Israel verweigert UN-Chef Guterres die Einreise
Wie geht es nach dem intensiven Raketenangriff von Iran auf Israel weiter? Die neuesten Entwicklungen gibt es hier im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Iran hat Israel am Dienstag mit fast 200 Raketen angegriffen.
- Die meisten der Geschosse wurden von Israel und der US-Verteidigungskoalition abgefangen.
- Israels Armee plant nach eigenen Angaben bereits einen Vergeltungsschlag.
Der Konflikt im Nahen Osten verschärft sich weiter. Der Iran hat am Dienstag fast 200 Raketen auf Israel abgeschossen. Dabei kam im Westjordanland eine Person ums Leben, in Tel Aviv wurden zwei Menschen verletzt.
Die meisten der Geschosse wurden von Israel und einer von den USA geführten Verteidigungskoalition abgefangen. Die US-Regierung bewertete den Raketenangriff auf Israel als «vereitelt und unwirksam».
Dennoch handele es sich um eine «bedeutende Eskalation», sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan in Washington. Israel drohte Iran am späten Dienstagabend bereits mit einem Vergeltungsschlag.
Weitere Updates gibt es hier in unserem Ticker:
20.15: Nach Regierungsangaben ist die Zahl der Vertriebenen im Libanon auf 1,2 Millionen angestiegen.
Rund 160'000 Menschen davon sind nach Aussagen des Leiters des Notfallausschusses der Regierung, Nasser Yassin, in Notunterkünften untergekommen. Die anderen seien zu Freunden, Verwandten, in Hotels oder in eigene Häuser in anderen Gegenden gezogen. Nach Angaben der Regierung überquerten seit Beginn der intensiven israelischen Angriffe auf Ziele der Schiitenmiliz Hisbollah vergangene Woche fast 300'000 Menschen die Grenze nach Syrien.
Hamas reklamiert Terroranschlag in Tel Aviv für sich
19.33: Die Hamas hat den Terroranschlag von Dienstagabend in Tel Aviv mit sieben Toten und 17 Verletzten für sich reklamiert: In einer Erklärung teilte die Terrororganisation mit, die beiden Täter aus der Stadt Hebron im israelisch besetzten Westjordanland seien ihre Mitglieder gewesen. Zugleich drohte die Hamas weitere Terroranschläge an.
Die beiden Männer, die erschossen wurden, hatten ihre Opfer in einer Stadtbahn und an einer Haltestelle in Jaffa, dem arabisch geprägten Stadtteil der Küstenmetropole, umgebracht. Einer von ihnen hatte ein Schnellfeuergewehr, der andere ein Messer. Bei den Opfern handelte es sich den Angaben zufolge um Fahrgäste der Bahn und Passanten.
Biden lehnt Angriff auf iranische Atomanlagen ab
19.05: Joe Biden hat sich nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel gegen eine Attacke auf iranische Atomanlagen ausgesprochen: «Die Antwort ist nein», sagte Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters vor dem Abflug in den US-Bundesstaat South Carolina.
Israel habe aber ein Recht, auf den Angriff zu reagieren. Biden sagte ausserdem, dass es weitere Sanktionen geben werde. Biden hatte bereits zuvor dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff gut abzuwägen
18.50: Die Staats- und Regierungschefs der sieben grossen westlichen Industrienationen (G7) haben den iranischen Angriff auf Israel entschieden verurteilt. Sie zeigten sich besorgt über die Eskalation und bekräftigten, dass ein Konflikt in der gesamten Region in niemandes Interesse liege, hiess es in einer gemeinsamen Mitteilung nach einer Videokonferenz.
18.26: Die Hisbollah hat sich bei einer Pressetour in den schwer von israelischen Luftschlägen getroffenen Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut weiter kampfbereit gezeigt.
Trotz der gravierenden Angriffe des israelischen Militärs und des Todes des Generalsekretärs Hassan Nasrallah sei der Widerstand intakt, sagte der Leiter des Pressebüros der Miliz vor Dutzenden lokalen und ausländischen Reportern.
18.16: Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) wollen gegen proisraelische Kampagnen im Land vorgehen. «Die Bürger werden dringend gebeten, jegliche Unterstützungskampagnen für Israel in sozialen Medien umgehend zu melden», gab die Geheimdienstabteilung der IRGC in einer Presseerklärung bekannt.
18.15: Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) empfiehlt Schweizer Staatsangehörigen, den Iran mit eigenen Mitteln zu verlassen. Allerdings nur, wenn dies möglich und sicher erscheint, teilte das Aussendepartement am Mittwoch auf X mit.
Weiterhin werde von Reisen in den Iran abgeraten. Die Entwicklung der Lage sei höchst ungewiss, heisst es auf der Website des EDA.
Auch für den Libanon empfiehlt das EDA, das Land mit eigenen Mitteln zu verlassen. Das EDA führe keine organisierte Ausreise von Schweizer Staatsangehörigen durch, hiess es.
Guterres erhält Unterstützung
17.53: Mehrere Länder des UN-Sicherheitsrates haben Generalsekretär António Guterres nach scharfen Angriffen aus Israel den Rücken gestärkt. Die Botschafterinnen und Botschafter unter anderem von Grossbritannien, Frankreich, Russland, Südkorea, Slowenien und Guyana betonten bei einer Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums ihre Unterstützung für den portugiesischen UN-Chef.
Der algerische Botschafter Amar Bendschama sagte, die Entscheidung Israels, Guterres zur «unerwünschten Person» zu erklären, zeige «eine klare Verachtung des UN-Systems und der gesamten internationalen Gemeinschaft.»
17.06: UN-Generalsekretär António Guterres fordert die Konfliktparteien in Nahost erneut zu einer Waffenruhe auf. «Die wütenden Brände im Nahen Osten entwickeln sich rasch zu einem Inferno», sagte Guterres bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.
32 Tote bei Vorstoss der isralischen Armee in Gaza
15.52: Die Gegend um die nordisraelische Stadt Safed ist nach Angaben der israelischen Armee von rund 40 Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Über Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt.
Auch in zahlreichen anderen israelischen Ortschaften in der Nähe der faktischen Grenze zum Libanon gab es immer wieder Luftalarm. Die Hisbollah berichtete, sie habe Raketen auf Orte nördlich der israelischen Küstenstadt Haifa abgefeuert.
14.43: Bei einem Vorstoss der israelischen Armee in der südlichen Gaza-Stadt Chan Junis sind mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen.
Viele der Opfer seien Frauen und Minderjährige gewesen, teilten die von der Hamas kontrollierten Rettungsdienste mit. Palästinensische Angaben machen in der Regel keinen Unterschied zwischen zivilen und militärischen Opfern.
Augenzeugen zufolge soll der Vorstoss ohne Vorwarnung erfolgt sein. Israelische Truppen hätten mehrere Häuser belagert und beschossen. Unter den Verletzten sei auch ein ortsansässiger palästinensischer Journalist gewesen.
Fünf Angehörige seiner Familie seien ums Leben gekommen. Israels Militär äusserte sich zunächst nicht zu seinem Vorgehen in Chan Junis.
Erstmals Verluste für Israel bei Kämpfen im Libanon
14.22: Erstmals seit dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon ist es zu Kämpfen am Boden und Verlusten für Israel gekommen. Ein 22-jähriger Soldat im Range eines Hauptmanns sei im Südlibanon im Kampf gefallen, teilte das israelische Militär mit. Über mögliche Verletzte machte es zunächst keine Angaben.
Die Mitteilung erwähnte neben Bombardierungen mit Präzisionsmunition erstmals auch Nahkampf-Einsätze. Durch Luftangriffe seien 150 Hisbollah-Ziele – Kommandozentralen, Waffenlager und Raketenabschussrampen – vernichtet worden.
14.00: Nach Angaben der libanesischen Armee sind israelische Soldaten in den Libanon eingedrungen. Die israelischen Bodentruppen hätten die als Blaue Linie bekannte Demarkationslinie verletzt, teilten die Streitkräfte mit. Sie seien unter anderem in Nähe des Dorfs Jarun etwa 400 Meter weit auf libanesischem Gebiet vorgerückt.
Danach hätten sich die israelischen Truppen wieder zurückgezogen. Die Schiitenmiliz Hisbollah meldete Stunden zuvor erstmals direkte «Kämpfe» mit israelischen Bodentruppen. Das israelische Militär sprach in einer Mitteilung gleichfalls erstmals von Nahkampf-Einsätzen im südlichen Libanon.
Italiens Ministerpräsidentin beruft G7-Treffen ein
13.46: Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat angesichts des iranischen Angriffs auf Israel ein Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs einberufen. Die Besprechung soll am Nachmittag im Rahmen einer Videokonferenz stattfinden, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete.
Italien werde sich weiter für eine diplomatische Lösung für den Konflikt im Nahen Osten einsetzen, sagte Meloni in Rom. Italien führt derzeit den Vorsitz in der Gruppe sieben grosser demokratischer Industrienationen (G7).
Israels Ex-Ministerpräsident fordert will Irans Atomanlagen zerstören
13.05: Der frühere israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hat die Zerstörung iranischer Atomanlagen gefordert. Bennett erklärte am Mittwoch auf X: «Wir müssen jetzt handeln, um das iranische Atomprogramm und seine zentralen Energieanlagen zu zerstören und dieses Terrorregime tödlich zu verletzen.»
Es gebe nun eine Rechtfertigung für einen solchen Einsatz, fügte er hinzu. «Jetzt, wo Hisbollah und Hamas lahmgelegt sind, ist der Iran ungeschützt.»
Bennett war 2021 israelischer Regierungschef geworden, konnte sich aber nur ein Jahr im Amt halten. Dem Iran wird immer wieder vorgeworfen, Atomwaffen entwickeln zu wollen. Das Land beharrt jedoch auf der Darstellung, sein Atomprogramm nur für friedliche Zwecke zu nutzen.
Israel erklärt UN-Chef Guterres zur «Persona non grata»
12.49: Israel verweigert UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Einreise. Hintergrund ist laut Israels Aussenminister Katz, dass Guterres den Angriff des Iran auf Israel nicht «unmissverständlich verurteilt» habe. Der UN-Chef wurde zur «Persona non grata» erklärt.
11.30: Die israelische Luftwaffe greift weiterhin Ziele im Libanon an, darunter erneut südlich der Hauptstadt Beirut. Im Ort Chuaifat gab es Anwohnern zufolge einen lauten Knall und Rauchwolken über dem Gebiet. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur NNA.
Auch in mehreren Orten im Süden, im Zentrum sowie im Nordosten des Landes setzte Israels Militär seine Angriffe demnach fort. Darunter nahe der Küstenstadt Tyros und mit schweren Angriffen im Ort Nabatijeh.
Allein dort habe es innerhalb von 24 Stunden 22 Tote und 47 Verletzte gegeben. Im Verlauf eines Tages zählte das Gesundheitsministerium insgesamt 55 Tote und mehr als 150 Verletzte.
Teils habe das Militär nahe Schulen und Spitälern angegriffen sowie eine neue Einrichtung des Zivilschutzes im Süden. Dessen Rettungskräfte zogen an Angriffsorten Leichen aus Trümmern, brachten Verletzte in Spitäler und löschten mehrere Brände.
Diplomaten fliehen auf Jachten aus dem Libanon
11.00: Auf der Flucht aus dem Libanon nehmen Menschen nach Medienberichten auch den Seeweg auf die Mittelmeerinsel Zypern.
In den vergangenen Tagen kamen in den Jachthäfen von Agia Napa und Larnaka täglich Luxusboote aus dem Libanon an. An Bord seien auch Diplomaten und andere Beschäftigte ausländischer Botschaften im Libanon. Sie wollten der Situation in dem Land nach Verschärfung des Konflikts zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel entkommen.
Viele Flüge aus der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden gestrichen oder sind ausgebucht. Eine Überfahrt von Beirut nach Agia Napa soll den Medienberichten zufolge 1000 bis 1500 Euro pro Person kosten. Dort seien bislang rund 30 Boote angekommen.
Zypern will bei Evakuierungen helfen
10.45: Zypern will bei den Evakuierungen von Bürgern aus der EU und anderen Staaten helfen. Dies im Falle einer weiteren militärischen Eskalation im Libanon. Ein detaillierter Plan sei in Kraft gesetzt worden, teilte der zyprische Regierungssprecher Konstantinos Letybiotis auf X mit.
Die Republik liegt gut 250 Kilometer vom Norden Israels entfernt. Es ist das EU-Land, das geografisch am nächsten liegt. Schon Ende September hatte es aus Regierungskreisen geheissen, könnten Fähren eingesetzt werden. Dies, falls der Flughafen in der libanesischen Hauptstadt Beirut schliessen müsse.
Die Ausreisewilligen würden dann aus dem Libanon in die Hafenstädte Limassol oder Larnaka gebracht. Auf diesen Routen konnten seit Beginn des Gaza-Kriegs bereits mehrmals Menschen in Sicherheit gebracht werden.
Der Evakuierungsplan mit dem Namen «Hestia» sieht vor, dass Flüchtende vorübergehend in Zelten, Schulen und Hotels untergebracht werden.
Hisbollah meldet direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen
09.40: Erstmals seit dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon hat die Schiitenmiliz Hisbollah dort direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen gemeldet. Diese hätten versucht, in den libanesischen Ort Udaissa direkt an der Grenze zu Israel einzudringen, erklärte die Hisbollah.
Deren Mitglieder hätten im Morgengrauen mit den Kräften der israelischen Infanterie «gekämpft» und sie zum Rückzug gezwungen. Auf israelischer Seite habe es Opfer gegeben. Das israelische Militär äusserte sich zunächst nicht zu den angeblichen Bodenkämpfen.
09.15: In Erwartung eines israelischen Gegenangriffs hat der Iran die Sperrung seines Luftraums verlängert. Zunächst bis Donnerstagfrüh um 5 Uhr (Ortszeit) seien zur Gewährleistung der Flugsicherheit alle Verbindungen gestrichen worden. Das berichtete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf einen Sprecher der Luftfahrtbehörde.
09.11: US-Aussenminister Antony Blinken hat den iranischen Raketenangriff auf Israel als «völlig inakzeptabel» bezeichnet. Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten habe der Iran einen direkten Angriff auf Israel unternommen. «Die ganze Welt sollte dies verurteilen», sagte er am Mittwoch (Ortszeit) in Washington.
Israel habe den Angriff mit aktiver Unterstützung der USA und anderer Verbündeter erfolgreich abgewehrt. «Wir haben einmal mehr unseren Einsatz für die Verteidigung Israels unter Beweis gestellt», sagte Blinken weiter. Die US-Regierung werde weiterhin in engem Kontakt mit Israel und anderen Partnern in der Region bleiben.
«Eskalation kann nicht gestoppt werden»
09.02: «Die Eskalation kann nicht gestoppt werden», warnt Islamwissenschaftler Reinhard Schulze in der SRF-Sendung «10 vor 10».
Der Experte betont: «Es könnte zu einem Flächenbrand zusammenwachsen». Damit ist ein grosser Krieg im Nahen Osten gemeint.
Er analysierte die Aussage des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian, dass dieser Angriff nur ein «Bruchteil unserer Fähigkeiten» sei. Schulze interpretiert diese Aussage so: Die iranischen Revolutionsgarden haben den Angriff ausgeführt, nicht die reguläre Armee des Landes.
Dies lasse Raum für weitere Eskalationen – momentan handelt es sich um einen Konflikt zwischen den Revolutionsgarden und Israel. «Es könnte also noch zu einem Konflikt zwischen Iran und Israel kommen.»
Die USA, Israel sowie der Iran würden aber versuchen, die Situation zu kontrollieren. «Um diese Eskalation nicht in ein Chaos münden zu lassen». Inzwischen gebe es aber so viele Konfliktherde im Nahen Osten. «Dass man nicht mehr weiss, wer jetzt die Kontrolle hat.»
Einziger Toter ist ein Palästinenser
08.00: Der Iran feuerte am Dienstagabend rund 180 Raketen auf Israel ab. Ein Grossteil der Geschosse konnte abgewehrt werden, nur wenige schlugen ein. Das Ausmass ist zurzeit noch nicht bekannt.
Der einzige Mensch, der bei dem Angriff ums Leben gekommen ist, ist offenbar ein Palästinenser (†38). Das berichtet die «Bild» unter Berufung des palästinensischen Zivilschutzes und lokalen Medien. Der Mann starb demnach im Westjordanland aufgrund Raketensplitter. Er stamme ursprünglich aus dem Gazastreifen.
In Israel selbst soll es keine Verletzten gegeben haben.
Irans Aussenminister: Fürchten keinen Krieg
07.33: Irans Aussenminister Abbas Araghchi hat unmittelbar nach dem Raketenangriff seines Landes auf Israel mit europäischen Kollegen telefoniert. Gespräche führte er unter anderem mit Bundesaussenministerin Annalena Baerbock und Kollegen in Grossbritannien, Frankreich sowie weiteren Ländern. Das berichtet die iranische Nachrichtenagentur Irna.
Die Raketenoperation sei nun abgeschlossen, sagte Araghchi laut Irna. «Aber sollte das zionistische Regime (Israel) Vergeltungsmassnahmen ergreifen, wird unsere Antwort noch härter ausfallen», erklärte der Minister. Die Islamische Republik Iran strebe keine Eskalation an, fürchte aber auch keinen Krieg, fügte er hinzu.
Biden: Konsequenzen für Iran bleiben abzuwarten
06.12: US-Präsident Joe Biden wirbt dafür, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf Israel gut abzuwägen.
Auf die Frage, wie Israel auf den Iran reagieren sollte, antwortete Biden im Weissen Haus in Washington: «Das ist momentan eine laufende Diskussion. Wir müssen uns alle Daten genau ansehen. Wir sind in ständigem Kontakt mit der israelischen Regierung und unseren Partnern, und das bleibt abzuwarten.»
Biden sagte, er habe nach dem Angriff noch nicht mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gesprochen. «Wir haben mit all seinen Leuten gesprochen, und ich werde mit ihm sprechen.»
Weiter sagte der US-Präsident, nach dem derzeitigen Stand scheine der Angriff abgewehrt und unwirksam gewesen zu sein. Das sei ein Beweis für die militärischen Fähigkeiten Israels und des US-Militärs.
Wie schätzen Experten die Lage ein?
05.55: Grant Rumley, ein Ex-Pentagon-Beamter, sagte der «NYT», im Gegensatz zu dem Angriff im April gebe es grosse Unterschiede. Damals war Israel tagelang vorgewarnt und konnte seine Verteidigung mit Verbündeten in der Region koordinieren. Der Angriff am Dienstag hingegen sei nur wenige Stunden im Voraus angekündigt worden.
«Daher ist es schwer, diesen neuen Angriff als rein symbolisch zu betrachten», sagte Rumley. «Es sieht auf jeden Fall nach einer Eskalation durch den Iran aus.»
Das Heft des Handelns liegt nach Einschätzung von Experten nun bei Israel. Mohanad Hage Ali sagte dem «WSJ», Irans Angriff gebe Israel Anlass, direkt auf iranisches Territorium zurückzuschlagen. Das könnte laut dem stellvertretenden Direktor des Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center, einem Forschungsinstitut in Beirut, einen regionalen Krieg auslösen.
Ähnlich schätzt Bilal Saab, ein ehemaliger Pentagon-Beamter und jetzt bei der Denkfabrik Trends Research and Advisory, die Lage ein. Er sagte: «Die Möglichkeit einer weiteren Eskalation hat mehr damit zu tun, was Israel will und weniger damit, was der Iran tut.» Er fügte hinzu: «Israel sieht hier eine einmalige Gelegenheit, all seinen Gegnern zu schaden und ihnen möglicherweise einen tödlichen Schlag zu versetzen.»
«CNN»-Reporter berichten von Explosionen in Beirut
04.15: Reporter von «CNN» berichten von Explosionen in Beirut. Wie ein Foto des US-Nachrichtensenders zeigt, waren am Himmel über den südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt dicke Rauchschwaden zu sehen.
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) hatten zuvor erklärt, sie griffen Ziele der Hisbollah in mehreren südlichen Vororten Beiruts an. Weitere Einzelheiten zu der Operation würden folgen.
Die Bevölkerung wurde zudem aufgefordert, mehrere Stadtteile und Gebäude in den südlichen Vororten zu räumen. Die Evakuierungsbefehle des israelischen Militärs wurden zwischen Mitternacht Ortszeit und 3 Uhr morgens in den sozialen Medien veröffentlicht. Wahrscheinlich zu einer Zeit, in der viele Menschen schlafen.
US-Ratingagentur senkt Israels Kreditwürdigkeit
03.55: Die US-Ratingagentur S&P hat den langfristigen Ausblick für Israel um eine Stufe von A+ auf A gesenkt. Der Ausblick sei negativ und die Herabstufung spiegele die Auswirkungen des sich verschärfenden Libanon-Konflikts auf die israelische Wirtschaft.
Mit einem schlechteren Rating steigen üblicherweise die Kosten bei der Aufnahme von neuen Krediten, da das Ausfallrisiko höher eingestuft wird.
Macron fordert Israel zum Ende der militärischen Operationen auf
02.37: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilt die Angriffe Irans auf Israel. Zudem ruft er in einem Statement auch Israel, dazu auf, die militärischen Operationen so schnell wie möglich zu beenden. Libanon solle seine Souveränität und die territoriale Integrität wiedererlangen.
Kursverluste und steigende Ölpreise nach iranischem Angriff
02.30: Der iranische Raketenangriff auf Israel hat an der New Yorker Börse zu Kursverlusten und steigenden Ölpreisen geführt. In New York gaben der Dow Jones und der Technologie-Index Nasdaq am Dienstag um rund anderthalb Prozent nach.
Der Preis für die Rohölsorte Brent North Sea stieg um 2,6 Prozent auf 73,56 Dollar pro Barrel. Der Preis für Gold, das als besonders sichere Geldanlage gilt, verteuerte sich um rund ein Prozent. Er nimmt damit ein neues Rekordhoch von über 2600 Dollar pro Unze ein.
Israel greift erneut Hisbollah-Stellungen in Beirut an
01.55: Nach dem iranischen Raketenangriff hat Israel im Kampf gegen die Hisbollah-Miliz erneut die libanesische Hauptstadt Beirut angegriffen. Die Armee attackiere «terroristische Ziele in Beirut», teilte die Armee am frühen Mittwochmorgen mit.
Details nannte das Militär zunächst nicht. Zuvor hatte Israel kraftvolle Angriffe im Nahen Osten angekündigt. Die iranischen Raketenangriffe hätten keine Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe, hiess es.
Iran droht Israel bei Vergeltung mit weiteren Angriffen
01.45: Der Iran hat Israel im Falle einer Vergeltungsmassnahme nach seinem Raketenangriff gedroht. «In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen», schrieb der iranische Aussenminister Abbas Araghchi auf der Plattform X.
«Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschliesst, zu weiteren Vergeltungsmassnahmen aufzurufen.»
Sein Land habe mit dem Angriff vom Dienstagabend Selbstverteidigung gemäss der UN-Charta ausgeübt. Es seien ausschliesslich Militär- und Sicherheitseinrichtungen angegriffen worden, «die für den Völkermord in Gaza und im Libanon verantwortlich sind».
Der Iran habe dies getan, «nachdem wir fast zwei Monate lang enorme Zurückhaltung geübt haben. Wir haben Raum für eine Waffenruhe in Gaza geschaffen». Die Unterstützer Israels hätten jetzt eine grössere Verantwortung, «die Kriegstreiber in Tel Aviv zu zügeln».
Grossbritannien: Britisches Militär in Nahost beteiligt
01.20: Das britische Militär hat sich am Abend an Versuchen beteiligt, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu verhindern. Das teilte Verteidigungsminister John Healey in der Nacht in einem Post auf der Plattform X mit.
«Ich verurteile den Angriff des Irans auf Israel aufs Schärfste», teilte Healey mit. Er dankte den Beteiligten des britischen Militärs für ihren Mut und ihre Professionalität.
«Das Vereinigte Königreich steht voll und ganz hinter Israels Recht, sein Land und seine Bevölkerung gegen Bedrohungen zu verteidigen.» Einzelheiten zu der genauen Art der britischen Beteiligung nannte der Verteidigungsminister nicht.
Netanjahu: Iran wird für seinen Fehler bezahlen
23.15: Israel Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach dem iranischen Angriff Vergeltung angekündigt. «Der Iran hat heute Abend einen grossen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen».
Das sagte Netanjahu dem israelischen Sicherheitskabinett nach Angaben seines Büros. Irans Angriff sei gescheitert. Auch Israels Armeechef Herzi Halevi hat eine Reaktion auf den iranischen Angriff angekündigt.
«Wir werden entscheiden, wann wir den Preis fordern und unsere präzisen und überraschenden Angriffsfähigkeiten demonstrieren werden». Dies geschehe auf Anweisung der Regierung.
Wie genau ein Vergeltungsschlag aussehen könnte, teilte er nicht mit. Halevi zufolge hat Israel seine Fähigkeit gezeigt, den Erfolg seines Feindes zu verhindern.
Grund sei das vorbildliche Verhalten der Zivilbevölkerung sowie seine starke Luftabwehr. Landesweit hatten Millionen Menschen gemäs den offiziellen Anweisungen Zuflucht in Bunkern und Schutzräumen gesucht.