegen Israel zu eröffnen.
Der Westen, der Israel zwar grösstenteils unterstützt, könnte auch Druck auf die Regierung um Netanjahu ausüben. Denn es dürfte kaum im Interesse der westlichen Staaten sein, dass noch mehr Zivilisten flüchten müssen oder getötet werden.
Offensive im Israel-Krieg ist wegen Geiseln noch heikler
Und schliesslich gibt es laut «BBC» auch noch das Thema der Geiseln und der Zivilisten. Die Hamas hält immer noch zahlreiche israelische Geiseln gefangen – darunter auch Doppelbürger aus westlichen Ländern. Die Palästinenser drohen offen damit, die Geiseln zu töten, was eine Offensive noch heikler macht. Eine Bodenoffensive im Israel-Krieg hätte auch zahlreiche tote Zivilisten auf palästinensischer Seite zur Folge.
Kurz gesagt, schon nur die Bodenoffensive als solche bringt viele Risiken mit sich. Und selbst wenn Israel Erfolg hätte, bliebe die Frage, wie es danach mit dem Gazastreifen und seiner Bevölkerung weitergehen soll. Ob sie dem Hauptziel, künftige Terrorangriffe zu verhindern, dient, ist demnach schwierig zu beurteilen.
Die Bodenoffensive verzögert sich derzeit sowieso noch. Wegen des Wetters wurde sie verschoben. Eigentlich sollte sie noch an diesem Wochenende beginnen.