Der saudische Verbund Opec+ will weniger Öl fördern. Joe Biden kündigte «Konsequenzen» an. Ein Experte vermutet: Es handelt sich bloss um Wahlkampf-Rhetorik.
Joe Biden
Bei einem Treffen im Juli verweigert Joe Biden dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman einen Handschlag. Er weicht auf einen Fist Bump aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ölverbund Opec+, geführt von Saudi-Arabien und Russland, will weniger Öl fördern.
  • Für US-Präsident Joe Biden ist die Ankündigung ein No-Go – er droht mit Konsequenzen.
  • Ein Experte erklärt die Lage.
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Vergangene Woche kündigte Saudi-Arabien eine Öl-Förderkürzung an. Heisst: Der Ölverbund Opec+ will von November an täglich weniger Öl führen. Die Allianz wird nicht nur von Saudi-Arabien dominiert – auch Russland gilt als führende Kraft.

Der Entscheid des sonst als pro-westlich geltenden Saudi-Arabiens stösst US-Präsident Joe Biden sauer auf. Die USA drohen daraufhin mit einer Einstellung der militärischen Zusammenarbeit. Denn: Das angekündigte verknappte Angebot lässt die Öl- und Gaspreise steigen. Davon profitiere insbesondere der Kreml, so der Vorwurf.

Stellt sich Saudi-Arabien mit der angekündigten Öl-Förderkürzung somit hinter Russland? Nicht unbedingt, sagt Christoph Frei von der Universität St. Gallen auf Anfrage von Nau.ch.

«Saudi-Arabien markiert vor allem souveräne Unabhängigkeit von den USA: Wir tun, was wir für richtig halten», so der HSG-Staatswissenschaftler.

«Strategische Rolle Saudi-Arabiens ist für die USA zu gross»

Auch, dass Moskau mit den steigenden Preisen den Ukraine-Krieg weiterfinanzieren könnte, hält der Professor für Politikwissenschaft für unwahrscheinlich: «Die Ölpreise sind Zyklen unterworfen: Steigende Preise verkleinern nur einfach die Nachfrage, was früher oder später zu sinkenden Preisen führt.»

opec
Opec+ will ab November täglich weniger Öl fördern – offiziell aus «rein wirtschaftlichen» Gründen.
Saudi Arabien
Joe Biden hält nichts von der angekündigten Öl-Förderkürzung. Der US-Präsident hat dem Wüstenstaat Konsequenzen angedroht. Im Bild: Joe Biden bei einem Treffen mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.
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US-Senatoren aus Bidens demokratischer Partei fordern deshalb die Einstellung der militärischen Zusammenarbeit. Im Bild: Ein Fallschirmjäger des US-Militärs. Foto: Master Sgt. Alexander Burnett/U.S. Army/AP/dpa
drohung
Christoph Frei, Professor für Politikwissenschaft an der Universität St. Gallen, geht aber nicht davon, dass die Drohung wahrgemacht wird.
Wahlen in den USA
Bidens gewählte Rhetorik sei eher auf die kommenden Wahlen zurückzuführen, betont Frei. Im Bild: Blick auf das Kapitol in Washington.

Daran, dass die USA ihre Drohungen gegen den Wüstenstaat wahrmachen, glaubt Frei ebenfalls nicht: «Die strategische Rolle Saudi-Arabiens ist für die USA viel zu gross.»

Joe Biden steht vor Wahlen unter Druck

Vielmehr vermutet Frei: Das bestimmte Auftreten ist vor allem auf die kommenden Senatswahlen zurückzuführen. «Die Demokraten um Joe Biden stehen stark unter Druck.»

Und welche Auswirkungen hat die Kürzung auf die ohnehin angeschlagene Weltwirtschaft? «In kurzer Frist mögen die Kürzungen rezessive Tendenzen befeuern. In mittlerer und längerer Frist ist der Trend ‹weg vom Öl› aber nicht nur absehbar, sondern gewiss.»

Mit dem angekündigten Schritt beschleunige die Opec+ die Transformation eher, als dass sie diese verlangsame.

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