Israel-Gaza-Krieg

Israel-Ticker: Bodeneinsätze auf gesamten Gazastreifen ausgeweitet

Im Israel-Krieg wurden die Kämpfe nach einwöchiger Pause wieder aufgenommen. Die Neuigkeiten im Ticker.

Nach einem israelischen Luftangriff im südlichen Gazastreifen steigt dichter Rauch über Gebäuden in Rafah auf. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa
Nach einem israelischen Luftangriff im südlichen Gazastreifen steigt dichter Rauch über Gebäuden in Rafah auf. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa - sda - Keystone/dpa/Abed Rahim Khatib

Das Wichtigste in Kürze

  • Die siebentägige Feuerpause im Israel-Krieg ist ausgelaufen.
  • Am Freitag nahm Israel die Gefechte wieder auf, die Kämpfe sind im Gange.
  • In der Feuerpause kamen über 100 Geiseln und 200 palästinensische Häftlinge frei.

Die Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel mit über 1200 Toten am 7. Oktober lancierte Tel Aviv eine Gegenoffensive auf den Gazastreifen. Dadurch verlor die Hamas die Kontrolle über das Gebiet, mehrere hochrangige Mitglieder wurde getötet. Auch Tausende Zivilisten sind gestorben, was zu Kritik am israelischen Vorgehen führt.

Nach einer einwöchigen Feuerpause gehen die Kämpfe seit Freitagmorgen wieder weiter. In der Pause liess die Hamas über 100 Geiseln frei, Israel im Gegenzug über 200 palästinensische Häftlinge.

Beunruhigt Sie der Israel-Krieg?

In diesem Ticker werden Sie laufend über die Entwicklungen im Israel-Krieg informiert. Die Geschehnisse vom Samstag können Sie im Ticker hier nachlesen.

Bodeneinsätze auf gesamten Gazastreifen ausgeweitet

20.30: Israel intensiviert seine Angriffe und lässt Bodentruppen nun auch in anderen Teilen gegen die Hamas vorgehen.

Gut fünf Wochen nach dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens weitet das Militär seine Einsätze am Boden auf das gesamte Palästinensergebiet aus. Die Soldaten gingen gegen Ziele der islamistischen Hamas vor, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntagabend.

Hunderttausende Palästinenser sind nach Anweisungen des israelischen Militärs aus dem umkämpften Norden des abgeriegelten Küstengebiets in den Süden geflohen – wo es nun auch verstärkt Kämpfe am Boden geben dürfte.

Die Armee habe im nördlichen Gazastreifen stark und gründlich gekämpft und tue dies nun auch im südlichen Gazastreifen, hatte Israels Generalstabschef Herzi Halevi kurz zuvor gesagt – ohne dabei explizit von einer Bodenoffensive zu sprechen.

Israel weitet Militäroffensive aus

17.30: Augenzeugenberichten zufolge sollen israelische Bodentruppen inzwischen auch in den Süden des Gazastreifens vorgerückt sein. Sie befänden sich in einem Gebiet östlich der Stadt Chan Junis, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Die Berichte liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär kommentierte sie auf Anfrage nicht.

15.30: Israel hat seine Militäroffensive auf den Süden des Gazastreifens ausgeweitet und dabei die Luftangriffe auf Ziele der islamistischen Hamas massiv verstärkt. Führende US-Politiker mahnten Israel, Zivilisten bei den Kampfhandlungen besser zu schützen.

Zuvor waren Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine neue Feuerpause und einen Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge vorerst abgebrochen worden. Die Hamas erklärte daraufhin, dass sie erst wieder Geiseln freilassen wolle, wenn Israel seine «Aggression» beende und ein dauerhafter Waffenstillstand herrsche.

In der Nacht zu Sonntag griffen israelische Kampfflugzeuge und Hubschrauber «Terrorziele», darunter Tunnelschächte, Kommandozentralen und Waffenlager an, wie das Militär mitteilte. Am Vortag hätten auch Israels Marineeinheiten «Terrorziele» der Hamas angegriffen und den Einsatz der Bodentruppen flankiert, hiess es.

Unicef-Sprecher kritisiert israelische Attacken

13.57: Der Pressesprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, hat die israelischen Angriffe im Gazastreifen während eines Besuchs scharf kritisiert. Dort finde ein «Blutbad» statt, das «unmoralisch» sei und das mit «mit Sicherheit als illegal verstanden werden wird», sagte Elder dem Nachrichtensender Al-Dschasira am Sonntag während eines Besuchs in Chan Junis.

Wer das hinnehme, mache sich selbst schuldig. «Schweigen ist Mittäterschaft», sagte der sichtlich erschütterte Elder, der teils mit zitternder Stimme sprach. Während seines Besuchs habe er überall Kinder mit schweren Verbrennungen, mit Verletzungen durch Granatsplitter, Gehirnverletzungen und mit Knochenbrüchen gesehen. Man sehe Mütter um ihre Kinder weinen, die wohl «Stunden vor dem Tod» stünden.

Die jüngsten Angaben über sogenannten «sicheren Zonen» für die Bevölkerung in Gaza bezeichnete Elder als «Falschdarstellung». Die Menschen würden dabei zu «winzigen Flecken Land bewegt», dort gebe es nur Sand, kein Wasser, keine Sanitäranlagen und keinen Schutz vor dem Wetter. «Das sind keine sicheren Zonen, das werden Todeszonen sein», sagte Elder. «Wir müssen es als das bezeichnen, was es ist».

13.47: Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr als 800 Tunnelschächte gefunden. Rund 500 davon seien bereits zerstört worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Dabei sei unter anderem Sprengsatz eingesetzt worden.

Einige der Tunnelschächte hätten strategische Einrichtungen der islamistischen Terrororganisation Hamas unterirdisch miteinander verbunden, hiess es in der Mitteilung. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Nach Darstellung der Armee befanden sich die Tunnelschächte in zivilen Wohngebieten, teilweise neben Schulen, Kindergärten und Moscheen. In einigen seien Waffen gefunden worden. Israel wirft der Hamas vor, Zivilisten als Schutzschilde zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück.

13.40: Der israelische Regierungsberater Mark Regev hat Vorwürfe zurückgewiesen, sein Land würde im Kampf gegen die Hamas zu wenig unternehmen, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. «Wir unternehmen maximale Anstrengungen, vielleicht sogar nie dagewesene in ähnlichen Umständen», sagte Regev der BBC am Sonntag. Israel habe spezifische Viertel ausgewiesen, die zum Ziel von Angriffen würden und warne die Zivilisten dort vorab, sie zu verlassen, so Regev.

«Sie schiessen immer noch Raketen auf Israel und kontrollieren immer noch grosse Teile des Gazastreifens»: Mark Regev. (Archivbild)
«Sie schiessen immer noch Raketen auf Israel und kontrollieren immer noch grosse Teile des Gazastreifens»: Mark Regev. (Archivbild) - Tolga Akmen/PA/dpa

13.33: Papst Franziskus hat sein Bedauern über das Auslaufen der Waffenruhe im Gazastreifen ausgedrückt und zu einem Ende der Feindseligkeiten aufgerufen. «Ich hoffe, dass alle diejenigen, die da involviert sind, dazu beitragen können, einen Waffenstillstand zu finden, indem sie versuchen, mutige Wege des Friedens zu gehen», sagte das Oberhaupt der Katholischen Kirche nach seinem traditionellen Angelus-Gebet am Sonntag im Vatikan.

12.36: Israel untersucht den Tod eines israelischen Zivilisten, der während eines palästinensischen Anschlags in Jerusalem mutmasslich von einem Soldaten erschossen worden war. Die Armee teilte am Sonntag mit, der Vorfall am Donnerstag werde von Polizei, Geheimdienst und Militärpolizei geprüft.

Der bewaffnete Zivilist hatte nach Medienberichten auf zwei Palästinenser geschossen, die an einer Bushaltestelle in Jerusalem das Feuer auf dort wartende Menschen eröffnet hatten.

Er hatte sein Auto nach den ersten Schüssen der Attentäter auf der anderen Strassenseite gestoppt und war über die Strasse gelaufen. Zwei Soldaten waren den ersten Angaben zufolge auch an dem Vorfall beteiligt und schossen auf die Palästinenser.

Soldaten hielten Zivilisten für Attentäter

Zumindest einer von ihnen hielt den Zivilisten offenbar für einen dritten Attentäter. Videoaufnahmen des Vorfalls in sozialen Medien zeigten allerdings, wie der Anwalt die Hände hochhielt, bevor er getroffen wurde. Nach Augenzeugenberichten hatte er auch seine Waffe weggeworfen, auf Hebräisch gerufen, man solle seine Identitätskarte prüfen und sein Hemd geöffnet, um zu zeigen, dass er keinen Sprengstoffgürtel trägt. Einer der Soldaten habe dennoch geschossen. Der Zivilist sei von einer Kugel am Kiefer getroffen worden und habe nicht mehr sprechen können. Dann seien weitere Schüsse auf ihn abgegeben worden.

11.42: Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es nach palästinensischen Angaben Hunderte von Toten gegeben. Ein Sprecher der Hamas-Behörde teilte am Sonntag mit, bei Angriffen im gesamten Gazastreifen seien binnen 24 Stunden rund 700 Menschen getötet worden. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Der Sprecher berichtete von zahlreichen Leichen unter Trümmern. Es gebe auch grosse Schwierigkeiten bei der Bergung von Verletzten und deren Transport in Krankenhäuser. Kein Ort im Gazastreifen sei gegenwärtig sicher.

11.07: Die Ausreisen von Ausländern und Palästinensern mit zweitem Pass aus dem Gazastreifen gehen weiter. Mehr als 600 von ihnen sollten den Grenzübergang Rafah am Sonntag überqueren und nach Ägypten einreisen.

Das ging aus einer am Sonntag veröffentlichten Liste der Grenzbehörde auf palästinensischer Seite hervor. Darunter waren mehr als 300 Landsleute aus den USA und Kanada sowie mehrere Deutsche, Norweger, Griechen, Türken und Philippiner.

Arzt erzählt: Hamas-Geiseln «gingen durch die Hölle»

09.00: «Dies war die erschütterndste Woche meines Lebens, sicherlich meines Berufslebens», sagt Professor Itai Pessach gegenüber «Channel 12». Pessach ist Arzt im medizinischen Zentrum Sheba, wo 29 der 105 freigelassenen Geiseln behandelt werden.

Viele seien sich dem Ausmass des Angriffs der Hamas vom 7. Oktober noch gar nicht bewusst, erklärt Pessach: «Einige von ihnen wussten nicht einmal, dass in Israel etwas vorgefallen ist. Sie wussten nur, dass ihnen etwas passierte.» Der Arzt erzählt von den erschütterten Gesichter der Freigelassenen, wenn sie beim Wiedersehen mit der Familie realisieren, wer alles fehlt.

wiedersehen geiseln
Das Wiedersehen mit der Familie sei immer ein sehr emotionaler Moment, sagt Professor Isai Pessach. - keystone

Die freigelassenen Geiseln seien von der Hamas ganz unterschiedlich behandelt worden. «Einige von ihnen bekamen zu essen, andere sahen nicht einmal Tageslicht», sagt Pessach. Eines ist für den Arzt jedoch klar: «Alle von ihnen wurden psychisch misshandelt, was schwer zu beschreiben ist.»

Aus diesem Grund läge der Fokus des Spitals auch auf der mentalen Gesundheit. Pessach erklärt: «Wenn eine Geisel zurückkehrt, prüfen wir kurz, ob keine dringende Behandlung erforderlich ist. Dann konzentrieren wir uns auf die emotionale und psychologische Betreuung,»

Die Hamas-Geiseln seien «durch die Hölle gegangen», sagt Pessach weiter. Wichtig sei bei der Behandlung, die Betroffenen nicht zu überfordern oder zu triggern.

Israel-Krieg: Grossbritannien hilft Israel bei Suche nach Geiseln

04.11: Grossbritannien unterstützt Israel bei der Suche nach den noch im Gazastreifen in den Händen der Hamas verbliebenen Geiseln. «Zur Unterstützung der laufenden Geiselbefreiungsaktion wird das britische Verteidigungsministerium Überwachungsflüge durchführen.«

Diese sollen demnach über dem östlichen Mittelmeer stattfinden. Dabei werde auch im Luftraum über Israel und Gaza operiert werden. Das teilte die britische Regierung am Samstagabend mit.

Die Überwachungsflugzeuge seien unbewaffnet und dienten ausschliesslich der Ortung von Geiseln. Es würden an die zuständigen Behörden nur Informationen weitergegeben, die sich auf die Geiselbefreiung bezögen, hiess es.

105 Geiseln freigelassen

Unter den von der Hamas entführten 240 Menschen befinden sich auch britische Staatsangehörige. Vorige Woche hatten Israel und die Hamas erstmals eine Feuerpause vereinbart, die zwei Mal kurz verlängert wurde.

In der Zeit liess die Hamas 105 Geiseln frei, darunter 14 Deutsche, und Israel im Gegenzug 240 palästinensische Häftlinge. Israel geht davon aus, dass insgesamt noch 137 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden. Unter ihnen sind laut israelischem Verteidigungsminister Joav Galant noch 15 Frauen und zwei Kinder.

Israel-Krieg
105 Hamas-Geiseln wurden inzwischen freigelassen - der Israel-Krieg geht aber weiter. - keystone

Die Hamas will nach eigenen Angaben Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln erst nach Ende des Israel-Kriegs fortsetzen. Die einwöchige Kampfpause war am Freitagmorgen ausgelaufen. Seitdem sind die Kämpfe wieder entbrannt.

Israel-Krieg: Auch Frankreich mahnt Israel

01.12: Der Israel-Krieg sei «an einem Punkt angekommen, an dem die israelischen Behörden ihr Ziel und erwünschten Endzustand genauer definieren müssen.» Das sagte der französische Präsident Emmanuel Macron am Samstag bei einer Pressekonferenz am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai.

Zu der Vorgabe von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, die Hamas vollständig zu zerstören, sagte Macron: «Was ist die vollständige Zerstörung der Hamas und glaubt irgendjemand, dass das möglich ist? Wenn ja wird der Krieg zehn Jahre lang dauern.» Der französische Präsident rief zu «verstärkten Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe» auf.

Israel-Krieg: US-Verteidigungsminister ruft zu Schutz von Zivilisten auf

00.12: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat Israel im Krieg gegen Hamas eindringlich zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen aufgerufen. Dies sei nicht nur eine moralische Verantwortung, sondern auch ein strategisches Gebot.

Das sagte Austin am Samstag (Ortszeit) bei einer Tagung in Simi Valley im Bundesstaat Kalifornien. Aus seiner Zeit im Irak im Kampf gegen ISIS habe er einiges über Krieg inmitten von Städten gelernt. «Die Lektion ist, dass man im Krieg in Städten nur gewinnen kann, wenn man die Zivilbevölkerung schützt», sagte Austin.

Israel-Krieg
Gaza-Stadt im nördlichen Gazastreifen. (Archivbild) - keystone

«Denn bei dieser Art von Kampf steht die Zivilbevölkerung im Mittelpunkt. Und wenn man sie in die Arme des Feindes treibt, ersetzt man einen taktischen Sieg durch eine strategische Niederlage.»

Kommentare

Pancho07-1

Wer stoppt endlich die Israelis? Über 16'000 Tote. Bebés, Greise, Frauen, Kinder, Kranke u.s.w. Sind dies alles Hamaskrieger? Nun wundert sich die Welt, warum der Antisemitismus wieder aufflammt.

Nefilim-1

Wer im Süden des Gaza Bomben wirft, im Wissen dass die Grenze zu Ägypten geschlossen ist, keine Fluchtmöglichkeit also. Die Leute buchstäblich ins Meer geworfen werden, der muss sich den Vorwurf des Völkermordes und der Ethnischen-Säuberung gefallen lassen. Dies für alle sehr einseitig voreingenommenen Israel-Befürwortert

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