Ist die Abschlusserklärung der Klimakonferenz in Dubai genug?
Im Abschlusstext zum Klima-Treffen in Dubai fehlt ein klares Aus für fossile Brennstoffe. Es hätte schlimmer kommen können, sagt ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Die COP28 in Dubai bringt nur einen vagen Aufruf zur Abkehr von fossiler Energie.
- Für viele ist das zwar ein erster Schritt – aber noch nicht wirklich genug.
- Klimaforscher Reto Knutti ordnet den Abschlusstext ein.
Die Abschlusserklärung der Klimakonferenz in Dubai sieht kein klares Aus für fossile Brennstoffe vor. Im Dokument werden die Staaten nur dazu aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren Energiesystemen abzuwenden. Der Text bleibt jedoch sehr vage.
Am Mittwoch wurde das Papier schliesslich von den Teilnehmenden der COP28 angenommen. Es gab Applaus und stehende Ovationen. Doch die Reaktionen fallen nicht nur positiv aus.
Auch Klimaforscher Reto Knutti von der ETH Zürich zieht eine gemischte Bilanz: «Gescheitert ist die Konferenz nicht. Angesichts der sehr schwierigen Diskussionen über die letzten zwei Wochen und der anfänglich sehr schwachen Textvorschläge des Vorsitzenden hätte es schlimmer kommen können.»
Der Abschlusstext beinhalte die «wesentlichen Elemente», sagt Knutti zu Nau.ch: «Er wählt aber unverbindliche Formulierungen und beinhaltet Schlupflöcher.» Am Ende bleibe also das Verständnis, dass man das Problem lösen müsse. Wie genau und wer wie viel beitragen soll, sei jedoch unklar.
«Klimapolitik ist nationale Politik»
Die sogenannte «Aufforderung» übt laut Knutti nicht viel Druck aus: «Das ist in etwa so verbindlich, wie wenn ich meine Kinder auffordere, ihr Zimmer aufzuräumen.»
Das grundsätzliche Problem an solchen Uno-Treffen ist, dass alle einverstanden sein müssen. Dies zeigt sich dann im Abschlusstext, wie Knutti ausführt: «Angesichts der ungleichen Interessen, Entwicklungsstände und Voraussetzungen der Länder ist es nicht erstaunlich, dass man sich auf sehr wenig einigen kann.»
Zudem bleibt die Frage, wie die Aufforderung jetzt tatsächlich national umgesetzt wird. Denn Knutti betont: «Klimapolitik ist nationale Politik. Jedes Land muss sein Energiesystem umbauen, mit den nationalen Begebenheiten.»
Auch die Schweiz habe zu wenig gemacht bisher, stellt der Experte klar. Dabei habe man nicht nur eine Verantwortung, mehr zu tun. Man könnte sogar profitieren, wenn man die Infrastruktur umbaut. «Die Schweiz hat alles, was nötig ist, sie muss nicht auf andere warten, wir brauchen nur den gesellschaftlichen, politischen Willen.»
Klimaaktivisten äussern Kritik, aber nicht nur ...
Auch die Klimabewegung kritisiert die Resultate des Treffens in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wenn auch etwas weniger heftig als auch schon.
Greenpeace schreibt auf X, vormals Twitter, beispielsweise: «Die Klimakonferenz endete nicht mit dem historischen Abkommen, das wir brauchten. Sondern mit einem Signal, vor dem sich die fossile Industrie gefürchtet hat.»
Einerseits ist die Umweltorganisation also nicht ganz zufrieden. Andererseits kann man herauslesen, dass der Aufruf zur Fossil-Abkehr zumindest ein positives Signal ist. Weitere Klimaaktivistinnen und -aktivisten äussern sich in den sozialen Medien ähnlich.
«Kurskorrektur nicht erreicht»
Aber auch aus Sicht mehrerer Staaten ist der Text nicht ganz das, was sie sich erhofft haben. Der US-Klimabeauftragte John Kerry zeigt sich zwar zufrieden, dass es einen Beschluss gab. Allerdings hätte er sich eine klarere Formulierung gewünscht. Deutschlands Aussenministerin Annalena Baerbock sagt, die Erklärung sei erst «ein Anfang».
Der Uno-Klimachef Simon Stiell liess verlauten, dass das Treffen in Dubai einen Schritt weiter hätte gehen sollen.
Die Inselstaaten, die besonders stark unter den Folgen des Klimawandels leiden, zeigen sich dagegen klar verärgert. Man sei übergangen worden, monierte eine Vertreterin des Pazifikstaates Samoa. Ihre Gruppe habe sich noch koordinieren müssen und sei nicht rechtzeitig im Raum gewesen, um Stellung zu beziehen.
Das klare Fazit der Samoa-Delegierten: «Die Kurskorrektur, die wir brauchten, ist nicht erreicht worden.»